Wie die Realschule Enger bundesweit bekannt wurde

Enger. Im ersten Jahr musste die Realschule Enger noch um jedes Kind werben - heute fährt sie regelmäßig neue Anmelderekorde ein. Vor 25 Jahren ist die Einrichtung an der Ringstraße an den Start gegangen. Wie der erste Schultag im August 1995 aussah und wie es die Realschule geschafft hat, sogar über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt zu werden - ein Blick auf 25 Jahre Schulgeschichte. Joachim Blombach, der mit den Sommerferien in den Ruhestand gegangen ist, war vom ersten Tag an Leiter der Realschule. Anfangs sei es schwierig gewesen, genügend Kinder für die Gründung der Schule zusammenzubekommen, erinnert er sich. "56 Schüler mussten gefunden werden." Aber: Es habe Skepsis in Teilen der Engeraner Politik gegeben - und Unsicherheit bei den Eltern, ob die Schule überhaupt zustande komme. "Eine der letzten gegründeten Realschulen in NRW" Aber: Sie kam zustande. "Wir waren eine der letzten Realschulen, die in NRW überhaupt gegründet wurden." 56 Kinder wurden im August vor 25 Jahren eingeschult. Der damalige Engeraner Bürgermeister Hans-Dieter Rieke zerschnitt das Band, um die neue Schule zu eröffnen. "Und jeder Schüler hat damals einen Ballon steigen lassen", erinnert sich Blombach. Außerdem hätten Eltern für alle 56 Kinder Schultüten gebastelt. "Der erste Tag sollte ein Knaller für die Schüler sein - das ist bis heute so." Mittlerweile arbeiten rund 60 Lehrer an der Realschule, im ersten Jahr jedoch war das Kollegium ein wenig überschaubarer. Neben Schulleiter Blombach gab es gerade mal zwei weitere Lehrer: Roswitha Schröder-Deter und Bernd Oberhokamp. "Zu Dritt haben wir alle Fächer abgedeckt und der erste Vertretungsplan passte noch auf eine DIN-A4-Seite", erzählt Blombach lachend. Auch Schulsekretärin Annette Schockenbäumer war schon damals mit im Boot. Schule wurde zum Erfolgsmodell Die Schule entwickelte sich schnell zu einem Erfolgsmodell. "Schon im zweiten Jahr hatten wir 76 Schüler - da waren wir direkt dreizügig", sagt Blombach und ergänzt: "Keiner hat damit gerechnet, dass wir eine derart rasante Entwicklung hinlegen würden." Der Schulleiter wollte eine moderne, eine innovative Schule - eine Schule mit einem Alleinstellungsmerkmal. Den Schwerpunkt legte er auf Lernkompetenz und darauf, wie Schüler selbstständiger werden können. "Da haben wir viele Ideen entwickelt." Deutschlandweit bekannt geworden Diese Ideen wurden zu insgesamt sieben Büchern, die an Schulen deutschlandweit auf Interesse stießen. Mehrere 10.000 Exemplare seien davon verkauft worden, erzählt Blombach. Die Einnahmen seien über den Förderverein der Schule zugute gekommen. Das "Engeraner Modell" zog auch Besucher aus ganz Deutschland an die Realschule - und sogar aus dem Ausland. Aus Dänemark oder Belgien zum Beispiel. Es gab auch schwierige Zeiten Schwierig sei es vor sechs Jahren für die Realschule gewesen. Damals seien die Sekundarschulen im Land eingeführt worden - gewissermaßen Gesamtschulen ohne Oberstufe, sagt Blombach. Auch von Teilen der Engeraner Politik sei da gefordert worden, dass aus der Realschule eine Sekundarschule werden solle. "Das war für uns nicht nachvollziehbar, denn wir hatten einen hohen Zulauf", erinnert er sich. "Das war eine Zeit, in der ich dachte, das Ganze kippt - und in der es hätte sein können, dass die Realschule aufgelöst wird." Die Schule habe dann das Gespräch mit den Parteien gesucht. "Und wir haben nochmal zugelegt, was Innovationen angeht." So wurde die Realschule Enger zur Referenzschule für Feedback-Kultur. Seit Jahren gibt es zum Beispiel Schülersprechtage und die Lehrer müssen sich verbindlich zweimal im Jahr ein Feedback von den Kindern und Jugendlichen abholen. Immer wieder neue Wege gegangen Neue Wege ging die Schule aber auch schon davor - zum Beispiel, als sie 1999 eine Kooperation mit der Firma Boge einführte. Eine solche Zusammenarbeit sei damals einmalig gewesen, sagt Blombach. Die Kooperation hat bis heute Bestand: Und fast jedes Jahr würden ein bis zwei Engeraner Realschüler eine Ausbildung bei Boge machen. Anders als im ersten Jahr sind die Anmeldezahlen heute regelmäßig im Höhenflug: Für dieses Schuljahr wurden gut 140 Fünftklässler angemeldet. Insgesamt werden knapp 850 Schüler unterrichtet.

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