Repair-Café in Bad Oeynhausen: Hier werden Geräte repariert statt weggeworfen

Bad Oeynhausen. Als Gisela Brockmeyer pünktlich zur Adventszeit ihre geliebte Weihnachtspyramide vom Boden holte, war die Enttäuschung groß: Kein einziges Lämpchen erhellte den Weihnachtsschmuck. Auch das Austauschen der Glühbirnen half nichts. Am Sonntag machte sich die Seniorin aus der Kurstadt mit der Pyramide unter dem Arm auf den Weg zum Repair-Café in der Druckerei. Und war bei Klaus Udo Hennings genau an der richtigen Adresse. Denn der Tüftler aus Rehme gehört zu der Mannschaft, die dort jeden zweiten Sonntag im Monat ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzt. An fünf Tischen im Erdgeschoss des Begegnungszentrums stehen Koffer mit Werkzeug bereit. Seit sieben Jahren reparieren dort gelernte Elektriker, Fernseh- und Radiomechaniker und Elektroniker, was sonst vermutlich auf dem Müll landen würde. Am Sonntag ging es dort hoch her: Knapp 30 kaputte Geräte standen auf der Reparaturliste der ehrenamtlichen Tüftler, darunter Festnetztelefone, Kettensägen, Drucker und Toaster, aber auch eine Pfeffermühle und ein Kühlschrank für Weinflaschen. Ein Mann der ersten Stunde ist dort Maik Schultz. Im Laufe der Jahre hat der Reparateur neben alltäglichen Gegenständen wie Fernbedienungen und Aktenvernichter auch Hilferufe für exotischere Geräte erlebt. Defekte Kaffeemaschinen sind Spitzenreiter &bdquo;Einmal hat bei uns ein Kunde ein Motorrad mit einem Elektrikproblem hereingeschoben. Und ein anderes Mal brachte ein weiterer Kunde eine Waschmaschine, bei der die Aufhängung des Motors nach drei Jahren den Geist aufgegeben hatte, auf einer Sackkarre zu uns“, erinnert sich der Tüftler. Aber normalerweise sind defekte Kaffeemaschinen der Spitzenreiter im Repair-Café, wie Maik Schultz beobachten kann. &bdquo;Bei denen liegt die Ursache meistens in unserem kalkhaltigen Wasser“, sagt der Reparateur über den häufigsten Grund. Daneben landen auch häufig jede Menge anderer Haushaltungsgeräte und Drucker, die nicht mehr funktionieren, in der Druckerei. Auch interessant: Pfiffige Hobby-Handwerker reparieren in Enger, was kaputt ist &bdquo;Dreiviertel davon bekommen wir wieder instandgesetzt. Außer der Fehler ist zu speziell, oder es handelt sich um ein sicherheitsrelevantes Problem. Dann sind auch wir mit unserem Latein am Ende“, beschreibt der Tüftler die Erfolgsprognose. Einfacher war das am Sonntag mit der selbst gebauten Weihnachtspyramide, mit der Renate Klinksiek in die Druckerei kam. Das gute Schätzchen hatte über die Feiertage seinen Dienst quittiert. Als der Wackelkontakt im Schalter behoben ist, strahlen die Seniorin und ihre Pyramide wieder um die Wette. Neue Reparaturegel spielt Café in die Karten Nachdem die Nachfrage im Repair-Café durch die Corona-Pandemie spürbar zurückgegangen war, ist der ehrenamtliche Reparatur-Service inzwischen wieder stark gefragt, wie Maik Schultz weiß. Auch dass das Straßburger Europa-Parlament im April ein &bdquo;Recht auf Reparatur“ beschlossen hat, spielt dem Team des Repair-Cafés in die Karten. Die EU-Staaten haben jetzt zwei Jahre Zeit, um die neuen Reparaturregeln in das nationale Recht zu übertragen - und damit handelt es sich um genau das, was in der Druckerei schon seit sieben Jahren vorgemacht wird. Für sein ehrenamtliches Engagement hat das Tüftler-Team nicht nur 1.400 Euro von dem Energie-Unternehmen Westfalen Weser spendiert bekommen, sondern jüngst auch den zweiten Platz beim Ehrenamtspreis der Stadt abgeräumt. Das Repair-Café ist an jedem zweiten Sonntag im Monat geöffnet. Neben der Reparatur bietet die Mannschaft auch fachkundige Beratung an. Um die Wartezeit der Kunden zu überbrücken, stehen Kaffee und Kuchen bereit. Erreichbar ist das Team unter: repaircafe@dbbo.de. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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