„Ein Teufelskreis“: Wieso findet die Stadt Bünde keine Händler für den Wochenmarkt?

Bünde. &bdquo;Wochenmarkthändler gesucht!“, heißt es auf der Webseite der Stadt Bünde. Knapp ein Jahr verweilt die Anzeige bereits dort. Konkret sucht die Stadt nach Blumenhändlern, Textilhändlern, Fleischereien und Bäckereien. Dass die Anzeige bereits seit elf Monaten aktiv ist, lässt vermuten, dass die Suche schwer ist. Doch woran liegt das? Ist der Bünder Wochenmarkt für Händler nicht attraktiv? Oder handelt es sich eher um ein generelles Problem der Branche? Die Neue Westfälische hat mit Markthändlern vor Ort gesprochen. Daniel Niermann von &bdquo;Fisch Niermann“ ist nicht der Meinung, dass es sich beim Händlermangel um ein Bünde-spezifisches Problem handelt, wie er im Gespräch mit der NW sagt. Er beobachte Ähnliches auch auf anderen Märkten. So stehen ihm zufolge auch in Lübbecke mittlerweile weniger Händler auf dem Wochenmarkt als früher. &bdquo;Ich denke, es ist generell schwer, Händler zu finden“, so Niermann. Langjähriger Markthändler bleibt optimistisch Stephan Dominguez ist bereits seit mehr als 40 Jahren Teil des Bünder Wochenmarktes. Besucherinnen und Besucher finden ihn hinter der Käsetheke von &bdquo;Waltrauds Käsewelt“. Er schätzt den Markt in der Elsestadt sehr, wie er sagt. &bdquo;Wir brauchen uns nicht zu verstecken, wir haben eine Vielfalt von Spitzenprodukten hier auf dem Bünder Wochenmarkt“, sagt er. &bdquo;Und wir haben eine treue und freundliche Kundschaft.“ Dominguez ist sich sicher, dass es nicht am Standort Bünde oder an der Stadt selbst liegt, dass sie keine neuen Händler findet. Auch sei es kein Wochenmarkt-spezifisches Problem. Vielmehr sei die Wochenmarkt-Branche vom allgemeinen Personalmangel betroffen, wie viele andere Wirtschaftszweige in Deutschland auch. Dominguez bleibt guter Dinge: &bdquo;Der Nachwuchs unter den Markthändler steht in den Startlöchern“, sagt er. &bdquo;Und auch die nächste Generation Besucher kommt zum Einkaufen auf den Wochenmarkt.“ Kunden vermissen ausgewählte Waren Markthändlerin Tanja Hoock höre von ihren Kunden in Bünde oft, dass dienstags und donnerstags Fleischhändler auf dem Markt fehlten – genau das also, wonach die Stadt unter anderem sucht. Sie und ihre Kollegen von der Herringhauser Holzofenbäckerei Schnarre verkaufen immer donnerstags und samstags frische Backwaren auf dem Bünder Wochenmarkt. Außerdem stehen sie in Spenge, Enger, Herford und Stieghorst. Lesen Sie auch: Stadt sucht neue Händler: Wie es um den Bünder Wochenmarkt steht Der Wochenmarkt in Bünde findet dienstags, donnerstags und samstags von 7 bis 13 Uhr statt. Händler müssen allerdings nicht an allen drei Tagen vor Ort vertreten sein. Hoock beobachte ebenfalls, dass auch auf anderen Märkten in Ostwestfalen Markthändler fehlten. Sie vermutet, dass das mit dem Risiko der Selbstständigkeit zu tun hat. &bdquo;Das ist schließlich nicht so einfach, man hat viele Vorgaben als Selbstständiger in Deutschland“, sagt sie. Es fehle an Laufkundschaft Obst, Gemüse und Kräuter aus biologischem Anbau finden Kundinnen und Kunden des Bünder Wochenmarktes bei der Gärtnerei Ulenburg aus Löhne. Die Bioland-Gärtnerei setzt sich als Kollektiv aus 20 Mitgliedern zusammen. Verantwortlich für den Stand auf dem Bünder Wochenmarkt ist Ralf Sedellke. Seiner Meinung nach fehle es dem Markt in der Elsestadt an Laufkundschaft. Insbesondere unter der Woche sei wenig los. Er glaubt, dass das auch dem Standort des Marktplatzes geschuldet ist. &bdquo;Es kommen hier nur die Leute, die wirklich auf den Wochenmarkt wollen“, sagt er. In anderen Orten, in denen er und seine Kollegen ihre Waren verkaufen, komme durchaus mehr Laufkundschaft vorbei. Unter anderem finden Kunden die Bioland-Gärtnerei Ulenburg auf den Märkten in Enger, Bad Oeynhausen und Bielefeld. Finanzielle Ängste umtreiben Kunden Das Problem mit dem Händlermangel und dem Kundenaufkommen sei ein Teufelskreis, sagt Sedellke. &bdquo;Wenn weniger Kunden da sind, gehen Händler weg. Und dadurch ist das Angebot dann weniger attraktiv für Kunden“. Das wiederum habe zur Folge, dass zunehmend weniger Kunden kommen. Meinung: Aufschwung für den Bünder Wochenmarkt Letzteres sei aber auch anderen Faktoren geschuldet, meint Sedellke. So hätten Menschen wegen der aktuellen Wirtschaftslage zurzeit generell &bdquo;finanzielle Ängste“ und gehen dadurch weniger auf dem Wochenmarkt einkaufen. &bdquo;Dagegen kann auch die Stadt nichts machen“, sagt er. Allerdings könne die Stadt, so Sedellke, den Händlern bei den Standgebühren entgegenkommen. Zurzeit kostet jeder angefangene Quadratmeter der anzurechnenden Fläche 30 Cent, mindestens aber 3 Euro pro Tag. Damit sei die Stadt nicht teurer als andere, berichtet der Biohändler. Antwort der Stadt steht aus Er wünscht sich vielmehr ein generelles Entgegenkommen seitens der Kommunen. Denn auch Händler hätten mit steigenden Kosten zu kämpfen, die sie nicht einfach an den Kunden weitergeben könnten. &bdquo;Wir können uns aber auch kein Minusgeschäft leisten“, sagt der Biohändler des Bünder Wochenmarktes. Die Redaktion hat am Donnerstag, 23. Januar, eine Anfrage an die Stadt gestellt, wie ihre Einschätzung zum Händlermangel ist und wie sie den Standort für Marktbeschicker attraktiv gestaltet. Eine Antwort darauf steht allerdings noch aus. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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