Pfiffige Hobby-Handwerker reparieren in Enger, was kaputt ist

Enger. Wegwerfen ist das Ding der Herren im gesetzteren Alter nicht. Sie leben etwas vor, das heutzutage hochtrabend als Nachhaltigkeit bezeichnet wird. In Ihrer Jugend war es für sie vollkommen normal: Was kaputt ist, wird repariert. Und genau das leben sie jeden zweiten Dienstag im Monat in der Zeit zwischen 17 bis 19 Uhr im Haus der Kulturen vor; und setzen es um. Neu ist der Name: Der Kreis heißt nicht Reparatur-Runde, sondern neudeutsch Repair-Café. Wobei der neue Name impliziert: Hier gibt es neben der Hilfe auch Zeit für Kaffee und Kuchen und Gespräche. Seit einem Jahr stellen die Tüftler und Kenner der Materie – es sind gut ein Dutzend &bdquo;Bewahrer“ – ihre Dienste der Allgemeinheit zur Verfügung. Sie wagen sich an &bdquo;alles, was die Besucher hier zu uns tragen können. &bdquo;Weiße Ware“ wird nicht repariert. Andreas Gittel, Peter Grünig, Rainer Tönsing, Wilfried Zurhorst, Kordula Schimke, Klaus Hagedorn und Holger Grabbe berichten zum einjährigen Bestehen der Runde gern, was ihnen da so alles untergekommen ist. Das Spektrum reicht von der defekten Nachttischlampe bis zum Toaster, der nicht mehr toastet. Gern erinnert sich Tönsing am Menschen, die besonders dankbar für die Reparatur seinen, &bdquo;weil sie emotional sehr an genau diesem Gerät hängen.“ Er denkt an eine ältere Dame, die mit einem alten CD-Player kam, der recht schnell wieder instand gesetzt war. &bdquo;Da war einfach nur die Linse verschmutzt. Als das Gerät wieder funktionierte, zeigte die Dame uns die beiden klassischen CDs, die sie dabei hatte. Die hatte ihr Mann immer genau in diesem Player gehört. Sie war sehr dankbar und hatte Tränen in den Augen.“ Alle Mitglieder des Reparatur-Teams stimmten ihm zu, als er sagte: &bdquo;Wir können so vielen Leuten Freude machen.“ Auch der Bürgermeister nutzt das Repair-Café Und so wie beim CD-Player, der reparierten alten Stehlampe oder auch dem Schallplattenspieler aus der Musiktruhe der 40er-Jahre, steht hinter vielen der kaputten Geräte eine sehr persönliche Geschichte. &bdquo;Selbst der Bürgermeister war schon mit einer defekten elektronischen Steuerung da. Aber ich glaube, der wollte auch einfach nur mal gucken“, sagt Rainer Tönsing lächelnd. &bdquo;Wir bieten hier halt auch eine Seelenreparatur an“, sagt Holger Grabbe mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Derweil bei den anderen Mitgliedern im Alter zwischen 58 und 78 Jahren hauptsächlich praktische Fähigkeiten gefragt sind, liegt die Hauptanforderung an den pensionierten Hochschullehrer eher im Bereich Kommunikation. &bdquo;Obwohl: Ich habe mal töpfern gelernt“, sagt er und lächelt. Lesen Sie auch: Neues Repair-Café öffnet in Enger Da haben ihm die anderen in Sachen Reparaturfähigkeit Praxis einiges voraus. Als Beispiel hat Klaus Hagedorn &bdquo;viel Erfahrung und Freude an der Technik“, Wilfried Zurhorst ist in Sachen Radio- und Fernsehtechnik fit, Rainer Tönsing kennt sich mit Motoren, Elektrik, CB-Funk und Modellbau bestens aus, Peter Grünig ist Elektroingenieur. Sein Fachgebiet: &bdquo;Alles vom Kassettenrekorder bis zur Puppe. Und außerdem habe ich im Laufe der Jahre viel bei der Reparatur von Sachen meiner neun Nichten und Neffen gelernt.“ Andreas Gittel ist der Team-Spezialist bei Fragen in Sachen Chemie, Elektronik und Metallbearbeitung. Außerdem ist er Glasbläser. Reparatur im Repair-Café ist kostenfrei Zum Team gehören aber noch weitere Spezialisten und Generalisten. Gabriele Schlüter zum Beispiel ist die Nähmaschinen-Fachfrau. Und Eva Kassing und Vera Kiesewalter sind absolute Expertinnen, wenn es ums Kuchenbacken für die Runde geht. Allen ist eines gemeinsam: &bdquo;Wir ziehen unser Glücksgefühl aus dem Helfen-Können“. So beschreibt Peter Grünig die allgemeine Motivation der Helfer. Rainer Tönsing: &bdquo;Bei 85 Prozent aller defekter Geräte unserer Besucher finden wir den Fehler. In 70 Prozent aller Fälle können wir sie reparieren.“ Damit geben die Helfer den Besuchern oft das gute Gefühl, nachhaltig gehandelt zu haben. Eine Preisliste für die Hilfstätigkeit gibt es nicht. Aber die Gruppe freut sich über eine Spende. Das Geld wird dann in neues Werkzeug investiert. Sehr umfangreich war die Werkzeug-Spende aus dem Nachlass des ehemaligen Gründungsmitglieds der Gruppe, Hermann Fleer. Jetzt sucht das Reparatur-Team noch einen Werkzeug-Schrank. &bdquo;Gern aus Metall und vielleicht ein mal zwei Meter groß“, erklärt Klaus Hagedorn. Zudem sind auch neue Mitglieder stets willkommen. Gern auch junge Leute; die etwas beitragen und auch etwas lernen wollen. Denn auch die Weitergabe von Fertigkeiten und Erfahrungen hat schließlich ganz viel mit Nachhaltigkeit zu tun.

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