Bus-Ikone Setra S215HD: Oldtimer-Reisebus im Kreis Herford immer noch im Einsatz

Kreis Herford. Es ist wirklich das Längste, was wir bislang in den Mittelpunkt unserer Reihe über alte Fahrzeuge und ihre Besitzer stellen konnten: der zwölf Meter messende Reisebus von Uli Laschütza aus Bruchmühlen. 1980 erstmals zugelassen, hat der in Ulm gebaute &bdquo;Setra“ zwar längst den Status eines historischen Fahrzeuges erreicht, dennoch bleibt bislang keine Zeit fürs &bdquo;Altenteil“ und das &bdquo;S215HD“ genannte Modell muss sich seinen Unterhalt nach wie vor noch selbst verdienen. Als adäquates Fortbewegungsmittel für allerlei Ausflugsfahrten setzt Laschütza den Reisebus in seinem Unternehmen ein und hat so schon manchen Fahrgast mit auf eine kleine Zeitreise nehmen können. Als der 3,34 Meter hohe Omnibus als Neuwagen seinen Dienst im südlichen Ruhrgebiet antrat, war sein heutiger Besitzer gerade einmal zwölf Jahre alt und für seinen Schulweg ebenfalls auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. &bdquo;Glücklicherweise war schon damals die Haltestelle direkt vor unserer Tür“, erinnert sich der mittlerweile 57-Jährige. &bdquo;Und so war das für mich schon eine sehr komfortable Sache!“ Aber auch sonst, wenn der Bünder Express in Bruchmühlen stoppte, konnte sich der junge Ulrich für den Fuhrpark der Familie Frentrup vom Südring begeistern. &bdquo;Busse fand ich schon immer spannend,“ beschreibt Laschütza den Anfang seiner Leidenschaft für diese Fahrzeuggattung. Event-Tours mit dem Bruchmühlener Oldtimerbus Dass er selbst jedoch mal mit mehreren Bussen ausgestattet als Reisedienstleister tätig werden würde, das war damals eine noch nicht einmal komponierte Zukunftsmusik für den heute selbstständigen Unternehmer und ergab sich – wie so oft im Leben – eher zufällig. Schon als Schüler konnte sich Uli für Technik begeistern und da er auf dem Land groß geworden ist, lag es mehr als nahe, dass er sich zum Landmaschinenmechaniker ausbilden ließ. Doch die Gesellenprüfung allein bot ihm ja noch nicht die Möglichkeit, ein eigenes Unternehmen zu gründen und so war für ihn der Weg zum Meistertitel quasi vorgezeichnet. Da der Großvater einst eine Tischlerei betrieben hatte und seine Werkstatträumlichkeiten später ungenutzt waren, eröffnete Uli Laschütza einen Handel mit angeschlossenem Service für große, aber auch kleine Landmaschinen und Gartengeräte. Geschäftstüchtig, wie der junge Unternehmer jedoch auch zu diesem Zeitpunkt schon war, erkannte er recht schnell, dass sich immer weniger Landwirte einen eigenen, teuren Maschinenpark für oft nur wenige Tage Einsatz im Jahr zulegen mochten und so kam alsbald noch ein eigenes Lohnunternehmen hinzu. Schließlich kümmerte er sich im Auftrag der Gemeinde Rödinghausen sogar noch um die mit Hackschnitzeln befeuerte, gemeindeeigene Wärmegewinnung. Oldtimer-Fuhrpark des Reiseunternehmens aus Bruchmühlen Als der örtliche Sportverein für seine aufstrebende Fußballmannschaft nach einem Transferdienstleister suchte, ergriff Uli Laschütza auch diese Chance und expandierte auch noch ins Reisebusgeschäft. Die Firma Event-Tours war geboren. Doch der Tausendsassa hatte bei all seinem Engagement nie jene Busse vergessen, die einst vor seinem Haus die Fahrgäste abholten, und so sind mittlerweile neben mehreren modernen Fahrzeugen auch einige Oldtimer im Fuhrpark des Reiseunternehmens zu finden. Momentan ist zwar erst der hier vorgestellte Kässbohrer im Einsatz, da mit Sohn Finn-Ole – einem Kfz-Mechatronikermeister mit Schwerpunkt Nutzfahrzeuge – jedoch schon die nächste Generation mit an Bord