Seit zwölf Jahren schwer krank: Besondere Überraschung für Philipp aus Kreis Gütersloh

Verl. Für Diana Winterfeld ist es ein emotionaler Moment. Als die Verler Moped-Freunde ihr den Schlüssel für den alten Fiesta überreichen, den sie in Eigenarbeit wieder fahrtauglich gemacht haben, fließen bei ihr Tränen der Freude. Das Fahrzeug in stahlgrau-metallic, Baujahr 2002, wird ihr und ihrem Sohn das Leben erleichtern. Eigentlich hatte Philipp Winterfeld an der Übergabe teilnehmen wollen. Zumal auch Rahel Schuchardt vom WDR-Fernsehen mit der Kamera vor Ort ist, um für die &bdquo;Lokalzeit“ zu drehen. &bdquo;Aber sein Zustand lässt es nicht zu“, erzählt Diana Winterfeld von der Krankheit ihres jüngsten Sohnes. Der 26-Jährige leidet seit zwölf Jahren an einem chronischen Erschöpfungs-Syndrom, auch ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) genannt. Ein Leben in Isolation Lange wusste niemand, warum der einst sportliche junge Mann sich plötzlich so veränderte. So sehr, dass er oft den ganzen Tag lang kaum in der Lage ist, das Bett zu verlassen. &bdquo;Er muss sich seine Energie einteilen, braucht viele Ruhepausen“, beschreibt seine Mutter die Situation. Würde man es mit einem Akku vergleichen, &bdquo;dann würde der für 20 Prozent reichen“. Ein Leben in Isolation also und für die alleinerziehende Mutter neben der psychischen Belastung ein Kampf um Anerkennung der Krankheit und um Unterstützung. &bdquo;Zum Arzt zu fahren, das ist für viele Menschen selbstverständlich“, erzählt Diana Winterfeld, &bdquo;bei uns hängt da ganz viel dran.“ Die Fahrt muss organisiert werden, doch wenn Philipp nicht in der Lage ist, aufzustehen, müssen die Termine wieder abgesagt werden. Das größte Problem sei, dass die Krankheit, &bdquo;obwohl mittlerweile 250.000 Menschen in Deutschland daran leiden, noch unerforscht ist“, nennt die 54-Jährige einen der wesentlichen Punkte. &bdquo;Deshalb wird vieles abgelehnt.“ Lesen Sie auch: Gefangen im eigenen Körper - Gütersloher leidet unter rätselhafter Krankheit Krankheit wurde vermutlich durch eine Borreliose ausgelöst Ärzte hätten nicht helfen können, bisher gebe es keine Behandlungsmöglichkeit für ME/CFS. Hilfsmittel wurden nicht bewilligt, ihr Sohn sei sogar aus der Krankenkasse geflogen. Vieles musste Diana Winterfeld mühsam erfragen und erstreiten. Ausgelöst worden sei die Krankheit nach heutigem Stand vermutlich durch eine Borreliose (Infektion durch Zeckenbiss). &bdquo;Viele andere Betroffene liegen ebenfalls nur im Bett, vegetieren dahin. Das ist total schrecklich“, so die Verlerin. Die finanziellen Sorgen kommen hinzu. Philipp Winterfeld erhält Bürgergeld, seine Mutter arbeitet 40 Stunden die Woche, dennoch reicht es oft hinten und vorne nicht. Medikamente, osteopathische Behandlungen, ein Rollstuhl, all das kostet Geld. Diana Winterfeld hat es zumindest geschafft, die Pflegestufe 3 für ihren Sohn zu erkämpfen. Und sie hat in Bernd Brinkmann und den Moped-Freunden Unterstützer gefunden. Als die bei einem Treffen des SC Verl vom Schicksal erfuhren, reagierte der Verein und auch die Moped-Freunde sofort. 900 Euro Spenden gesammelt Bernd Brinkmann, einst im Marketing tätig, versprach, zu helfen, wo er kann. Er traf sich mit Philipp Winterfeld, erlebte hautnah, wie schlecht es ihm geht, organisierte eine Spendenaktion. Zu denen, die den Stein ins Rollen gebracht haben, gehört auch Wolfgang Hoffknecht. Die Moped-Freunde waren sofort mit dabei. Während eines Clubabends wurden 900 Euro gesammelt. Demnächst wird es eine weitere Aktion geben. &bdquo;Wir brauchen noch einmal 700 Euro für die Instandsetzung, Bauteile, TÜV und so weiter“, erzählt der Vorsitzende Dirk Müller. Diana Winterfeld und ihr älterer Sohn Dennis (29) sind unglaublich dankbar für die große Hilfsbereitschaft. &bdquo;Wir bedanken uns bei jedem Spender“, betonen beide, &bdquo;für uns ist das nicht selbstverständlich.“ Dirk Müller berichtet vor der Schlüsselübergabe für den Fiesta von einer Kettenreaktion. Johannes Gerlach habe den 21 Jahre alten Fiesta auf dem Hof stehen gehabt, Ralf Badura ihn in seiner Autowerkstatt fachmännisch begutachtet und flott gemacht. Philipp bei den Moped- Freunden? &bdquo;Das wäre die Krönung“ Der Wagen bekam neue Reifen, Bremsleitungen, Keilriemen, Wischerblätter, Zündkabel und mehr. Bruno Korte und Martin Grothusheidkamp waren für die Endreinigung zuständig. Das alles passierte in der Freizeit. &bdquo;Für uns ist das Auto eine große Erleichterung“, sagt Diana Winterfeld. Größter Wunsch der Moped-Freund ist es, dass Philipp, &bdquo;angepusht durch diese Aktion“, irgendwann in der Lage sein wird, an einem Clubabend teilzunehmen. &bdquo;Das wäre die Krönung“, da sind sich alle einig.

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