Bünde. Vor 50 Jahren nahm Heinz Müller in Bünde einen Dieb fest. Das Besondere: Er war kein Polizist. Der Bünder Bürger vernahm auf dem Rückweg von seiner wöchentlichen Kegelrunde ein Klirren und sah einen Dieb das Schaufenster eines Schmuckladens ausräumen.
Mit den Worten „Sie sind vorläufig festgenommen“ packte er ihn am Kragen und brachte ihn zur nächsten Polizeistation. Die Neue Westfälische erklärte danach ausführlich: Heinz Müller war im Recht. Laut dem Jedermannsrecht (§ 127 der Strafprozessordnung) ist es in Deutschland jedem Bürger erlaubt, eine vorläufige Festnahme auszuführen, wenn der Täter auf frischer Tat ertappt wird, fluchtverdächtig ist oder seine Identität noch nicht geklärt ist.
Eine Reform bedrohte den Kreis Herford
Leider war Heinz Müller in der Woche nicht überall zur Stelle, denn in Bünde gab es weitere Einbrüche. In Ennigloh wurde ein Lebensmittelgeschäft ausgeraubt und in Holsen wurde in eine Fleischerei eingebrochen. Die Kripo hatte damals keinerlei Spuren und bat die Bevölkerung um Hinweise. Ebenfalls beschäftigt war die Polizei mit einem Unfall in Kirchlengern an der Ecke Rottlandweg und Eschweg, die es auch heute noch gibt. Dort hatte ein PKW-Fahrer die Vorfahrt eines anderen missachtet. Zum Glück kam es nur zu Verletzungen.
Die Zeitung hielt die Gemeinde zu einer besseren Verkehrsregelung an: „An dieser Stelle und an den anderen Kreuzungen in dieser Ecke sind auch schon Menschen zu Tode gekommen.“
Am Jungengymnasium, dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, arbeitete man noch fleißig an den Erweiterungsarbeiten, die aber wohl nicht mehr bis zum Schuljahresbeginn fertig werden würden. Einige Klassen mussten deshalb in ungenutzte Räume der Schule Aufm Rott umziehen.
Die Schülerinnen des Mädchengymnasiums, heute Gymnasium am Markt, waren unterdessen in Bündes finnischer Partnerstadt, der Zigarrenstadt Jakobstad, zu Gast. 18 Mädchen wohnten bei Gastfamilien und schlossen Freundschaften mit finnischen Schülerinnen. Auch eine Beach-Party wurde veranstaltet.
Auch die Stifter Schützen feierten ausgelassen beim Schützenfest in Stift Quernheim. Zum 20. Geburtstag des Vereins gab es ein großes Fest mit einem Umzug. Zu diesem Zweck hatte man sich Autos aus dem Oldtimermuseum in Nettelstedt ausgeliehen. Ein Adler, ein Rolls Royce, ein Bugatti und ein alter Opel trugen die Königspaare von Stift Quernheim und den Gastvereinen durch den Umzug.
Politisch war der Kreis Herford im Sommer 1971 mit der anstehenden Kreisreform beschäftigt. Die Angst stand im Raum: Wird es den Kreis Herford ab 1972 nicht mehr geben? Der Leiter der Neugliederungskommission Für Ostewestfalen-Lippe betonte, dass man die Dinge nicht nur aus der Sicht der vorhanden Kreise betrachten könne. Leistungsstarke Kreise wie Herford müssten in Zukunft eventuell kleinere Kreise mitstützen.
"Nicht notwendige Drecksarbeit"
Während diese Reform noch im Raum stand, beschäftigten sich die Gemeinden mit anderen Problemen. In Quernheim nahm man in Angriff, die B239 zu entschärfen. Es sollte in Zukunft Gehwege und Aufenthalte für Fußgänger an Ampeln geben.
Außerdem wollte man auf der Strecke von Herford nach Kirchlengern auf vier Spuren erweitern. In Bruchmühlen sollte im Herbst die neue Autobahnbrücke in Betrieb genommen werden. Durch die Brücke am Elsebruch werde es dort in Zukunft wohl keine Straßenüberschwemmungen mehr geben. Überschwemmt war kurzzeitig allerdings der Blankener Weg in Bünde, bei dessen Ausbau für die Autobahnzufahrt Arbeiter der EWB ein freigelegtes Rohr nicht ordnungsgemäß unterbaut hatten, so dass das Gewicht des Verkehrs das Rohr zum Platzen brachte. Man ärgerte sich über die „nicht notwendige Drecksarbeit“.
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