ist, kann man gespannt sein. Aktuell kümmert sich der Filius bereits um die Werkstatt, die selbstredend Teil des Gesamtunternehmens Laschütza ist und so hat auch er schon so manches Mal Hand an &bdquo;Eduard“ gelegt, wie der S215HD liebevoll genannt wird. &bdquo;Wir hatten tatkräftige Unterstützung von einem Bekannten mit diesem Namen, als wir den Bus restaurierten“, erläutert Uli, wie es zu dieser Namengebung kam. &bdquo;Ohne ihn hätten wir die gut 1.000 Stunden, die wir in die Restaurierung stecken mussten, nicht so schnell bewältigen können.“ Dass sich dieser nicht unerhebliche Aufwand gelohnt hat, zeigt sich schon auf den ersten Blick. Für Liebhaber: Oldtimer-Treffen im Kreis Herford: Hier können Auto-Klassiker bewundert werden Karosseriearbeiten, OM422-Motor und ZF-Getriebe Der zwölf Meter lange und zweieinhalb Meter breite Eduard präsentiert sich wie in seinen besten Tagen. Längst vergessen scheint, dass der Bus schon 32 Jahre und 1,2 Millionen Kilometer auf dem Buckel hatte und weniger ansehnlich daherkam, als Laschütza ihn zu sich nach Ostwestfalen holte. Ursprünglich lief das Fahrzeug bei der Firma Hoffmann-Reisen in Wetter an der Ruhr und hat schon dort so manchen Reisegast kennengelernt. Doch der Zahn der Zeit nagte und die langjährige Nutzung hinterließ Spuren, sodass in Bruchmühlen angekommen, mit dem Zerlegen der großflächigen Karosserie begonnen wurde. Es waren viele Schweißarbeiten erforderlich, ehe das Fahrzeug zum Lackieren und Polstern außer Haus gegeben werden konnte. Da Motor, Getriebe und Hinterachse schon vor dem Kauf überholt worden waren, gab es keine größeren Instandsetzungsarbeiten an der Technik und auch heute noch läuft der OM422 genannte Motor aus dem Hause Mercedes-Benz wie ein Uhrwerk. Dabei entwickelt der Achtzylinder in V-Anordnung aus 14,6 Litern Hubraum 280 Pferdestärken, die über die sechs Gänge eines ZF-Getriebes auf den Asphalt gebracht werden. Die Höchstgeschwindigkeit des bereits leer etwa dreizehn Tonnen wiegenden Kolosses wird zwar mit 130 km/h angegeben, kommt aufgrund der Geschwindigkeitsbegrenzung für Busse jedoch nicht wirklich zum Tragen. Oldtimer-Reisebus &bdquo;Eduard“ fährt Gäste aus der Region Dennoch war der S215HD – dessen Markenname Setra Bezug auf den 1951 erstmals von Kässbohrer eingesetzten, &bdquo;SElbstTRAgenden“ Karosseriekörper nimmt – das beliebteste Busmodell seiner Zeit. Wohl nicht zuletzt, weil die Ausführung als Hochdecker – zu denen ja auch der 1980 gebaute Eduard zählt – unterhalb der 49 Fahrgastplätze ausreichend Stauraum für Urlaubsreisen zu bieten hat. Obwohl der heute in Anlehnung an Uli Laschützas Kindheitserinnerungen als &bdquo;Wiehen-Express“ beschriftete Bus weniger auf großer Fahrt, sondern meist im Tages- oder Ausflugsverkehr in der Region unterwegs ist. Mögen die Distanzen vielleicht kürzer geworden sein, kommen bei zahlreichen Fahrgästen doch ebenfalls Erinnerungen auf. Erinnerungen an den Geruch von Klassenfahrten oder früher Urlaubsreisen, bei denen oft ein Setra zum Einsatz kam. Und wie eh und je bringt der nun 45-jährige Eduard auch heute noch seine Gäste stets zuverlässig ans Ziel. Bis auf einmal, denn da wollte der Oldtimer partout nicht mehr. Die Fehlerdiagnose am Straßenrand verriet jedoch recht schnell den Grund für diesen Unwillen. Der kleinste Filter in der Dieselleitung – in Größe und Aufbau einem Schnapsgläschen nicht unähnlich – hatte sich zugesetzt und verhinderte die Versorgung des Selbstzünders mit fossilem Brennstoff. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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