Unter Drogen: Mann aus Bad Oeynhausen rast Ehefrau in Bünde hinterher

Bünde. &bdquo;Sie sind mit einem Affenzahn in eine Straße eingebogen, wo Kinder spielen“, brachte die Richterin den Vorwurf gegen den Angeklagten zum Ende der Verhandlung auf den Punkt. &bdquo;Ich will wirklich deutlich machen, dass es nur Glück war, dass da nichts passiert ist.“ Ein 46-Jähriger musste sich jüngst wegen vorsätzlicher Straßenverkehrsgefährdung vor dem Bünder Amtsgericht verantworten. Laut Anklage war Folgendes passiert: Der Mann, der kurz vor dem Vorfall nach Bad Oeynhausen gezogen war, bog am 14. Mai vergangenen Jahres mit seinem BMW mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit in die Straße &bdquo;Grüner Weg“ in Bünde ein. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft warf ihm vor, dabei mindestens doppelt so schnell als die erlaubten 30 km/h gefahren zu sein und unter akutem Kokaineinfluss gestanden zu haben. Beim Einbiegen in die Straße sei er beinah mit dem Pkw einer Frau, die aus entgegenkommender Fahrtrichtung kam, zusammengestoßen. Außerdem habe er fast einen Anwohner, der am Straßenrand stand, angefahren. Angeklagter konsumierte regelmäßig Kokain Der Angeklagte, der ohne Verteidiger bei der Verhandlung auftauchte, stritt im Gerichtssaal ab, unter Kokaineinfluss gestanden zu haben. Er habe zwar in der Vergangenheit regelmäßig Kokain konsumiert, das letzte Mal allerdings drei Monate vor dem Vorfall. Er gab jedoch zu, mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen zu sein. &bdquo;Ich wollte mein Unternehmen retten“, sagte der 46-Jährige, der nach eigener Aussage Einzelhandelslieferant für Märkte in ganz Deutschland war. Ihm zufolge habe seine Ehefrau ihn kurz vor dem Vorfall &bdquo;auf die Straße gesetzt“. Das Paar, das zwei gemeinsame Kinder hat, wohnte vorher zusammen in einer Wohnung am Grünen Weg. Er sei daraufhin zu seinen Eltern nach Bad Oeynhausen gezogen. Ehemann blockierte Beifahrertür In der gemeinsamen Wohnung in Bünde hätten sich ihm zufolge noch wichtige Firmenunterlagen befunden, die er am Tag des Vorfalls abholen wollte. Das sei der Grund für seine überhöhte Geschwindigkeit gewesen. &bdquo;Wenn es um die Existenz geht, fährt man doch schneller“, rechtfertigte sich der 46-Jährige im Gerichtssaal. Einen &bdquo;Fast-Zusammenstoß“ mit einem anderen Pkw habe es nach seiner Aussage nicht gegeben. Eine andere Version des Geschehens schilderten mehrere Zeugen vor Gericht, darunter auch die Ehefrau des Angeklagten. Ihrer Aussage war sie an jenem Tag im Mai vergangenen Jahres mit ihrer Nachbarin auf der Robert-Schumann-Straße unterwegs, als ihr Ehemann ihnen mit seinem BMW entgegenkam – und ihnen den Mittelfinger zeigte. Als die Frauen kurz darauf am Grünen Weg parkten, sei der Angeklagte von der anderen Seite in die Straße gefahren. &bdquo;Er ist gerast“, sagte seine Ehefrau vor Gericht. &bdquo;Ich dachte nur: ’Wenn ich aussteige, fährt der mich über’“. Der Angeklagte habe dann direkt neben der Beifahrerseite des Autos, wo seine Ehefrau saß, gehalten, sodass sie nicht aussteigen konnte. Mann stellte ihr regelmäßig nach Sie habe erkennen können, dass er dabei unter Kokaineinfluss stand. &bdquo;Ich wusste, wie er dann drauf ist“, sagte sie. Als die beiden noch zusammenlebten, habe sich der Angeklagte an manchen Tagen Kokain für bis zu 800 Euro &bdquo;in die Nase gezogen“. Als die Frau in der besagten Situation zu ihrem Handy griff und die Polizei rief, flüchtete der Angeklagte. Daraufhin seien mehrere Nachbarn auf sie zugekommen. Einer von ihnen habe gesagt, ihr Ehemann habe fast seine Kinder umgefahren, die am Straßenrand spielten. Ein anderer Nachbar habe zur Seite springen müssen, um nicht angefahren zu werden. Letzterer sagte auch selbst vor Gericht aus und bestätigte die Vorwürfe. Es war offenbar nicht das erste Mal, dass die 47-Jährige wegen ihres Ehemannes die Polizei rief. Nachdem ihr Anfang Mai die gemeinsame Wohnung per Beschluss vom Amtsgericht zugesprochen wurde – er also ausziehen musste – habe der 46-Jährige ihr regelmäßig nachgestellt. Mittlerweile ist sie deshalb sogar in den Kreis Gütersloh gezogen, wie sie sagt. Dort habe sie eine einstweilige Verfügung vom Amtsgericht bekommen, dass ihr Ehemann sich ihr nicht nähern dürfe. Bluttests wies Drogenkonsum nach Im Gegensatz zur Aussage ihres Ehemannes, sagte sie vor Gericht aus, dass er vor dem Vorfall durchaus die Möglichkeit hatte, seine Geschäftsunterlagen aus der gemeinsamen Wohnung abzuholen – mit polizeilicher Begleitung. Die Richterin verlas in der Verhandlung die Protokolle der Polizei, die den Angeklagten noch am selben Tag fassen konnten. Die waren eindeutig: Sowohl der von den Beamten durchgeführte Schnelltest als auch die Bluttests ergaben, dass der Angeklagte unter massivem Kokaineinfluss stand. Die Staatsanwältin hatte am Ende der Verhandlung keinen Zweifel, dass sich der Vorfall im Mai vergangenen Jahres so ereignet hatte, wie in der Anklage beschrieben und er sich wegen vorsätzlicher Straßenverkehrsgefährdung strafbar gemacht hatte. Sie plädierte für eine Geldstrafe von 85 Tagessätzen à 15 Euro, da der Angeklagte zurzeit Bürgergeld bekommt. Richterin verhängt härtere Strafe Der Richterin war das offenbar noch nicht hart genug. &bdquo;Ich musste gut überlegen, ob nicht eine Freiheitsstrafe infrage kommt“, betonte sie am Ende der Verhandlung. Sie glaube dem Angeklagten nicht, dass es ihm um seine Firma ging. Vielmehr sei er sauer auf seine Frau gewesen und brachte deshalb mehrere Menschen in Gefahr. Sie verurteilte den 46-Jährigen letztlich zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 15 Euro. Auch die Verfahrenskosten hat er zu tragen. Außerdem entzog die Richterin ihm die Fahrerlaubnis für weitere zwölf Monate.

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