Blinde Zerstörungswut: Bahnhofstoiletten in Bünde sind schon wieder dicht

Bünde. &bdquo;Toiletten wegen Vandalismus geschlossen!“ Bereits das Schild am Eingang zum öffentlichen Bahnhofs-WC in Bünde ist ein Statement. Denn üblicherweise wird in solchen Fällen gerne ein technischer Defekt vorgeschoben, um die wahre Ursache zu kaschieren. Und auch aus dem dicken Ausrufezeichen am Ende spricht wohl der Frust der Verantwortlichen bei der Stadt. Kein Wunder: Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Bereits im Sommer 2024 waren die Toiletten aus demselben Grund geschlossen worden, und das Schild klebte schon einmal an der Tür. Damals noch verbunden mit dem Hinweis auf die wenige Meter entfernten Toiletten am Busbahnhof. Darauf wurde diesmal verzichtet. Keine drei Jahre liegt die Eröffnung des neuen Bahnhofsgebäudes zurück. Dementsprechend modern wirkt auch die von außen über eine rollstuhlgerechte Rampe zugängliche Toilettenanlage. Für ein Bahnhofs-WC ist dieses auf jeden Fall ziemlich schick. Kabel ragt vor Bünder Bahnhofs-WC aus der Erde Doch dort, wo einst der elektrische Öffner für die Automatiktür war, ragt aktuell nur noch ein Kabel aus der Erde. Und auch der Blick durch die Glastür ins Innere verheißt nichts Gutes. Es ist zwar nicht viel zu erkennen, doch zwei Türen sind mit blauer Plastikfolie verhängt. An einer weiteren Tür sind zahlreiche Kratzer im Lack zu sehen. Diese wirken eindeutig so, als seien sie mutwillig dort hingekommen. Die Stadt hat für die kommenden Tage ein Statement angekündigt, wie es mit dem Bahnhofs-WC weitergehen soll. Schon beim Vorfall im vergangenen Sommer berichteten die zuständigen Kommunalbetriebe Bünde (KBB) davon, dass mutwillige Zerstörungen und grobe Verschmutzungen keine Einzelfälle, sondern wiederkehrende Probleme seien, die bei den Mitarbeitern für Frust sorgen würden. Zum Thema: Stadt Bünde frustriert: Vandalismus und extreme Verschmutzung in Bahnhofstoiletten Damals hieß es aus dem Rathaus, dass die Bahnhofstoiletten trotz immer wiederkehrender Zerstörungen und Verunreinigungen frei zugänglich bleiben sollen. Denn Gebühren würden für manche Bevölkerungsgruppen ein Zugangshindernis darstellen und seien sowieso nur unter erhöhtem finanziellen und technischen Aufwand möglich. Aktion &bdquo;Nette Toilette“ stammt aus Aalen Ob sich an dieser Einschätzung etwas geändert hat, werden die kommenden Tage zeigen. Fakt ist auf jeden Fall, dass Reisende bei einem akuten Bedürfnis aktuell nicht auf die öffentliche Toilette im Bahnhof gehen können. In der baden-württembergischen Stadt Aalen, rund 70 Kilometer von Stuttgart entfernt, hat man das Problem der hohen Bau- und Wartungskosten von öffentlichen Toiletten bereits seit längerem anders gelöst. Hier stellen Geschäfte oder Gastronomen ihre Toiletten ohne Kaufverpflichtung der Öffentlichkeit zur Verfügung. Im Gegenzug erhalten die Geschäftsleute einen Zuschuss der Stadt für die Pflege und Wartung der sanitären Anlagen. Auch in OWL sind Städte bei der Aktion &bdquo;Nette Toilette“ dabei An dem Konzept, das unter dem Namen &bdquo;Die nette Toilette“ läuft, beteiligen sich laut der zugehörigen App deutschlandweit mittlerweile 347 Städte und Gemeinden. Auch in Ostwestfalen-Lippe machen mehrere Kommunen mit - darunter Bielefeld, Paderborn und Gütersloh, aber auch kleinere Gemeinden wie Steinhagen. In Herford gibt es ebenfalls einen Zusammenschluss von Gastronomen, die ihre Toiletten der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Allerdings läuft dieser nicht unter dem Namen &bdquo;Nette Toilette“. Und während bei der netten Toilette ein roter Aufkleber im Eingangsbereich auf die Aktion hinweist, ist dieser in Herford grün. Das Konzept dahinter ist aber identisch. Die Initiatoren der netten Toilette haben am Beispiel der Stadt Aalen als Ideengeber eine Beispielrechnung veröffentlicht. Nach dieser kostet der Bau einer öffentlichen Toilette einmalig rund 130.000 Euro. Aktion &bdquo;Nette Toilette“ hat großes Sparpotenzial Hinzu kommen jährliche Unterhaltskosten in Höhe von 30.000 Euro für zwei öffentliche Toiletten. Die 70.000-Einwohner-Stadt Aalen gibt pro Jahr ungefähr denselben Betrag, nämlich 28.800 Euro, an Zuschüssen für 30 Toiletten in Geschäftsbetrieben aus. Jeder Geschäftsmann erhält demnach - je nach Lage und Ausstattung seines WCs - zwischen 60 und 100 Euro pro Monat für Reinigung und Instandhaltung. Außerdem würden so potenzielle Neukunden angelockt, heißt es zu den weiteren Vorteilen. Da die Toiletten so besser im Blick der Allgemeinheit, aber auch der Inhaber sind, scheint es darüber hinaus keine nennenswerten Probleme mit Vandalismus zu geben. Die Stadt Aalen habe so jedenfalls nach einer Anlaufzeit alle städtischen Toiletten schließen können. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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