Steuern und Kochen als Schulfach: Mutter plant neuartige Schule in Bielefeld

Bielefeld. Als ihr eigener Sohn vor zehn Jahren eine Schulbegleitung benötigte, habe sie schnell gemerkt: Da könnte vieles besser laufen, so Yvonne Wozniak. Sie übernahm den Job erst einmal selbst, stellte dann ein Team dafür auf und gründete 2020 ihr eigenes Unternehmen für Familienberatung. Jetzt hat Wozniak eine neue Vision: eine private, inklusive Sekundarschule für Bielefeld, die schon im Sommer 2026 an den Start gehen soll. Eine befreundete Lehrerin, die aktuell noch an einer städtischen Grundschule arbeitet und deshalb namentlich nicht genannt werden möchte, unterstützt die vierfache, alleinerziehende Mutter bei den Plänen. Ein Ort zum Wohlfühlen für die Kinder, aber auch die Lehrer, &bdquo;wo alle wirklich zufrieden sind“, so die Vision. Lesen Sie auch: Aus Geldnot: Alleinerziehende Bielefelderin trifft drastische Entscheidung Mit kleinen Klassen, einem multiprofessionellen Klassenteam mit je einem Lehrer, Schulbegleiter und einer Klassenassistenz. &bdquo;Und mit einem anderen Umgang mit der Stundentafel“, ergänzt Wozniak, die nach ihrem Hauptschulabschluss eine Ausbildung zur Kosmetikerin gemacht und in den vergangenen Jahren verschiedene Weiterbildungen absolviert hat. &bdquo;Zur Schulbegleiterin, Lerndidaktikerin, psychologischen Beraterin für Kinder, Jugendliche und Familien“, berichtet die 49-Jährige. Gesamtschulen haben in Bielefeld schlechten Ruf Für viele Eltern in Bielefeld käme eine Sekundar- oder Gesamtschule bisher nicht infrage. &bdquo;Auch, weil es hier in der Stadt leider keine Hauptschulen mehr und zu wenig Realschulplätze gibt und das Konzept, auch stärkere Schüler anzusprechen, nicht funktioniert“, sagt Wozniak. Entsprechend schlecht sei der Ruf, vor allem der Gesamtschulen. Viele Kinder kämen deshalb aufs Gymnasium – und seien dort &bdquo;total überfordert“. Lesen Sie auch: &bdquo;Situation in Bielefeld ist eigentlich illegal“: Gesamtschulen kämpfen um ihre Existenz Sie sei sich sicher, dass viele Lehrerkollegen von städtischen Regelschulen gern an der neuen, privaten Sekundarschule arbeiten würden, ergänzt die befreundete Lehrerin, selbst Mutter eines erwachsenen Sohnes. Viele seien sehr unzufrieden, überlastet, gestresst und dem Burnout nahe. &bdquo;Obwohl es eigentlich ihr Traumberuf ist“, ergänzt die 44-Jährige, die in den vergangenen Jahren deshalb mehrfach die Schule gewechselt hat. Aber eine nicht nur aus ihrer Sicht sinnvolle, pädagogische Arbeit lasse das System leider einfach nicht zu. Kochen, Gesundheit, Grundlage der Steuererklärung, Kontoführung und viel Praktisches aus dem Alltag sollen in den Unterrichtsalltag einfließen. &bdquo;Damit die Kinder eben nicht sechs Stunden lang am Platz sitzen und sich berieseln lassen.“ Jedes Kind solle mit seinen Fähigkeiten gesehen und wirklich individuell gefördert werden, statt immer wieder Defizite aufzuzeigen. Das sind die Vorteile der neuen Schule Vorteil der Schulform sei es, eine innere Differenzierung vornehmen zu können. So sei es möglich, dass ein Kind, das vielleicht schwach in Mathe ist, dort den Grundkurs besuchen kann, in anderen Hauptfächern aber den Erweiterungskurs auf höherem Niveau. &bdquo;Hausaufgaben werden in der Schule gemacht, unter fachkundiger Aufsicht“, ergänzt Wozniak. Für Lehrer gebe es entsprechende Arbeitszeit für die Unterrichtsvor- und -nachbereitung. Auch Therapien, wie Physio oder Ergo, würden in den Schulalltag integriert. &bdquo;Sodass dann nachmittags auch wirklich Feierabend ist für alle“, ergänzt Wozniak. Außerdem sei eine regelmäßige Elternberatungsstunde geplant. &bdquo;Unser Konzept berücksichtigt die ganze Familie.“ Räume für die Sekundarschule in Bielefeld gesucht Auch von der für die Schulen zuständigen Bezirksregierung in Detmold hätten sie schon ein erstes, positives Feedback bekommen, ergänzt Wozniak. Aktuell beschäftigen sich die beiden Frauen mit den mehreren hundert Seiten starken Leitlinien für Schulorganisation und den Bildungsgrundsätzen für allgemeinbildende Schulen. Dabei suchen sie nach geeigneten Räumen für die dreizügig geplante Schule in möglichst zentraler, gut mit dem ÖPNV erreichbarer Lage von Bielefeld. &bdquo;Oder auch nach einem Grundstück, auf das wir erst einmal Module stellen können.“ Lesen Sie auch: Außergewöhnliches Konzept: Unternehmer im Kreis Gütersloh eröffnen neue Privatschule Finanziert werden soll die Schule mit Geldern vom Land und Unterstützern, die noch gesucht werden. Zudem ist ein Förderverein, ähnlich wie bei den Georg-Müller-Schulen, angedacht. Auch ein Name für die Schule ist schon im Blick: Birkenbihl, nach der bekannten, 2011 verstorbenen Fachbuchautorin und Gründerin des Instituts für hirngerechtes Lernen. &bdquo;Da wir ihre Methode in unser Lehrkonzept einfließen lassen“, berichtet Wozniak. Erster Infoabend im November in Bielefeld Am Donnerstag, 21. November, lädt sie zusammen mit ihren Mitstreiterinnen Eltern und auch interessierte Lehrer zu einem Informationsabend zur geplanten privaten Bielefelder Sekundarschule ein: ab 19 Uhr in den Räumen der Familienberatung Mertens an der Berliner Straße 56. Eine Anmeldung wird erbeten, per E-Mail an sekundarschule.der.zukunft@gmail.com.

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