Starkregen in Bünde: Anwohner fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen

Bünde. Das Regenwasser steht zentimeterhoch, so weit das Auge reicht. Gemischt mit dickem Schlamm. Auf den Straßen, auf den Feldern, und vor allem: in den Gärten, auf den Hofeinfahrten und in den Häusern der Anwohner. Die Menschen in Hunnebrock erinnern sich noch gut an diese Szenen. Im Juni 2021 waren sie besonders betroffen vom Starkregen. Unter anderem wegen des Strangbachs ist der Ortsteil bei Starkregen besonders gefährdet. Die Ereignisse von 2021 haben sie geprägt. Noch heute haben einige von ihnen zum Teil schlaflose Nächte, wenn vor Starkregen gewarnt wird. Ihre Häuser haben sie zum Schutz mit verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen aufgerüstet, doch die Angst, noch einmal in Regenmassen im eigenen Haus zu stehen, bleibt. Der &bdquo;Arbeitskreis Starkregen Hunnebrock“ wünscht sich eine schnellere Umsetzung der Maßnahmen zum Starkregenschutz von der Stadt. Deshalb luden sie jüngst Vertreter der Bünder Politik zum Austausch in die Gaststätte Erdbrügger ein. Es sollte um die Auswirkungen für Anwohner, sowie um fertiggestellte und ausstehende Projekte zum Schutz vor Starkregenereignissen in dem Bünder Stadtteil gehen. Unmut der Anwohner wurde deutlich Der Einladung folgten Stefanie Janßen-Rickmann und Ralf Wiegmann von den Grünen, Matthias Ciesler, Martin Schuster, Marcus Kaiser und Imke Tiemann von der CDU sowie Kai Unzicker (SPD), Sven Schäffer (FDP), Jörn Döring (UWG) und Jonas Blum (Die Linke). Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger (SPD) ließ sich für das Treffen entschuldigen. Der Arbeitskreis besteht aus neun gewählten Vertretern der Anwohner in Hunnebrock und hat sich nach dem letzten Starkregen-Ereignis im Juni 2021 gegründet. Er sieht sich selbst als Bindeglied zwischen betroffenen Bürgern und der Stadt Bünde. Der Unmut des Arbeitskreises war bei dem Treffen deutlich zu spüren. Zwar sehe man erste Maßnahmen der Stadt, so zum Beispiel die Freilegung des Strangbachs an der Dorfstraße. Es gebe aber noch viele weitere Projekte, die entscheidend zum Schutz vor Hochwasser seien, aber nicht vorangingen. Regenrückhaltebecken sollen entstehen Zum Beispiel die geplanten Regenrückhaltebecken. So soll in dem Waldstück zwischen dem Sportplatz Hunnebrock und der Carl-Severing-Straße ein Regenrückhaltebecken entstehen, das das Wasser bei Starkregen auffangen soll. Wie Dirk Kaiser, Mitglied des Arbeitskreises, bei dem Treffen darlegte, entstehe an der Stelle bei Starkregen ein Überstauvolumen von 564 Kubikmeter – es staut sich also 564 Kubikmeter zu viel Wasser. Das haben die Kommunalbetriebe Bünde (KBB) ausgerechnet. Ein Regenrückhaltebecken in dem Waldstück könne verhindern, dass sich das Wasser den Weg in die naheliegenden Wohnsiedlungen sucht. Deutlich größer soll das geplante Regenrückhaltebecken am Hüffer Weg werden. Mit einem Volumen von 8.800 Kubikmeter könnte das große Wassermengen auffangen und die Situation in Hunnebrock deutlich entschärfen, sodass sich die Anwohner bei einer Starkregen-Meldung vermutlich keine Sorgen mehr machen müssten. Landwirt erhebt Vorwürfe gegen Stadt Die Planungen zu diesem Rückhaltebecken sorgten während des Treffens allerdings für Verwirrung und vor allem für weiteren Unmut beim Arbeitskreis. Grund dafür waren Informationen von Tobias Meyer, Landwirt aus Hunnebrock und Leiter des Hegerings, der überraschend zu dem Treffen kam. Er