Ehemaliger Linken-Chef wechselt in Bünde zur SPD

Bünde. Es steht aktuell nicht gut um die Linke. &bdquo;Auf Bundesebene rumort es nur. In Bünde ist man da schon weiter“, sagt Philipp Kollmeier, Vorsitzender der SPD Bünde, während der frühere Chef der Links-Fraktion im Stadtrat, Thorsten Beuß, neben ihm sitzt. Nachdem die Linken ihren Fraktionsstatus im Rat verloren hatten, will er Politik nun bei den Sozialdemokraten weiterbetreiben. &bdquo;Das hat es in Bünde so noch nicht gegeben“, so Kollmeier. Ende 2020 trat die Links-Fraktion im Bünder Stadtrat an, doch es dauerte nicht lang, bis es zu knistern begann. Bis dahin waren Thorsten Beuß als Fraktionschef und Alexander Kalteis die Gesichter der Linken im Stadtrat. 2022 trat Kalteis dann aus der Partei aus, blieb aber Fraktionsmitglied. Das funktionierte nicht lang, denn im September kehrte Kalteis auch der Fraktion den Rücken. Die Linken hatten somit ihren Fraktionsstatus im Stadtrat verloren, denn eine Fraktion muss aus mindestens zwei Ratsmitgliedern bestehen. Für Thorsten Beuß war das zuletzt ausschlaggebend für seine Entscheidung. "Vieles stimmt mit meinen Werten nicht mehr überein" Dass er nun bei der SPD anklopft, sei für ihn ein logischer Schritt. &bdquo;Es gab vor Jahren schon Kontakte zur SPD. Als dann die Linke in Bünde kam, fühlte ich mich da zunächst besser aufgehoben, denn von der SPD hatte man noch die Schröder-Geschichten im Kopf.“ Man habe in der Linken in Bünde auch gut zusammengearbeitet, aber der Austritt von Alexander Kalteis habe die Partei &bdquo;erwischt“, so Beuß. Zunehmend habe er sich auch mit Blick auf die Bundespolitik immer häufiger gefragt, ob er in der Partei überhaupt noch richtig sei. &bdquo;Vieles stimmte mit meinen persönlichen Werten nicht mehr überein“, sagte Thorsten Beuß am Abend bei einem Pressetermin anlässlich seines Parteiwechsels im Bürgerbüro der SPD Bünde. Auch die internen kräfteraubenden Grabenkämpfe bei Parteitagen hätten ihn &bdquo;nur noch genervt“. &bdquo;Die Kraft wurde meistens nur noch genutzt, um sich gegenseitig was über die Rübe zu hauen.“ Er wolle nun als Fraktionsloser aber nicht seine Zeit im Rat absitzen, bis die nächste Kommunalwahl kommt, sondern aktiv Politik betreiben. Da erschien ihm angesichts vieler Schnittmengen in den politischen Ansichten ein Wechsel zur SPD als neues &bdquo;politisches Zuhause“ logisch. Mit Beuß liegt die SPD mit der CDU im Rat gleich auf Und die Sozialdemokraten in Bünde schätzen sich gerade glücklich. &bdquo;Wir haben Thorsten Beuß schon seit einiger Zeit gesagt, dass an ihm ein Sozialdemokrat verloren gegangen ist“, sagt Christian Rüter, der stellvertretende Vorsitzende der Fraktion und der SPD Bünde. Fraktionschefin Andrea Kieper ist ebenfalls voll des Lobes: &bdquo;Wir haben Thorsten Beuß als engagiertes und fachkundiges Ratsmitglied kennengelernt, das auch persönlich gut in unsere Partei passt.“ Doch Parteiwechsel und Fraktionsbeitritt werden von unterschiedlichen Gremien bestimmt. Während nur der Vorstand des Ortsverbands über den Parteibeitritt entscheidet, muss die Fraktion mehrheitlich beschließen, den ehemaligen Linken-Ratsherr aufzunehmen. Bei Zustimmung wird etwas Rechenarbeit auf das Rathaus zukommen. Im Stadtrat ist es noch einfach, denn das Stimmenverhältnis der beiden großen Ratsparteien SPD und CDU ist nun mit 15:15 im Gleichgewicht. Mit Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger hätte die SPD sogar 16 Stimmen. Kräfteverhältnisse in Rat und Ausschüssen ändern sich Komplizierter wird es in den Ausschüssen, denn da die Linke nicht mehr im Stadtrat vertreten ist, gibt es auch keine Vertreter der Partei in Ausschüssen – weder als Mitglied noch als sachkundiger Bürger. Die Sitzverteilung muss das Kräfteverhältnis im Rat widerspiegeln und wird im Dezember bekanntgegeben. Dass Thorsten Beuß nun nicht mehr der Linken angehört, ändere aber nichts an seinen Themen, die ihm persönlich wichtig sind. Und da steht lokal die Wohnungsnot ganz weit oben. Seit Anfang des Jahres hat er sich – zusammen mit Mitgliedern der Linken – für die Mieter des maroden Belvona-Wohnblocks in Spradow eingesetzt. &bdquo;Das passt natürlich auch zum Programm der Sozialdemokraten“, sagt Christian Rüter am Abend. Beuß verspricht, dass dieses Engagement von ihm auch weiterhin bestehen werde. Mit Blick auf die Bundes-Linke fürchtet Beuß: &bdquo;Das wird nichts mehr, denn man weiß nicht mehr, wofür die Linke überhaupt besteht. Es reden dort Akademiker eine Sprache, die der normale Bürger nicht mehr versteht.“ Wenn es so weitergehe, werde man sich beim Wählerzuspruch irgendwo auf der &bdquo;Ebene der Tierschutzpartei“ wiederfinden. Bei der Mitgliederversammlung der SPD Bünde bekommt Thorsten Beuß heute Abend sein &bdquo;Rotes Parteibuch“ von Philipp Kollmeier. Am Montag wird die SPD-Fraktion darüber entscheiden, ob er die Partei auch als Ratsmitglied vertreten wird.

Meistgelesen