Herforderinnen retten kleine Igelbabys vor der Kälte

Herford. Sie sind klein, sie sind stachelig und sie haben einen Riesenhunger – ein Dutzend kleine Igel, die jede Menge Glück hatten und bei Angela Krieger untergekommen sind. Seit dem vergangenen Jahr hat sich die Herforderin die Igelrettung auf die Fahne geschrieben – zusammen mit einigen Gleichgesinnten. Die kleine Gruppe Ehrenamtlicher nennt sich jetzt Igelhilfe Herford und hat sogar einen eigenen Facebook-Auftritt ins Leben gerufen. »Das ist dann wohl meine Nummer dreizehn« Während Angela Krieger und Verena Falk, die mit einigen ihrer stacheligen Schützlinge zum Pressetermin angereist ist, erklären, warum sie sich für die Igel engagieren, klingelt es an der Haustür. &bdquo;Ein Notfall", sagt Krieger kurz, die mit einer kleinen Kiste an den Küchentisch zurückkehrt. Sie schlägt das Handtuch zur Seite, ein weiterer kleiner Igel sitzt darunter. &bdquo;Der ist jetzt gerade abgegeben worden. Das ist dann wohl Nummer dreizehn." Ganz kalt sei er und voller Fliegeneier, stellt Verena Falk fest, als sie den kleinen Notfall auf die Hand nimmt. Angela Krieger bereitet schon das Wichtigste vor: eine Wärmeplatte. Das runde Ding aus Kunststoff sieht ein bisschen aus wie eine Frisbee-Scheibe und kommt ein paar Minuten in die Mikrowelle. &bdquo;Da ist Gel drin. Das hält die Wärme mehrere Stunden", erklärt Krieger. Da die kleinen Igel ihre Körpertemperatur noch nicht allein halten können und oft völlig ausgekühlt bei den Retterinnen ankommen, ist die Wärmeplatte die erste Maßnahme, die dringend ergriffen werden muss. &bdquo;Wenn die Kleinen so kalt sind, darf man ihnen auch keine Nahrung geben", erklärt Falk. &bdquo;Wenn sie in diesem Zustand fressen, besteht die Gefahr eines Kreislaufzusammenbruchs, und sie können sterben." Überhaupt muss man bei der Igelpflege auf einiges achten. Nach der Wärme kommt die Suche nach Schädlingsbefall. &bdquo;Am schlimmsten sind Fliegeneier, wie man sie hier an Nummer dreizehn gut erkennt", sagt Verena Falk und deutet auf eine Ansammlung weißer kleiner Larven am Auge des Neuankömmlings. &bdquo;Diese Schädlinge können kleinen schwachen Igelbabys schnell gefährlich werden." Mit einer Zahnbürste oder einer gut gesäuberten Mascara-Bürste ließen sie sich aber gut entfernen, so Falk. Oft hätten die kleinen Tiere auch Flöhe, fügt Angela Krieger hinzu. Deshalb müssen sie mit einem Anti-Floh-Spray behandelt werden. &bdquo;Es ist übrigens falsch, dass viele Menschen glauben, die Igel-Flöhe würden auf sie oder ihre Haustiere überspringen. Diese Art der Parasiten hat sich rein auf die Stacheltiere spezialisiert. Sie können uns Menschen zwar kurz piesacken, ziehen dann aber schnell weiter." Sind die kleinen Igel erst einmal warm und entfloht, haben sie Hunger. &bdquo;Es ist derzeit sehr wichtig, dass sie schnell zunehmen", sagt Krieger. Schließlich stehe der Winter vor der Tür und vor dem Winterschlaf müssten die Tiere noch viel zunehmen. Gefüttert wird Katzenfutter – aber nicht irgendeines. &bdquo;Die Igel vertragen nur Pastete – ohne Soße, ohne Gelee. Wichtig ist, dass der Fleischanteil möglichst hoch ist. Auch Rührei essen sie gern", sagen die Igel-Expertinnen. Und eines ist ihnen besonders wichtig: &bdquo;Keine Milch hinstellen! Igel sind laktoseintolerant und vertragen überhaupt keine Kuhmilch." Ganz kleine Igelbabys brauchten eine spezielle Aufzuchtmilch, aber ansonsten sei Milch tabu. In den verschiedenen privaten Igel-Pflegestellen sind derzeit rund 50 Tiere untergebracht. &bdquo;Es gilt jetzt, die kleinen Tiere kontrolliert durch den Winter zu bringen", so Angela Krieger. Es würden übrigens noch Menschen gesucht, die Gartenhäuser oder ungeheizte Kellerräume hätten, in denen die Igel in Ruhe ihren Winterschlaf abhalten könnten. &bdquo;Um das in der freien Natur zu tun, werden sich die kleinen Igel jetzt nicht mehr genug Gewicht anfressen können", so Falk. Deshalb sei es wichtig, dass nette Menschen ein Auge auf die Tiere hätten, während sie schliefen. &bdquo;Manchmal wachen sie zwischendurch auf und haben Hunger. Dann muss zugefüttert werden." »Wir Menschen machen es den Igeln nicht gerade leicht« Im April oder Mai wachen die Tiere wieder auf, müssten in der Regel noch etwas gepäppelt werden, bis sie ein stabiles Gewicht erreicht hätten, und dann könnten sie ausgewildert werden. &bdquo;Das ist schon zeitaufwendig und erfordert viel Einsatz, aber es lohnt sich", darin sind sich Krieger und Falk einig. &bdquo;Igel haben es nicht leicht – wir Menschen machen viel kaputt von ihrem Lebensraum. Da ist es ein gutes Gefühl, zu helfen."

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