
Kreis Herford. Der Schock saß tief, als im Mai des Vorjahres die Geburtenstation des Klinikums Herford schloss, weil Hebammen fehlen. Landrat Jürgen Müller reagierte und suchte die Partnerschaft zur privaten Fachhochschule des Mittelstand (FHM). Die ermöglicht ab Beginn des neuen Studienjahres im Oktober 2020 eine akademische Hebammen-Ausbildung auf dem Gelände des Bildungscampus. Als eine Art Starthilfe finanziert der Kreis Herford zehn Hebammen die Ausbildung. Am Donnerstag, 13. Februar, wurde der Vertrag unterzeichnet.
„Das muss nicht bei den zehn Plätzen bleiben. Wir können auch 30 Studierende aufnehmen. Vorausgesetzt sie finden eine Ausbildungsstätte in einer Klinik oder in einem Geburtshaus, weil sich unser Studium aus einem praktischen und einem theoretischen Teil zusammensetzt", sagt Rainer Beurskens, der den Bachelor-Studiengang für die FHM als Wissenschaftlicher Studiengang-Leiter in Herford begleitet.
Voraussetzung für das Studium ist das Gesetz zur Reform der Hebammenausbildung, das ab diesem Jahr eine vollständige Akademisierung der Hebammenausbildung vorsieht. Deshalb bietet die FHM als erste Hochschule in der Region Ostwestfalen-Lippe diese Ausbildung an, bei der die Studierenden auf die Tätigkeit der Geburtshilfe vorbereitet werden. „Eine vergleichbare Einrichtung gibt es in dieser Region lediglich in Osnabrück", sagt FHM-Rektorin Anne Dreier bei Unterzeichnung des Vertrags im Herforder Kreishaus.
»Zukunftsfähige Bedingungen für den Kreis Herford«
Federführend bei der Kooperation ist Landrat Jürgen Müller: „Die qualitativ hochwertige Hebammenversorgung ist sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich von großer Bedeutung. Hier schaffen wir durch die Kooperation mit der FHM für den Kreis Herford zukunftsfähige Bedingungen. Wir brauchen zur Aufrechterhaltung dieses Berufszweiges qualifizierte Hebammen, die einen wichtigen Beitrag im Gesundheitswesen leisten. Deshalb gehen wir nun im Zuge der Reform der Hebammenausbildung neue Wege."
Für die vom Kreis Herford finanzierten Studierenden gilt die Verpflichtung, dass sie nach dem abgeschlossenen Studium für mindestens fünf Jahre im Kreis Herford tätig sind. Das Studium findet sowohl auf dem Bildungscampus in Herford, als auch an der FHM in Bielefeld statt. Die Praxisphasen absolvieren die Studierenden im Klinikum Herford und im Mathilden-Hospital Herford.
Die Kosten betragen pro Studienplatz und Monat 640 Euro. Allerdings können die Studierenden eine Ausbildungsplatzvergütung erwarten, die nach bisheriger Vorgabe 1.100 Euro beträgt und die für die neuen akademischen Bedingen noch ausgehandelt werden soll.
Sinnvolle Abwechslung zwischen Theorie und Praxis
FHM-Professor Walter Niemeier: „Das Studium beginnt mit einem vierwöchigen Theorie-Teil. Dann folgen sechs Wochen in der Praxis, ehe sich dann weder neun Wochen Theorie anschließen. Den Abschluss bildet eine theoretische Bachelor-Arbeit sowie ein praktischer Test, bei der an einem Modell bestimmte Fälle abgefragt werden."
„Die FHM ist als Hochschule seit Jahren im Gesundheitssektor tätig. Wir möchten mit dem Bachelor Hebammenwissenschaft in den nächsten Jahren dem Fachkräftemangel aktiv entgegenwirken und damit auch zu einer besseren Versorgung von schwangeren Frauen in Deutschland beitragen", sagt Anne Dreier, die sich mit dem Landrat darin einig ist, dass mit den zusätzlichen Hebammen die Abwanderung in andere Kliniken verringert und der Kreis Herford für werdende Mütter wieder attraktiver werden soll.
Wer sich für den neuen Studiengang der Hebammenwissenschaft interessiert, ist zu dem Infotermin eingeladen: Am Montag, 16. März 2020, ab 18 Uhr am Bildungscampus Herford im Konferenzzentrum/Auditorium, Mary-Somerville-Boulevard 4 in Herford.
Bitte Anmeldung per E-Mail an den Kreis Herford, Referentin des Landrats, Ella Nitsche: e.nitsche@kreis-herford.de