Wie aus der Trödel-Leidenschaft von Mutter und Sohn ein neues Geschäft in Bünde wird

Bünde. Indisch blau, Muster Strohblume. Bei dieser Beschreibung, mit der sicher nicht jeder etwas anfangen kann, fangen die Augen von Christine Plaßmann an zu leuchten. Sie weiß genau: Das ist die Bezeichnung für ihr Lieblings-Geschirr, ein echter Klassiker in den Farben weiß und blau, indisch blau eben. &bdquo;Das sammele ich schon seit 30 Jahren. Das ist mein persönliches Highlight“, sagt die 62-Jährige. Und wo hat sie die zahlreichen Kaffeetassen, Milchkännchen, Eierbecher und Porzellan-Miniaturen mit dem einprägsamen Muster gefunden? &bdquo;Das meiste auf dem Trödel. Da bin ich nämlich jetzt auch schon seit mehr als 30 Jahren regelmäßig. Das ist meine Leidenschaft.“ Und diese hat Christina Plaßmann sozusagen vererbt. An ihren Sohn, Jan Plaßmann. &bdquo;Ich bin schon als Kind mit auf Trödelmärkten gewesen“, erzählt der heute 39-Jährige. Zwischendurch – so in der Pubertät – habe er andere Interessen gehabt, aber seit mittlerweile 13 Jahren habe ihn das Flohmarkt-Fieber wieder voll erwischt, und seitdem begleitet er seine Mutter wieder regelmäßig. Das Problem an der Leidenschaft: Es sammelt sich im Laufe der Jahre einiges an. Bei Christine Plaßmann umfasst die Sammlung neben Geschirr und Keramik auch Kleidung – schließlich ist die 62-Jährige gelernte Schneiderin und arbeitet in ihrem Hauptberuf auch noch als solche. Bei Jan Plaßmann konzentriert sich die Schnäppchenjagd in erster Linie auf Elektrogeräte, Videospiele und Werbeartikel, bei Letzteren vorwiegend ältere wie zum Beispiel Emailleschilder. &bdquo;Grundsätzlich gilt aber die Maßgabe: Es muss uns gefallen, ganz egal, was es ist“, erklärt Jan Plaßmann die Auswahl. Bisherige Lagerplätze platzten aus allen Nähten Ob die Dinge nun gefielen oder ob auch das Herz dranhing – es wurden einfach zu viele. Gerade über die Corona-Jahre sei außerdem vieles stehen geblieben, weil es keine Flohmärkte gab. Trotz zweier zusätzlich angemieteter Garagen in Bünde quollen die Lagermöglichkeiten förmlich über. &bdquo;Wenn ich etwas suchte, habe ich nichts mehr wiedergefunden“, so Christine Plaßmann. Oft habe sie einfach nur das Tor einer Garage geöffnet, kurz reingeschaut und es sofort wieder geschlossen. &bdquo;Das ging einfach nicht mehr“, sagt sie. Deshalb war es für die Plaßmanns ein wahres Glück, dass die Räumlichkeit des ehemaligen Fahrradladens &bdquo;Zweiradsport und Liegeradhandel Andreas Scholz“ an der Rödinghauser Straße 183 in Bünde-Holsen plötzlich leerstanden. &bdquo;Wir wohnen nicht weit entfernt, direkt über die Ortsgrenze nach Rödinghausen“, so Christine Plaßmann, die schnell den Entschluss fasste, gemeinsam mit ihrem Sohn die Räume als Lager anzumieten. Im Dezember des vergangenen Jahres haben die beiden Trödel-Fans die Räume übernommen und es ging ans Sortieren und Einräumen. &bdquo;Ich wusste vorher gar nicht, wie viel Indisch blau ich wirklich hatte“, sagt die 62-Jährige schmunzelnd. Dadurch, dass alles an unterschiedlichen Stellen gelagert war, habe man an vielen Stellen einfach den Überblick verloren. Lesen Sie auch: Neuer Second-Hand-Laden in Bünde: So läuft das Geschäft nach drei Monaten Und so ist jetzt ein riesiges Regal im Eingangsbereich vollständig mit Christine Plaßmanns Herzens-Geschirr bestückt. Die Bereiche in den Räumlichkeiten sind klar gegliedert: auf der rechten Seite die Sammlung von Christine, auf der linken eher die von Jan Plaßmann. Dazwischen: Brettspiele, Kinderspielzeug und weitere Schätzchen. Immer freitags und samstags darf gestöbert werden So schön sah das Ganze am Ende aus, dass die Plaßmanns den Entschluss fassten, dass andere Menschen – auch abseits von Flohmärkten – die Möglichkeit zum Stöbern und Trödeln bekommen sollten. Gedacht, getan: Ein feuerrotes Schild mit dem Aufdruck &bdquo;Trödellager“ prangt am Eingang, und ab Freitag, 25. April, ist geöffnet. Aber lediglich freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr. &bdquo;Wir werden das jetzt erst einmal ein halbes Jahr ausprobieren“, sagt Christine Plaßmann. &bdquo;Wenn es gefällt, machen wir weiter.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Wichtig ist den beiden, dass es in ihrem Trödellager ähnlich zugeht, wie sie es von Flohmärkten kennen. &bdquo;Man wird hier so gut wie keine Preise an den Sachen finden. Es darf und soll nämlich gefeilscht werden, wie es sich gehört.“ Nur ein paar selbst genähte Stofftaschen von Christine Plaßmann stehen am Eingang und haben einen Festpreis von fünf Euro. &bdquo;Die mache ich auch auf Bestellung“, so die gelernte Schneiderin. Und eines steht für die Plaßmanns sowieso fest: Zu Flohmärkten werden sie an den Sonntagen trotzdem noch fahren. Das gehört für uns einfach dazu. Mit vielen anderen Händlern haben sich echte Freundschaften entwickelt und jedes Mal ist es ein bisschen, wie auf die Jagd gehen, wenn man die anderen Stände betrachtet“, beschreibt Jan Plaßmann das Trödel-Gefühl. &bdquo;Darauf wollen wir keinesfalls verzichten.“

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