Tornado-Verdacht in Bünde: Experte sucht Beweisvideos

Bünde. Schwere Unwetter haben am vergangenen Samstag, 14. Juni, Feuerwehren und Polizei in ganz Ostwestfalen-Lippe (OWL) auf Trab gehalten. In Altenbeken bei Paderborn hat vermutlich sogar ein Tornado gewütet. Der Fall sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Möglicherweise hat es auch in Bünde-Randringhausen einen Tornado gegeben. Dieser Frage geht der OWL-bekannte Meteorologe Friedrich Föst aus Lübbecke aktuell nach. &bdquo;Ich war in den vergangenen Tagen viel im betroffenen Kurgebiet in Randringhausen unterwegs, um das Schadensbild zu kartieren“, berichtet Föst im Gespräch mit der NW. Dabei arbeitet er eng mit der &bdquo;Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland“ zusammen. Der Verein ist ein Zusammenschluss verschiedener Experten, die das Ziel verfolgen, die Tornadoforschung in Deutschland voranzubringen. Auf der Internetseite &bdquo;Tornadoliste Deutschland“ wird das Ereignis in Bünde genau wie das in Altenbeken mittlerweile als Verdachtsfall geführt. &bdquo;In Altenbeken wurde eine schöne Trichterwolke fotografiert und es gibt zahlreiche Zeugen, aber in Bünde hat sich leider noch kein Zeuge gemeldet“, sagt Föst. Der Meteorologe vermutet, dass dies daran liegt, dass der betroffene Bereich eher spärlich besiedelt ist und zudem der starke Regen die Sicht auf den möglichen Tornado beeinträchtigt hat. Es soll ein Video geben, das Tornadotrichter in Bünde zeigt Dennoch liegt dem Experten mittlerweile zumindest ein Video vor. &bdquo;Dort ist ein Sturm zu sehen, der über einen Hof fegt. Bildmaterial, das den Tornadotrichter zeigt, habe ich aber noch nicht“, berichtet Föst. Er hat aber Hoffnung, dass es genau so ein Video geben könnte. Zum Thema: Fast 200 Notrufe nach Unwetter: Feuerwehren, THW und DRK im Kreis Herford im Dauereinsatz &bdquo;Eine Dame hat wohl im Backhaus Froböse an der Lübbecker Straße über ein Video gesprochen, in dem der Wirbel zu erkennen sein soll“, sagt Föst, der mit der Bäckerei in Kontakt steht. Wenn die Frau sich damit noch einmal an die Bäckerei wenden würde, würde diese den Kontakt zu Föst herstellen. &bdquo;Das wäre sehr hilfreich“, sagt der Lübecker Meteorologe. Auch ohne Beweisvideo gebe es aber bereits einige Indizien, die für einen Tornado sprächen. Zumindest in einem Teil des betroffenen Gebietes. &bdquo;Zwischen dem Kurhaus Bültermann und den Straßen ’Reinkenort’ und ’In den Dören’ spricht das Wurfmuster der Bäume durchaus für einen Tornado“, erklärt Föst. Indizien östlich vom Kurhaus Bültermann sprechen für Tornado In diesem Bereich seien die Bäume nämlich in Richtung Nordwesten gefallen. Darüber hinaus würden sie eng zusammen und teilweise über Kreuz liegen. Dies sei ein Indiz, das für eine bei einem Tornado typische Windrotation sprechen würde. Im Gegensatz dazu seien die Bäume südlich der Straße &bdquo;In den Dören“ bis fast hin zur &bdquo;Lübbecker Straße“ in südliche Richtung und fächerartig auseinandergefallen. &bdquo;Das spricht eher für Gewitterfallböen. Das Schadensbild ist also sehr komplex und total interessant“, sagt Föst. Den Grund, warum er den Fall so akribisch verfolgt, liefert der Experte auch: &bdquo;Wir brauchen eine belastbare Statistik in Deutschland, um zu erkennen, ob solche Ereignisse im Zuge des Klimawandels häufiger werden.“ Rund 50 Tornados pro Jahr in Deutschland Zwar gebe es seit Anfang der 2000er-Jahre einen Anstieg der gemeldeten Fälle, doch das könnte auch mit der seit dieser Zeit zunehmenden Verbreitung von Handys mit Kameras liegen. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache würde die bisherige Datengrundlage aktuell keine Zunahme von Tornados in Deutschland im Zuge des Klimawandels zeigen, so Föst. Allerdings stehe die Forschung dazu erst am Anfang, weswegen jedem Verdachtsfall nachgegangen werde. Rund 50 Tornados gebe es in Deutschland pro Jahr durchschnittlich. &bdquo;Das schwankt allerdings sehr. In manchen Jahren gibt es auch mehr als 100“, sagt Föst. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Tornados zu werden, für einen einzelnen Ort auch in Zukunft gering bleiben würde, sei es wichtig, das Bewusstsein dafür zu schärfen. &bdquo;Es gibt Tornados auch in Deutschland und nicht nur in den USA. Insofern leben wir nicht auf einer Insel der Glückseligen. Diese Ereignisse können bedrohlich sein und man sollte daher Unwetterwarnungen ernst nehmen“, appelliert Föst. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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