Fegte ein Tornado über Minden-Lübbecke? Anwohner macht spektakuläre Videoaufnahme

Hille-Nordhemmern. Während des schweren Unwetters am Donnerstagabend in Minden-Lübbecke machte David Pfaffl in Nordhemmern eine beeindruckende Videoaufnahme. Als er um 22.41 Uhr von seinem Grundstück an der Nordhemmer Straße in die Ferne schaute, konnte er seinen Augen kaum trauen. Neben den tiefdunklen Wolken zog am Horizont plötzlich etwas auf, was ihn sofort an einen Tornado erinnerte. Der Hiller zückte sein Handy und konnte das Naturphänomen einfangen. Doch war es auch wirklich ein Tornado? Das &bdquo;Mindener Tageblatt“ (MT) befragte dazu mehrere Experten - und die lieferten ein eindeutiges Ergebnis. &bdquo;Es zeigt keinen Tornado, sondern einen scharf abgegrenzten, schmalen Regen- und Hagelkern“, erklärt Diplom-Meteorologe Adrian Leyser Sturm vom Deutschen Wetterdienst (DWD) auf MT-Anfrage. Er ist Mitglied der Tornado-Expertengruppe und bestätigt genau wie Meteorologe und Geophysiker Thomas Sävert von Tornadoliste.de sowie dem bekannten Meteorologen Jörg Kachelmann, dass es sich bei der Beobachtung des MT-Lesers um einen sogenannten &bdquo;Downburst“ gehandelt hat. Als das MT David Pfaffl am Morgen nach dem Unwetter kontaktiert, steht der Dachdecker gerade auf dem Dach und beseitigt die Sturmschäden. Nicht nur bei sich zu Hause, auch in der Nachbarschaft sei noch einiges zu tun, sagt er. Zum Glück habe er noch Urlaub. Die Aufnahme von dem Wetterphänomen sei ihm durch Zufall geglückt, als er um sein Haus herumging, um zu schauen, welche Schäden das Gewitter angerichtet hat. Als ein Blitz den Nachthimmel erhellte, habe er die Böe gesehen und schnell sein Handy gezückt. Die Gewitterlage: Hallendach in Minden-Lübbecke eingestürzt - medizinisches Equipment beschädigt Rahmenbedingungen für Tornados sehr ungünstig Anschließend sei die Front in Richtung Petershagen gezogen und wenige Minuten später hätte er dann Blaulicht gesehen und Martinshorn gehört. &bdquo;Das wird einige Schäden angerichtet haben“, vermutete Pfaffl schon in der Nacht - er sollte Recht behalten. Doch was hat der Hiller beobachtet? &bdquo;Man spricht im Deutschen dabei auch von Gewitterfallböen“, erläutert Thomas Sävert. Dabei falle eng begrenzt starker Niederschlag. &bdquo;Die herabstürzende Luft breitet sich am Boden aus und die dadurch entstehenden Böen können sogar eng begrenzt größere Schäden anrichten“, sagt der Experte und kann gut verstehen, dass der Leser an einen Tornado denken musste: &bdquo;Von Weitem kann das schon mal einem Tornado ähnlich sehen.“ Wie Adrian Leyser Sturm vom DWD darüber hinaus ergänzt, waren in der Region in der Nacht zu Freitag grundsätzlich starke Gewitter unterwegs, sogar einzelne Superzellen, die eine Rotation aufwiesen. &bdquo;Allerdings waren die meteorologischen Rahmenbedingungen für die Entstehung von Tornados sehr ungünstig“, so der Experte. Beispielsweise lagen die Wolkenuntergrenzen mit deutlich über einem Kilometer zu hoch und die bodennahen Luftschichten hatten sich bereits abgekühlt und damit &bdquo;stabilisiert“. &bdquo;Beides erschwert die Tornadoentstehung massiv“, so der Mann aus der Expertengruppe. Sein abschließendes Fazit lautet: &bdquo;Summa summarum gehen wir derzeit nicht davon aus, dass es in der Region zu einem Tornadoereignis kam. Vielmehr gab es teilweise extrem heftigen Starkregen, lokal auch größeren Hagel.“ Wetter-Mysterium: Video zeigt &bdquo;Stroh-Tornado“ in Herford Was ist ein Downburst? Hier mal ein Zeitraffer des Unwetters letzte Nacht im Mindener Land. Danke an Lukas. Die Blitzrate war sehr hoch und das Wetterleuchten aufgrund der isolierten Stellung des Gewittersystems sehr weit zu sehen. /LD[image or embed] Kachelmannwetter (@kachelmannwetter.com) 15. August 2025 um 09:43Ein Downburst ist nichts anderes als eine Gewitterböe, genauer eine Gewitterfallböe. Zusammen mit dem fallenden starken Niederschlag stürzt im Abwindbereich des Gewitters Luft mit großer Geschwindigkeit nach unten. Irgendwann ist einfach der Boden sozusagen im Weg und die herabstürzende Luft breitet sich bodennah horizontal aus – vorzugsweise in die Richtung, die auch das Gewitter einschlägt. Solche Gewitterfallböen können sehr kräftig sein mit Windgeschwindigkeiten, die durchaus 200 km/h und mehr erreichen können. Das Schadensbild unterscheidet sich meist deutlich von dem bei einem Tornado, die Bäume fallen überwiegend in eine Richtung und der betroffene Bereich kann kilometerbreit sein. Manchmal treten aber sogenannte Microbursts auf – kleinräumige Gewitterböen mit Schäden in einem eng begrenzten Bereich. Dabei ergibt sich ein ähnliches Schadensbild wie bei einem schnell ziehenden Tornado. Die Lage in OWL: Hitzewarnung für Teile von OWL aufgehoben Was ist eine Superzelle? Eine Superzelle ist nicht einfach nur ein starkes Gewitter, sondern eines, das einige Kriterien erfüllen muss. Zunächst einmal handelt es sich tatsächlich um ein kräftiges Gewitter, das langlebig ist, sich mindestens 30 Minuten lang hält, und dabei einen beständig rotierenden Aufwindbereich aufweist. Nachweisen lässt sich eine solche Superzelle meist nur mit entsprechenden Radarbildern, unterstützt durch Beobachtungen vor Ort. Allein durch die Beobachtungen ist der Nachweis nur selten möglich. Pro Jahr sind in Deutschland einige Dutzend Superzellen unterwegs, von denen aber nur ein kleiner Teil Tornados hervorbringt.

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