Lernen in kleinen Gruppen: Schulalltag an der Bünder Pestalozzischule

Bünde. Der eine oder andere Fußgänger mag sich über das rot-weiße Flatterband an der Pestalozzischule wundern. Es weht mitten auf dem Schulhof, trennt diesen in zwei Bereiche. Das ist nur eine der Maßnahmen, die die Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen wegen der Corona-Pandemie ergriffen hat. Denn nicht nur Gymnasien, Real- oder Gesamtschule sind von den Corona-Auswirkungen betroffen. Sondern mindestens genauso die Förderschulen. Auch an der Pestalozzischule musste der Schulalltag komplett umstrukturiert werden. Bei Schülern, die eine spezielle pädagogische Betreuung benötigen, ist das ein besonders schwieriges Unterfangen. Schüler machen eine kurze Verschnaufpause auf dem Schulhof: Sie unterhalten sich, lachen. Alles natürlich mit dem erforderlichen Abstand. Zumindest etwas Normalität ist an der Pestalozzischule wieder eingekehrt. Mehr als vier Wochen musste die Schule komplett geschlossen bleiben. Ab Ende April durften zunächst die Zehntklässler wieder in den Unterricht. Die zwei 10. Klassen wurden in sechs Gruppen á sechs Schüler eingeteilt. "Der direkte Kontakt innerhalb einer Gruppe soll so minimiert werden", sagt Olaf Mentgen, kommissarischer Schulleiter. Jeder Lerngruppe wurde ein Lehrer zugeteilt. "Selbst der Klassenlehrer unterrichtet nur einen Teil von seiner Klasse", ergänzt Lennart Pamp, Mitglied des Leitungsteams. Rollierendes System für Erst- bis Neuntklässler Die Zehner sind seitdem täglich - von 8 bis 12.15 Uhr - in der Schule. Seit gut zwei Wochen kommen die Erst- bis Neuntklässler in einem rollierenden System wieder zum Unterricht. Die Klassen wurden auch in feste Gruppen eingeteilt. Hier kommt das rot-weiße Flatterband zum Einsatz. Jede Gruppe hat ihren eigenen Bereich mit separatem Eingang. Die Schule ist sozusagen in unterschiedliche Sektoren eingeteilt. Das Ziel: Die Gruppen sollen sich nie begegnen, um die Corona-Gefahr einzudämmen. "Jeder Schüler hat seinen festen Platz im Klassenraum", sagt Pamp. Nach jedem Unterrichtstag würden die Tische und Stühle gereinigt und desinfiziert. Lernen mit dem nötigen Abstand gelte ohnehin. Auf dem Stundenplan stehen dann vor allem Deutsch und Mathematik. An den restlichen Tagen heißt es dann "Homeschooling" - die Schüler machen Aufgaben zu Hause, am besten digital. Ein Problem: In den Elternhäusern fehlt schon mal das passende Endgerät. Und auch mit der Bedienbarkeit ist das so eine Sache. Denn die Kommunikationsplattform "Iserv" gibt es an der Pestalozzischule erst seit vergangenem Sommer. "Eine Lehrkraft kümmert sich darum, die Schüler in das Programm einzuarbeiten und ihnen die Funktionen beizubringen", erklärt Pamp. Außerdem würden die Lehrer mit den Schülern telefonisch im Kontakt stehen, es gibt eine Notfallsprechstunde. Kinder sind die großen Leidtragenden Doch bei allen digitalen Möglichkeiten bleibt eins überwiegend auf der Strecke: die übliche pädagogische Betreuung. "Bei uns liegt der Fokus auf der individuellen Lernförderung der Schüler", erklärt Mentgen. In Zeiten von "Homeschooling" sei das aber schwierig umzusetzen. Manchen Schülern falle das selbstständige Arbeiten zuhause schwer, so Pamp. "Sie brauchen das Haptische oder Visuelle - wie im Unterricht. Das ist aber aktuell nicht in dem gewohnten Umfang möglich." Die Kinder seien die großen Leidtragenden der aktuellen Situation. "Sie sind aus ihrem üblichen System und Alltag raus." Bis zu den Sommerferien will die Pestalozzischule mit dem rollierenden System weitermachen. Nach aktuellem Stand. Bis dahin müssten auch noch die sogenannten "AOSF-Verfahren" zur Feststellung sonderpädagogischer Förderbedarfe abgeschlossen werden. "Damit die entsprechenden Beschlüsse rausgehen", sagt Mentgen. Dadurch wird entschieden, welche Jungen und Mädchen mit Förderbedarf auf die Pestalozzischule gehen - wichtig, um das kommende Schuljahr planen zu können. "Diese Sache ist durch die Schulschließung liegen geblieben." Wie es nach den Sommerferien weitergeht? Das weiß noch keiner. "Die Planung für das kommende Schuljahr wird sehr schwierig", gibt Mentgen zu. Ob das rot-weiße Flatterband dann noch auf dem Schulhof im Wind weht? Auch das ist noch ungewiss.

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