Verl

Proteste gegen geplantes Gewerbegebiet in Sürenheide

Die Sürenheider Interessengemeinschaft protestiert weiter gegen das geplante Interkommunale Gewerbegebiet nördlich der A2. Der Rat beschließt heute Abend seine Stellungnahme an die Bezirksregierung.

Schon seit 2009 wehrt sich die Interessengemeinschaft gegen das geplante Interkommunale Gewerbegebiet . | © Andreas Berenbrinker

24.03.2021 | 24.03.2021, 13:30

Verl-Sürenheide. Ist die Mitte Sürenheides bald eine Insel inmitten von Gewerbe- und Industrieflächen? Genau das befürchtet die Interessengemeinschaft „100ha" und fordert, kurz bevor der Rat heute Abend die Stellungnahme der Stadt an die Bezirksregierung Detmold verabschiedet, den Regionalplan-Entwurf in wesentlichen Punkten zu ändern. „Wir wollen die Sürenheider wachrütteln", sagt Michael Edenfeld.

Schon seit 2009 kämpft die Interessengemeinschaft „100ha" im Sürenheider Dreiländereck gegen ein mögliches Interkommunales Gewerbegebiet nördlich der Autobahn 2, ungefähr eingegrenzt von der Isselhorster und der Bielefelder Straße. Die Mitglieder der Gemeinschaft fürchten nicht nur ein persönlich eingeschränktes Leben, sie wehren sich auch gegen die Versiegelung der Fläche und die damit einhergehende Zerstörung der Natur, wie es die Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) und auch die Grünen bereits bemängelt hatten. „Wir haben hier historisch gewachsene Landschaften, die als Landschaftsschutzgebiet des Kreises Gütersloh mit angrenzendem Naturschutzgebiet ,Großen Wiese’ ausgewiesen sind", sagt Markus Buschmann, der genau wie Michael Edenfeld in jenem Bereich wohnt, in dem es laut Regionalplan-Entwurf ein Gewerbegebiet geben könnte.

"Ein Gefühl für das, was auf Sürenheide zukommt"

Die gesamte Interessengemeinschaft sieht nicht ausschließlich ihren Wohnbereich, sie richtet den Fokus auf Sürenheide und deren angrenzende Nachbarkommunen und möchten den Bürgern ein Gefühl dafür geben, was auf sie zukommen könnte. Würde der Regionalplan umgesetzt, wäre Sürenheide eine Insel inmitten von Industrie- und Gewerbeflächen.

Westlich des Ortskerns bestehen bereits große Gewerbeflächen an Schinken- und Waldstraße, die aktuell durch neue Gewerbeflächen auf Gütersloher Seite der Autobahn an der Straße Am Hüttenbrink und die damit verbundene Verkehrsführung durch Sürenheide ausgeweitet werden. Nördlich des Ortsteils befinden sich Gewerbeflächen an der Industriestraße. In südlicher Richtung sind die Gewerbeflächen Verl-West und im südlichen Teil am Brummel- und Leinenweg ebenso nicht weit entfernt. Nun sieht der Regionalplan-Entwurf vor, dass nördlich der A2 sowie auch an der Isselhorster Straße gegenüber dem Friedhof und an beiden Seiten der Sürenheider Straße bis hin zur Helfgerdsiedlung am Verler See Gewerbeansiedlungen möglich seien. Den beiden letztgenannten Stellen will die Stadt in ihrer Stellungnahme jedoch widersprechen.

"Ein eigener Autobahnanschluss hilft nicht weiter"

„Die Analyse zum Sürenheider Dorfentwicklungskonzept zeigt den jungen Altersdurchschnitt der Sürenheide entgegen dem demografischen Trend und das engagierte Vereinsleben", sagt Markus Buschmann. Zudem wurde geäußert, dass der Verkehr, der Lärm und die damit verbundenen Emissionen zu den größten Problemen im Verler Ortsteil zählen. Ein eigener Autobahnanschluss für Verl, der von CDU als Voraussetzung für das Interkommunale Gewerbegebiet genannt wird, würde diese Problematik nicht beseitigen. „Der Verkehr in den Nachbarorten Spexard und Friedrichsdorf zeigt dies deutlich", meint Interessengemeinschaftsmitglied Michael Stickling. Hier gibt es Autobahnanschlüsse im Ort oder in unmittelbarer Nähe.

In dem Gebiet nördlich der Autobahn 2 wohnen einige Familien mit Kindern. Auch deren Zukunft haben die Mitglieder der Interessengemeinschaft "100ha" im Auge, wenn sie gegen die Darstellung eines Interkommunalen Gewerbegebiets zwischen Isselhorster und Bielefelder Straße im neuen Regionalplan protestieren. - © Andreas Berenbrinker
In dem Gebiet nördlich der Autobahn 2 wohnen einige Familien mit Kindern. Auch deren Zukunft haben die Mitglieder der Interessengemeinschaft "100ha" im Auge, wenn sie gegen die Darstellung eines Interkommunalen Gewerbegebiets zwischen Isselhorster und Bielefelder Straße im neuen Regionalplan protestieren. | © Andreas Berenbrinker

Die Bedeutung und Wachstumsmöglichkeit von Industrie und Gewerbe, gerade der historisch gewachsenen Familienbetriebe, wird von der Interessengemeinschaft nicht in Abrede gestellt. Dennoch fragen die Mitglieder rhetorisch, ob es immer mehr sein muss und rufen alle Bewohnerinnen und Bewohnern von Sürenheide, Verl und den Nachbarorten dazu auf, eine persönliche Stellungnahme zum Regionalplan abzugeben. Noch bis zum 31. März läuft das Beteiligungsverfahren der Bezirksregierung Detmold.