Schwer kranker Mann im Kreis Gütersloh lebt jahrelang isoliert: Jetzt gibt es Hoffnung

Verl. Seit 13 Jahren leidet Philipp Winterfeld an einem chronischen Erschöpfungssyndrom, auch ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) genannt. Plötzlich und ohne Ankündigung war die bis dato kaum erforschte Krankheit einfach da. Der 27-jährige Verler muss bis heute oft vor lauter Erschöpfung den ganzen Tag in seiner abgedunkelten Wohnung im Bett verbringen. Ein Leben in der Isolation. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer in Form einer besonderen, sich über Tage hinziehenden Blutwäsche – und die hat auch mit einer Aktion des SC Verl zu tun. Es fühle sich an, als ob sein Akku dauerhaft nur mit 30 Prozent Leistung aufgeladen sei, sagte Philipp einmal. Seine Krankheit erlebt der Verler als eine bleierne, andauerende und chronische Erschöpfung. Jede Belastung, egal ob körperlich oder geistig, verschlechtere seinen Zustand. Lesen Sie auch: Junge im Kreis Gütersloh leidet an seltener Krankheit: Einblicke in besonderen Alltag Vor Corona kannte die Krankheit kaum jemand Mutter Diana Winterfeld hat Philipp gemeinsam mit dessen Bruder über all die Jahre begleitet. Sie ist von Arzt zu Arzt und von Amt zu Amt gelaufen, fast nirgendwo wurde den Winterfelds richtig geholfen – was auch daran lag, dass diese Krankheit vor der Corona-Pandemie und dem danach aufgetretenen Phänomen Long Covid kaum einer kannte. Doch dann kam Diana Winterfeld mit den Offiziellen vom SC Verl, einem ihrer Lieblingsclubs, in Kontakt. Der Verein organisierte am 12. Mai beim ausverkauften Heimspiel gegen Preußen Münster eine Spendenaktion, bei der stolze 15.000 Euro zusammengekommen sind. Dieses Geld hat Philipp nun für eine mehrtägige Blutwäsche in Köln verwendet. &bdquo;Jede Blutwäsche kostet 2.500 Euro, insgesamt gab es fünf Termine über zehn Tage verteilt. Dazu kommen die Kosten für das Hotel“, erzählt die 55-Jährige. Vorgenommen wurden in der Praxis von Atheer Al-Nakkash, einem Facharzt für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie, zwei sogenannte Immunadsorptionen und drei Plasmaaustausche. Hierbei wird das Blut über einen Schlauch von einem Arm in ein Gerät geleitet, bevor es über den anderen Arm zurück in den Körper gelangt. &bdquo;Man liegt stundenlang in einem stark beheizten Bett und kann sich kaum bewegen, während ein Arm durchgehend steifgehalten werden muss“, schreibt Philipp nach der Behandlung per Whatsapp. Noch ist keine Besserung spürbar Während bei der Immunhämatologie über fünf Stunden die Autoimmun-Antikörper entfernt und aus dem Blut gefiltert werden, wird beim Plasmaaustausch das Blutplasma komplett ausgewechselt, was wiederum zweieinhalb bis drei Stunden pro Behandlung dauert. &bdquo;Die Tage waren für Philipp sehr strapaziös. Er muss sich jetzt erst einmal erholen. Wir müssen abwarten, wie es weitergeht“, sagt die Mutter. Ihr Sohn habe sich in der Praxis sehr gut aufgehoben gefühlt. &bdquo;Das war ein ganz tolles Team. Der Arzt hat noch einmal bestätigt, dass diese Art der Behandlung kranken Menschen geholfen hat. Es kann aber sein, dass Philipp das Ganze noch ein- oder zweimal wiederholen muss, bevor sich eine Wirkung zeigt.“ Philipp selbst hat die Tage in Köln unterschiedlich erlebt. &bdquo;Bei den ersten beiden Terminen hatte ich das Gefühl von mehr Wachheit“, schreibt er. Und: &bdquo;Die drei letzten Behandlungen waren dann nur noch anstrengend. Und in der zweiten Woche ging es mir noch schlechter als sonst.“ Eine Besserung sei noch nicht spürbar. &bdquo;Dennoch war die Behandlung technisch gesehen ein Erfolg, weil die Immunglobine (Antikörper) deutlich zurückgegangen sind.“ Mann aus dem Kreis Gütersloh muss Geduld haben Der Verler weiß, dass die Geschichte noch weitergeht: &bdquo;Nun heißt es Geduld und Disziplin zeigen. Es kann Wochen dauern, bis es symptomatische Verbesserungen gibt.“ Sie sei sehr stolz, dass Philipp die Behandlung durchgezogen habe, sagt Mutter Diana Winterfeld. Lesen Sie auch: Neu in Gütersloh: Chronisch kranke Frau gründet besondere Selbsthilfegruppe &bdquo;Er wollte das unbedingt und war total fokussiert. Ich freue mich sehr, dass Philipp diese Chance auch durch die Spenden bekommen hat.“ Philipp Winterfelds Kampf um ein besseres Leben geht weiter.

Meistgelesen