
Kreis Herford. Der Waschbär ist auf dem Vormarsch und entwickelt sich zunehmend zur Plage. Der maskierte Eindringling verwüstet Blumenbeete, räumt Mülltonnen aus und ist zur Gefahr für andere Arten geworden. Weil in Diebrock Eier von Eisvögeln und in Lenzinghausen der Nachwuchs von Kiebitzen auf der Speisekarte des Plagegeistes stehen und weil dieser Geselle auch in Vlotho sowie in Löhne-Obernbeck besonders nachtaktiv ist, soll es mit finanziellen Naturschutz-Mitteln dem Waschbären an den Kragen gehen.
Die geschützte Kreuzkröte ist zum Leckerbissen geworden
Nach ausgiebiger Diskussion genehmigte der Naturschutzbeirat des Kreises Herford in seiner jüngsten Sitzung einen Antrag auf Unterstützung für Lebendfallen, die aber nur in Löhne-Obernbeck aufgestellt werden, weil dort die geschützte Kreuzkröte zum Leckerbissen für den Waschbär geworden war.
Naturfreunde hatten wie üblich im Frühjahr die Wege der Kreuzkröten zu ihren Laichplätzen gesichert und dafür Eimer platziert. Die darin angefundenen Tierchen sollten später über die Straße transportiert und wieder ausgesetzt werden. Diese vom Menschen aufgestellten Kreuzkröten-Sammelstellen soll der Waschbär ausgekundschaftet und wie im Supermarktregal zugegriffen haben. Weswegen etliche Naturschützer zuletzt diese Art des Naturschutzes bleiben ließen.
„Wir müssen uns dem Problem stellen."
Klaus Nottmeier (Leiter der Biologischen Station Ravensberg in Stift Quernheim): „In anderem Regionen kennen wir die Probleme mit den Waschbären schon länger. Inzwischen betrifft das auch den Kreis Herford. Bei Bodenbrütern und Amphibien haben wir ganz große Verluste." Nottmeier unterstütze den Beschluss-Vorschlag der Kreisverwaltung: „Wir müssen uns dem Problem stellen."
Karl-Heinz Diekmann (Abteilungsleiter Umwelt beim Kreis Herford) erläuterte: „Der Kreis soll Lebendfallen mitfinanzieren, um den Bestand der Waschbären zu reduzieren. In Löhne-Obernbeck wären das aus Naturschutzmitteln mehrere Fallen und 7.500 Euro, an den anderen drei Standorten jeweils 1.500 Euro."
Die darauf folgende Diskussion dominierten Jochen Meyer zu Bexten, der mitunter als Jäger unterwegs ist und Bernd Meier-Lammering, der als Kreisvorsitzender des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) bekannt ist.
Meyer zu Bexten: „Die Bestände des Waschbären haben sich vervielfacht. Wurden vor drei Jahren noch knapp 300 dieser Tiere gezählt, so sind es 2017/18 im Kreis Herford 780 gewesen. Das kann man beispielsweise an Werre und Aa sehen, wo es so gut wie gar keine Entenküken mehr gibt. Ich führe das auf den Waschbären zurück."
Meier-Lammering mochte sich mit dem Gedanken nicht anfreunden, dass aus Mitteln des Naturschutzes der Waschbär bekämpft werden solle. „Bei den Kiebitzstandorten sind andere Maßnahmen effektiver, wie etwa durch einen Elektrozaun um die Brutstätten."
Jäger lassen jagdbares Wild nicht laufen
Der BUND-Chef hinterfragte zudem den sogenannten Beifang und meinte andere Tiere, die sich ebenfalls in den Waschbärenfallen verirrten. Er hörte, dass Jäger jagdbares Wild im Gegensatz zu (beispielsweise) Katzen nicht laufen lassen würden. Worauf Bernd Meier-Lammering „diese Kröte" nicht schlucken wollte: „Kein Geld aus dem Naturschutz für den Waschbärenfang."
Geld gibt es nach dem Beschluss des Naturschutzbeirates nun doch. Und zwar für die Fallen in Löhne-Obernbeck. Die gefangenen Waschbären sollen getötet werden. An entsprechender Nachfrage hapere es nicht. Kürschner hätten großes Interesse.