Warum nur wenige Frauen in Stadträten sind

Enger/Spenge. Frauen sind in der Politik unterrepräsentiert. Das wurde nicht erst mit der großen Ausstellung des Kreises Herford zur Feier "100 Jahre Frauenwahlrecht" deutlich. Nur wenige Kommunalpolitikerinnen mischen in den Stadträten in Enger und Spenge mit. Dabei sind die einzelnen Fraktionen durchaus auf der Suche nach Kandidatinnen, zumal im September wieder gewählt wird. Nachdem jüngst in Enger in unterschiedlichen Versammlungen Ratskandidaten aufgestellt wurden, seht fest: Die SPD geht mit sechs Kandidatinnen ins Rennen, die CDU mit nur einer. Anderer Blickwinkel, andere Wünsche Bereits seit 1969 engagiert sich Ruth Pilgrim aus Spenge in der Kommunalpolitik, sie ist seither CDU-Ratsmitglied und seit zehn Jahren stellvertretende Bürgermeisterin - und für die Kommunalwahl wird sie sich wieder aufstellen lassen. Dafür hat sie einen guten Grund: "Es ist wichtig, dass Frauen Politik gestalten. Sie haben einen anderen Blickwinkel und sehen manche Dinge anders, haben haben andere Wünsche und Ideen", so ihr langjährige Erfahrung. "Daher ist es wichtig, dass auch sie sich aktiv einbringen für die Allgemeinheit." Sie selber ist mit großer Freude dabei. "Das muss auch Spaß machen, anders ginge dieses Engagement gar nicht." Und sie hofft sehr, dass weitere Frauen den Weg in die Politik finden. Sylke Tech, Stadtverbandsvorsitzende der SPD Spenge, bedauert ebenfalls, dass nur wenige Frauen mitmachen. "Viele Bürgerinnen engagieren sich - aber in anderen Gremien und Organisationen", hat sie erfahren. Als Beispiel nennt sie die Landfrauen vor Ort. "Es ist schwierig, andere Frauen zu motivieren", so ihre Feststellung. Viele seien durch Beruf und Familie schon gut ausgelastet. Wer nicht gerade aus einem politischen Elternhaus komme, der entscheide sich kaum für politisches Engagement. "Doch derzeit werden Themen wie Klima und ÖPNV vielfach diskutiert. Diese Themen gehen alle an, die haben Potential", sagt sie. Aber ob das Engagement für eine Lösung dieser Fragen dann dazu angetan sei, in eine Partei einzutreten, bezweifelt Sylke Tech. "Frauen sollten ermutigt und gezielt angesprochen werden, sich aktiv zu engagieren", so ihre Einschätzung. In Jugendorganisation aktiv Bereits bei den Jung-Sozialisten war Sarah Karczewski, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins in Enger, aktiv. "Von dort bin ich dann recht schnell in den Ortsvorstand gelangt", blickt sie zurück. Dieser Vorstand bestehe derzeit aus vier Personen. "Davon sind drei Frauen", berichtet sie. Dass politisch interessierte Jugendliche schon in der Jugendorganisation Politik machten, nehme ihnen die Hemmung in späteren Jahren politische Entscheidungen zu treffen. "Politischer Nachwuchs ist in der SPD da", sagt Sarah Karczewski. Kontakt und Austausch laufe nun immer stärker über soziale Medien. Für sie ist es wichtig, dass Frauen Familie und Beruf unter einen Hut bringen können. "So kommen sie eher in Stadträte und auch in Führungspositionen, das ist noch viel zu selten der Fall", moniert sie. Regine Steffen, Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen in Enger, sieht ihre Partei gut aufgestellt. "Wir haben mit Regina Schlüter-Ruff wieder eine Kandidatin für das Bürgermeisteramt nominiert", sagt sie. Ihre Partei achte darauf, dass ebenso viele Frauen wie Männer führende Posten besetzen. "Das ist uns sehr wichtig", betont sie. Ausreichend politischer Nachwuchs sei da. "Das kommt sicherlich auch daher, dass wir vor Ort die Initiativen ,Fridays4Future' und ,Parents4Future' unterstützen", so Steffens Einschätzung. Da seien etliche - auch jüngere Frauen - dabei, die Interesse an politischer Arbeit zeigten. Sie selbst findet es "spannend", mit Jüngeren zu reden und durchaus auch Streitgespräche zu führen. "Sie haben oft neue und frische Ideen", so ihre Erfahrung. Kommunalpolitikerinnen ausdrücklich erwünscht Obwohl die CDU Enger durchaus einige Frauen in ihren Reihen hat, ist derzeit - noch - keine im Stadtrat vertreten. Stadtverbandsvorsitzender Rene Siekmann: "Die letzte CDU-Stadträtin war Rosemarie Oberschelp, die leider verzogen ist." Für die kommende Kommunalwahl wurde mit Doris Uppenbrock eine Frau gefunden, die aktiv Politik gestalten möchte. Er sieht es durchaus als erforderlich an, dass sich Frauen politisch engagieren. "Sie haben einen anderen Blickwinkel", so seine Erfahrung. Gleichwohl habe er feststellen müssen, dass Parteifreundinnen "sehr schwer zur aktiven Mitarbeit zu überzeugen" seien. Aber immer seien in seiner Fraktion auch Frauen eingeladen, die Politik mitzugestalten.

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