Militär könnte an Gütersloher Flughafen zurückkehren: Gibt es bald wieder Flugbetrieb?

Gütersloh. Das war es dann wohl. Die Stadt scheint ihre Hoffnung, auf Flächen des ehemaligen Flugplatzes Gewerbe anzusiedeln, endgültig zu begraben. Sie begründet das damit, dass der Bund (Bundesanstalt für Immobilien, Bima) auf die Option einer militärischen Nutzung pocht. Daher gelte nun, neue, andere Gewerbeflächen zu suchen. In einer Sitzungsvorlage für die Ratsfraktionen spricht sich Liegenschaftsdezernent Albrecht Pförtner dafür aus, die &bdquo;kommunale Flächenstrategie“ neu auszurichten“. Das sei mit Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz abzustimmen, jene beiden Kommunen, die ebenfalls an der Gewerbegebiet Flugplatz GmbH beteiligt sind. Außerdem will die Stadt die Bezirksregierung zu einem Gespräch einladen, &bdquo;um die Rahmenbedingungen abzustimmen“. Alternativen Dass eine Ausweichfläche in Gütersloh gefunden werden kann, glaubt Pförtner nicht. Frühere Diskussionen hätten gezeigt, dass die Verortung einer vergleichbar großen Fläche auf Stadtgebiet mit hohen Restriktionen verbunden sei. Verkehr, Immissionen, Artenschutz, fehlende Brachen, Flächenkonkurrenz zur Landwirtschaft: Sie stellten &bdquo;kaum zu überwindende Hürden“ dar. Es gehe daher um kommunale Kooperationen. In dieser Hinsicht richteten sich die Blicke zuletzt unter anderem auf Flächen an der Pausheide in Verl und an der Windflöte in Bielefeld-Senne. Schadensersatz Pförtner ist städtischer Wirtschaftsförderer und außerdem Geschäftsführer der Flugplatz GmbH. Er berichtet, er habe das Thema Schadensersatz bei der Bima platziert, diese habe es aber &bdquo;wegen fehlender Rechtsgrundlage negiert“. Pförtner merkt dennoch kritisch an, ob die Stadt ihre Kosten für Gutachten und Planung in Rechnung stellen kann. Lesen Sie auch: Militär bald zurück in Gütersloh? Es wird Probleme und Leidtragende geben Wegen des aktuellen Moratoriums und der verstreichenden Zeit verlören diese an Wert und Gültigkeit. Auch habe die Stadt viel in Infrastruktur investiert, um die Gewerbeflächen auf der anderen Seite der Marienfelder Straße zu erschließen und dabei Kosten in Kauf genommen, die nur in Zusammenspiel mit der Flugplatz-Seite Sinn ergäben. Flugverkehr Ein heikles Thema. Ob es dazu kommt, sei nicht bekannt, so Pförtner. &bdquo;Offenkundig ist, dass die Bima die Option einer fliegerischen Nutzung eingeräumt haben möchte und die Bezirksregierung diese in ihrer Pressemitteilung nicht ausgeschlossen hat“, so der Dezernent. Pförtner beruft sich dabei auf eine Mitteilung von Anfang April. Darin gab Detmold bekannt, die Bima habe nachvollziehbar dargelegt, dass die Flächen weiter für eine militärische Nutzung vorgehalten werden sollen. Begründet sei das wegen der &bdquo;aktuellen geopolitischen Herausforderungen und der sich verändernden Sicherheitslage sowie der besonderen Standorteigenschaften“, so die Bezirksregierung. Allerdings sähe Gütersloh einen Flugbetrieb besonders kritisch. Er würde zu Lärm und Bauverbotszonen führen, so Pförtner. &bdquo;Die Gemeinden würden gegen eine solche Nutzung aufgrund der Einschränkungen vorgehen wollen“, so Pförtner. Er verweist auf einen Ratsbeschluss von 2012. Lesen Sie auch: Militär bald zurück in Gütersloh? 120 Demonstranten wehren sich dagegen am Flughafen Damals hatten sich die Fraktionen einstimmig gegen die Wiederaufnahme von Flügen ausgesprochen – jedoch zielte das auf einen &bdquo;privaten Flugbetrieb“. Pförtner plädiert nun dafür, &bdquo;eine grundsätzliche, transparente und öffentliche Debatte und Meinungsbildung zu forcieren, ob eine erneute fliegerische Nutzung in Gütersloh und den umliegenden Kommunen gewünscht ist“. Kritik an der Bima Die Mitteilung der Bezirksregierung sei für die Kommunen &bdquo;völlig überraschend“ gekommen, so Pförtner. Im Regionalplan OWL seien die Flächen für Gewerbe und Natur dargestellt worden, und die Bezirksregierung habe zunächst die Bima-Stellungnahme dazu abgelehnt. Erst dem darauf folgenden, konkretisierten Widerspruch gab Detmold statt. Diese Abstimmungen zwischen Bima und Detmold seien den Kommunen nicht kommuniziert worden, sie hätten lediglich das Ergebnis erfahren. Das habe die Stadt gegenüber der Bima &bdquo;bereits deutlich kritisiert“. Die Übersendung der durch Gütersloh angefragten Dokumente stehe aus. Flächenschrumpfung In Pförtners weiteren Erläuterungen wird deutlich, dass ein Industrie- und Gewerbegebiet am Flugplatz viel kleiner ausfallen würde als bislang kommuniziert. Bei einer Bruttofläche von 110 Hektar (das entspricht der versiegelten Fläche des 340-Hektar-Areals) war man bisher von potenziell nutzbaren 90 Hektar ausgegangen. Inzwischen aber habe sich die gewerblich-industriell vermarktbare Fläche &bdquo;auf maximal 50 bis 60 Hektar“ reduziert. Der Grund sei Artenschutz: Das Aufkommen an Feldlerchen und das Habitat des Großen Brachvogels im benachbarten Freiraum (Naturschutzgebiet und Nationales Naturerbe) erforderten Abstände zu Hochbauten, zu Lärm- und Licht. Das Schrumpfen der Fläche würde dazu führen, dass man auf eine ausgebaute Straße zwischen Marienfelder und Herzebrocker Straße verzichten könnte. Nötig wäre allerdings, die Kreuzung Marienfelder Straße/Nordring umzubauen, sie leistungsfähiger zu machen. Lesen Sie auch: Giftstoffe am Gütersloher Flughafen festgestellt – Chemikalien breiten sich aus Nicht vertieft ist der Umgang mit Pfas, den gesundheitsschädigenden, sogenannten Ewigkeitschemikalien. Es kommt dort vor. Diese Altlast zu sanieren, wäre herausfordernd und würde viel Geld kosten, heißt es. All das führe insgesamt zu einer &bdquo;größeren Unwirtschaftlichkeit“ des Projektes, was auch an der Preisgestaltung der Bima liege. Freilich, so Pförtner, sei ein Gewerbegebiet nicht nur an seinen Herstellungskosten zu bewerten. Windkraft In der Umgebung sind einige Windräder geplant und beantragt. Bei einer militärischen Nutzung, speziell bei Flugbetrieb, könnte das zu Konflikten führen. Auch neue Trinkwasserbrunnen sollen erschlossen werden. Laut Pförtner wird bei einer militärischen Nutzung der Status der Naturerbe-Flächen zurückgestellt.

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