Kneipensterben in der Warburger Altstadt: Warum die Tenne ihre Türen schließt

Warburg. &bdquo;Es lohnt sich einfach nicht mehr“, sagt Tatjana Lütkemeyer. Am Jahresende wird sie das Musikcafé &bdquo;Zur Tenne“, das sie und ihr Mann Hans-Stefan seit acht Jahren in der Warburger Altstadt betreiben, schließen. &bdquo;Unser Baby“, bemerkt die Wirtin. Lange hatten sie mit sich um diesen Schritt gerungen. Auch wenn die Gäste ausblieben, die Tenne werde nicht nur ihnen fehlen. Mit dem Kauf des Hauses an der Delbrückstraße hatte sich die gebürtige Berlinerin Lebenstraum erfüllt: Mit der Gastronomie aufgewachsen, war es seit jeher ihr Wunsch gewesen, in einem eigenen Lokal hinter der Theke zu stehen und Menschen zu bewirten. Das denkmalgeschützte Gebäude schien von Anfang an dafür perfekt zugeschnitten. Dabei hatte es bereits eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Laut einem Gutachten soll es um 1880 erbaut worden sein und diente zunächst als Schafstall, später war dort eine Schreinerei untergebracht. &bdquo;In den 1970er-Jahren nutzte das Unternehmen Heitmann-Farben die Räume als Lagerplatz“, erinnert sich Hans-Stefan Lütkemeyer, der im Haus gegenüber aufgewachsen ist. Bevor es die Lütkemeyers erwarben, wurde das Gebäude einige Jahre als Fitnessstudio genutzt. 2016 wird das Musikcafé eröffnet Das Paar macht sich ans Werk, eröffnete Ende August 2016 ein Musikcafé. Gäste jeden Alters waren willkommen und eingeladen gemütlich beisammenzusitzen können. &bdquo;Ein generationenübergreifendes Angebot, das war uns immer wichtig“, sagt Lütkemeyer. In den Sommermonaten war der Platz vor den Scheunentoren immer ein gern besuchter Ort. Vor den Lockdowns habe man vom Gastro-Geschäft gut leben können, sagt Lütkemeyer. Doch dann sei alles anders geworden. &bdquo;Wir nutzten die Zeit, um im Musikcafé zu renovieren“, freute sich das Ehepaar auf eine neue Theke und den Neustart. Die Gäste bleiben aus &bdquo;In den Corona-Jahren haben sich die Menschen neu orientiert“, sagt Lütkemeyer dann. &bdquo;Sie lernten mehr und mehr das Zuhause schätzen.“ Der Kaffee und der Kuchen am eigenen Tisch, auf der eigenen Terrasse, auf dem Balkon, das Bierchen und der Grill im Garten daheim. Vieles sei geblieben, merkt Lütkemeyer an. Und wurde landauf, landab zum Problem der Gastronomie. Zumal auch dem Personal gekündigt werden musste, sich viele einen neuen Job suchten und nicht wiederkehrten. Dazu stiegen infolge von Pandemie, Ukraine-Krieg und, Energie-Krise, Inflation und Rückkehr zur 19-prozentigen Mehrwertsteuer auf Speisen und Getränke die Preise. Diese mussten auch auf der Karte der Tenne angepasst werden. Die Gästezahlen schwanden. Zwei Mal die Woche, so der Plan, der im Mai 2024 in der Küche umgesetzt wurde, sollten im Warburger Altstadt-Tennen-Café persische Spezialitäten aufgetischt werden. &bdquo;Eine kulinarische Neuigkeit in der Stadt“, kündigten Tatjana und Hans-Stefan Lütkemeyer an. Hinter den kulinarischen Kreationen stand und steht die leidenschaftliche Köchin Zohreh Reisizadeh, von allen Anna genannt, die iranische Kochkunst vorstellt. Freitags und samstags. &bdquo;Alles mit frischen Zutaten gekocht“, macht Lütkemeyer auf Qualität und gestiegene Lebensmittelpreise aufmerksam. Als Investoren in der Neustadt gaben sie ihre Pläne auf Das Gastronomen-Ehepaar aus der Altstadt wollte investieren: Im Herbst 2019 kündigten Tatjana und Hans-Stefan an, mit einem Café auf dem Marktplatz in der Neustadt an den Start gehen zu wollen. Für einen ganzjährigen Betrieb sollte gebaut werden. Hatte im Bezirksausschuss ihr Architekten-Entwurf zunächst Zustimmung gefunden, lehnten die Mitglieder des Stadtrates das Bauprojekt aber mehrheitlich ab. Damit war das Gastro-Projekt gescheitert. In der Stadt war zuvor öffentlich diskutiert worden. Dabei waren die Befürchtungen, dass der geplante Holzkubus des geplanten Cafés den Charme des freien und zentralen Platzes in der Innenstadt zerstöre, immer lauter geworden. Es gab gar eine Liste mit weit mehr als 800 Unterschriften gegen den Café-Bau, die die Lokalpolitiker im Warburger Stadtparlament erreichte. Kurze Zeit später platzten auch die Pläne der beiden Altstadt-Gastronomen, im ehemaligen Brauhaus an der Hauptstraße gegenüber des Marktplatzes, ein Café mit Second-hand-Laden zu betreiben. So geht es für die Lütkemeyers weiter Das Ausgehverhalten der Menschen habe sich verändert, bekräftigt Lütkemeyer und spricht von der Schließung zum Jahresende aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Keine Gäste, kein Personal: &bdquo;Wir wollen nicht mehr draufzahlen“, sagt Lütkemeyer beim Blick über blitzblanke Gläser im Thekenregal und leere Tische traurig aber bestimmt. Lütkemeyer wird weiter in seinem Maurerbetrieb tätig sein, seine Frau hilft beim Papierkram im Büro und vertreibt als Selbstständige weiterhin Luft- und Reinigungssysteme. Einträgliche Geschäfte, die weitaus besser laufen als die Gastro. &bdquo;Silvester werden wir noch mit unseren Stammgästen feiern“, sagen Tatjana (49) und Hans-Stefan Lütkemeyer (58). Bis dahin bleibe das Musikcafé mittwochs ab 17 Uhr, freitags ab 15 Uhr, samstags ab 17 Uhr und sonntags von 9 bis 14 Uhr geöffnet. Freitags und samstags gibt es aus der Küche ein persisches Buffet (18 bis 21 Uhr) und sonntags lockt ein Frühstücksbuffet.

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