Ungesicherter Splitt auf Anhänger beschädigt nachfolgendes Fahrzeug auf der A30 bei Kirchlengern

Bünde/Kirchlengern. Die Staatsanwältin hatte bereits ihr Plädoyer zur Urteilsverkündung gehalten, doch nachdem der Angeklagte Metim U. (Name geändert), der sich ohne Anwalt selbst verteidigte, sein Schlusswort hielt, stieg das Gericht noch einmal in die Beweisaufnahme ein. Alles dreht sich um die Frage: Wer hat den delfingrauen Golf Kombi mit Anhänger an jenem Abend im August 2024 gefahren? Er habe auf dem Heimweg nach Löhne auf der A30 etwa auf Höhe Kirchlengern einen Lkw überholt. Als er davor wieder einscherte, vernahm Alexander Z. (Name geändert) plötzlich ein Geräusch, als würde ein starker Hagelschauer auf sein Auto prasseln. Vor ihm habe sich ein schwarzer Golf mit Anhänger befunden, von dessen Ladefläche loser, ungesicherter Splitt herunterwehte und sein Auto traf. Z. sagte: &bdquo;Ich dachte sofort, dass das mindestens einen Lackschaden gibt.“ Er wollte den Fahrer des Golf zum Anhalten bewegen, fuhr auf seine Höhe und gab ihm entsprechende Zeichen, um auf sich aufmerksam zu machen und den Golf-Fahrer zum Abfahren von der Autobahn und in der Folge zum Anhalten zu bewegen. Eine Möglichkeit habe an der Abfahrt Gohfeld bestanden. Alexander Z. stellte dar, dass der Golffahrer hinter ihm ebenfalls langsamer wurde. &bdquo;Als ich auf der Ausfahrt war, zog er plötzlich wieder nach links auf die A30. Ich selbst hatte keine Chance mehr und fuhr geradeaus weiter.“ Zuvor telefonierte Z. aber mit der Polizei, gab das Kennzeichen des Golf weiter und bat um Hilfe. Doch die Beamten hatten zu der Zeit keine Streifenwagenbesatzung zur Verfügung, wie er vor Gericht aussagte. Lesen Sie dazu auch: 30-jähriger Bünder landet nach gefährlichem Überholmanöver auf der A30 vor Gericht Angeklagter fühlt sich im Gericht fehl am Platz Die Reparaturkosten an dem Auto von Alexander Z. betrugen fast 5.200 Euro und eine Wertminderung für sein Fahrzeug von 600 Euro kam noch hinzu. &bdquo;Das wurde anstandslos von der Versicherung des Halters übernommen“, so Z., weshalb es ihm nicht darum gehe, dass deshalb jemand verurteilt würde. Die Vorsitzende der Verhandlung erklärte ihm, dass die Verfolgung einer Straftat wie Unfallflucht im öffentlichen Interesse liege, weshalb die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Metim U. erhoben habe. Metim U. fühlte sich im Gericht fehl am Platz, denn er erklärte, dass er über keine entsprechende Fahrerlaubnis verfüge, die ihn zum Fahren mit einem Anhänger berechtigen würde. Auch könne er sich nicht daran erinnern, dass ihm jemals jemand auf der Autobahn Zeichen zum Anhalten gegeben habe. Dass Alexander Z. so schnell seinen Schaden beglichen bekam, hat damit zu tun, dass Metim Us. Arbeitgeber der Halter des Golf war. U. hat den Firmenwagen im Rahmen der so genannten &bdquo;1-Prozent-Regelung“ privat nutzen dürfen – und außer ihm auch Familienmitglieder. U. erklärte weiter, dass er von seinem Arbeitgeber wegen des Versicherungsschadens lediglich gefragt worden sei, ob er den Wagen gefahren habe, was er verneinte. Ungereimtheiten gab es in Bezug auf die Farbe des Golf. Laut dem Zeugen Alexander Z. sei der &bdquo;tiefschwarz“ gewesen. Metim U. sagte hingegen, dass es sich um &bdquo;Delfingrau“ handelte. Die Richterin zeigte auf dem großen Wandbildschirm Aufnahmen aus dem Internet von delfingrauen Golfmodellen und fragte Metim U., welche Darstellung am ehesten auf sein Fahrzeug zutraf, das er mittlerweile abgeben musste, weil die mit dem Leasingunternehmen vertraglich vereinbarte Kilometerleistung erreicht war. Im Ergebnis stellte sich heraus, dass es sich um eine Lackierung in einem dunklen Anthrazit handelte, die Alexander Z. nach Ansicht von Richterin und Staatsanwältin bei entsprechenden Lichtverhältnissen auch als Schwarz hätte deuten können. Alexander Z. gab zudem an, dass er sich sehr sicher sei, Metim U. – besonders in der Profilansicht – wiederzuerkennen. Lesen Sie dazu auch: Lichthupe und Mittelfinger? Fahranfängerin zeigt mutmaßlichen Drängler auf A30 an Erneute Beweisaufnahme nach Plädoyer der Staatsanwaltschaft Für die Staatsanwaltschaft genügte das, auch wenn U. beteuerte, dass er nicht mit einem Anhänger fahren dürfe und dies auch nicht tun würde. U. blieb bei der Frage, wer den Wagen zur Tatzeit gefahren habe, unkonkret und betonte mehrfach, dass seine Familie damit auch fahren dürfe. Außer ihm zum Beispiel seine Frau. Die beiden Kinder sind noch nicht einmal im Schulalter und fallen deshalb raus. Doch wie weit fasst man den Begriff Familie? Auf Nachfrage der Richterin erklärt U. dass auch seine drei Brüder mit dem Fahrzeug fahren dürften. Die Staatsanwältin forderte in ihrem Plädoyer 30 Tagessätze zu je 80 Euro und drei Monate Fahrverbot. Danach hatte Metim U. das Schlusswort, der beteuerte, nicht gefahren zu sein. Da Us. Fahrzeug aber eindeutig identifiziert wurde, blieb der Richterin die Frage, welcher seiner Brüder gefahren sein konnte. &bdquo;Wollen Sie einen Ihrer Brüder schützen?“, fragte die Vorsitzende. Jetzt werden die Brüder vorgeladen U. monierte in seinem Schlusswort, dass er ausschließlich auf die Aussage des Zeugen Alexander Z. hin verurteilt werden solle. &bdquo;Wer sagt denn, dass der Schaden an seinem Wagen nicht schon vorher da war?“ Er, U., sei jedenfalls nicht gefahren. Die Richterin stieg daraufhin erneut in die Beweisaufnahme ein und fragte eindringlich: &bdquo;Wer hat den Wagen gefahren?“ U. wich aus und sagte, dass es mehrere Personen hätten sein können und blieb unkonkret. Das Verfahren wurde ausgesetzt und Metim U. musste die Adressen seiner Brüder notieren, die in einer Fortsetzung der Verhandlung bald wohl als Zeugen geladen werden. Einer von ihnen dürfe laut Metim U. zumindest mit einem Anhänger fahren. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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