ist Grundstücksanlieger am Hüffer Weg – unter anderem ist er Besitzer des Wildgeheges – und deshalb in die Planungen zum Rückhaltebecken dort involviert. Meyer wisse von Christoph Wittler, der bei der Stadt bis zu seiner Rente für die Projekte zum Starkregenschutz in Hunnebrock verantwortlich war, dass ebendiese Projekte oft innerhalb der Stadtverwaltung abgewunken worden seien, aufgrund fehlender finanzieller Mittel. &bdquo;Oder, weil andere Dinge Prioritäten haben“, erzählte Meyer. Das könne er nicht verstehen. Weiterhin sagte er, dass das Rückhaltebecken nicht erst seit 2023 von der Stadt geplant sei – was dem Arbeitskreis offenbar so von der Stadt mitgeteilt worden ist – sondern bereits seit 2007. Die Pläne würden also seit 18 Jahren in den Schubladen der Verwaltung liegen. Antwort der Stadt steht aus Auch zur Lage des Rückhaltebeckens äußerte sich Tobias Meyer. Der Arbeitskreis ist bisher davon ausgegangen, dass das Rückhaltebecken zwischen der Zillestraße und dem Heggeweg entstehen soll. Laut Tobias Meyer sei das nicht korrekt. Stattdessen solle das Becken zwischen dem Lüningsweg und dem Heggeweg entstehen. Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat daraufhin vergangenen Freitag bei der Pressestelle der Stadt Bünde unter anderem nachgefragt, welche Angaben zum Regenrückhaltebecken nun korrekt sind, wann die geplanten Projekte voraussichtlich beendet werden und wie sie zu den Vorwürfen Stellung bezieht. &bdquo;Aufgrund der Komplexität des Themas“, so Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz, gab es dazu allerdings bis Dienstagabend keine Antwort aus dem Rathaus. Bünder Lokalpolitik bezieht Stellung Jedoch bezogen die vom Arbeitskreis eingeladenen Politiker Stellung. Kai Unzicker (SPD) sagte, es seien einerseits Personalprobleme, andererseits bürokratische Hürden in der Verwaltung, die Projekte wie diese stagnieren ließen. Dass sich der Bau des Rückhaltebeckens derart in die Länge ziehe, hänge auch damit zusammen, dass die Stadt die anliegenden Grundstücke am Hüffer Weg erst erwerben musste. Dieser Prozess sei jüngst abgeschlossen worden. Doch es gebe jetzt ein weiteres Problem: &bdquo;Wenn ich ein Regenrückhaltebecken baue, muss ich schauen, was mit dem Regenwasser passiert, das darin landet“, sagte Unzicker. Zurzeit gebe es Verhandlungen mit umliegenden Grundstückseigentümern, wohin das Wasser abgeleitet werden könnte. Arbeitskreis appelliert an Kommunalpolitiker Martin Schuster, Fraktionsvorsitzender der Bünder CDU, betonte in der Sitzung, dass die Kommunalpolitik den Anwohnern nur begrenzt helfen könne. Zwar beschließe die Politik beispielsweise Bebauungspläne und Budgets, aber für die Umsetzung von Projekten ist die Stadtverwaltung zuständig. &bdquo;Wir können den Leuten in der Verwaltung nicht ihre Arbeit erklären“, sagte Schuster. Sein Fraktionskollege und Bürgermeisterkandidat für die CDU, Matthias Ciesler, ergänzte, dass Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger die passende Ansprechpartnerin für den Arbeitskreis sei, weil sie die Anliegen innerhalb der Verwaltung anstoßen könne. Die Mitglieder des Arbeitskreises hofften dennoch, etwas mit dem Treffen bewirkt zu haben: &bdquo;Es ist uns wichtig, dass das Thema Starkregen in den Hinterköpfen der Politiker ist“, sagte Matthias Lange vom Arbeitskreis. &bdquo;Und wir brauchen euch, um Gelder zu bekommen und Rahmenbedingungen zu schaffen.“

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