Militärische Nutzung immer wahrscheinlicher: Kein Gewerbegebiet an Güterslohs Flughafen

Kreis Gütersloh. Wird Gütersloh bald doch zu einem militärischen Standort? Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat jüngst der im Regionalplan OWL vorgesehenen Nutzung der Flächen des ehemaligen Flughafens in Gütersloh widersprochen. Dazu ist sie nach dem Raumordnungsgesetz berechtigt. Diesem Widerspruch hat die Bezirksregierung Detmold nach eingehender Prüfung jetzt stattgegeben. Das hat Pressesprecher Steffen Adams am Freitag mitgeteilt. Landrat Sven-Georg Adenauer hat das bestätigt und umgehend alle Kreistagsmitglieder informiert. Dadurch ist die BImA nicht an die Festlegungen des Gebietes im Regionalplan OWL als Bereich für die gewerbliche und industrielle Nutzung sowie an die Festlegung als Bereich zum Schutz der Natur gebunden. Sie kann damit das Areal anderweitig als im Regionalplan OWL festgelegt nutzen. Adams: &bdquo;Der Widerspruch wurde durch die Bezirksregierung Detmold intensiv geprüft mit dem Ergebnis, dass dieser sowohl formell als auch materiell gerechtfertigt ist.“ Lesen Sie auch: Militär auf dem Gütersloher Flughafen? Dringender Appell an US-Botschafterin Politische Lage soll militärische Nutzung in Gütersloh erfordern Aufgrund der aktuellen, geopolitischen Herausforderungen und der sich verändernden Sicherheitslage in der Welt als auch in Europa sowie der besonderen Standorteigenschaften habe die BImA gegenüber der Bezirksregierung nachvollziehbar dargelegt, dass das Terrain weiter für eine militärische Nutzung vorgehalten werden soll. &bdquo;Das Offenhalten einer weiteren militärischen Nutzung hat für die BImA derzeit Priorität.“ Die Amerikaner hatten im Mai 2023 ihr grundsätzliches Interesse an der militärischen Nutzung der ehemaligen Princess Royal Barracks der Briten an der Marienfelder Straße öffentlich kundgetan. Nach einer ersten Einschätzung und mehreren Besuchen von hochrangigen US-Militärs in den vergangenen Monaten soll sich die Immobilie insbesondere zu Lagerungs- und Beherbergungszwecken eignen. Es gibt allerdings (noch) keine Hinweise auf eine erneute fliegerische Nutzung. Nach Recherchen dieser Zeitung soll neuerdings auch die Bundeswehr ein Augenmerk auf den ehemaligen Nato-Flughafen in Gütersloh gelegt haben. Gütersloher Landrat zeigt sich überrascht Über die jüngsten Entwicklungen zeigt sich Landrat Sven-Georg Adenauer dennoch überrascht. Trotzdem: &bdquo;Dass die Bezirksregierung dem Widerspruch der BImA stattgegeben hat, kann ich nachvollziehen“, sagt er der &bdquo;Neuen Westfälischen“ in einer ersten Stellungnahme. &bdquo;Angesichts der allgemeinen weltpolitischen Bedrohungslage, ausgelöst durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, müssen wir in Europa wirklich alles tun, um uns auf alle möglichen Szenarien einzustellen.“ Dazu gehöre sicherlich auch eine mögliche militärische Nutzung des Flughafens Gütersloh. Sollte es tatsächlich in den nächsten Monaten zu einer militärischen Nutzung kommen, würde das sämtliche Planungen hinsichtlich eines Gewerbe- und Naturschutzgebietes zunichtemachen. Das würde die Kommunen in finanzieller Hinsicht schwer treffen. Auch für die Investoren, die dort Windkrafträder planen. Immerhin ist schon viel Geld in die Konzeptionierung des Geländes geflossen. Man werde dann sicherlich darüber nachdenken müssen, von der BImA eine Kompensation für die entstandenen Aufwendungen zu fordern. Einschränkungen für Bauvorhaben im Umfeld des Flughafens sollen nicht erkennbar sein. Auf der gegenüberliegenden Seite investiert die Firma Schüco aus Bielefeld bereits kräftig. Das Unternehmen will dort sein Leistungsspektrum erweitern und hat im August 2023 insgesamt 100.000 Quadratmeter Fläche der Gewerbepark Flugplatz Gütersloh GmbH erworben. Suche nach Standortalternativen in der Region läuft Auf dem nördlichen Teil des Geländes des ehemaligen britischen Militärflughafens will das Bielefelder Unternehmen einen zusätzlichen Standort in Ostwestfalen-Lippe erschließen für die Produktbereitstellung und Distribution. Zu beachten ist heute, dass Schüco möglicherweise unter anderen Voraussetzungen dort sesshaft geworden ist. Die Bezirksregierung Detmold hat die an der Entwicklung des interkommunalen Industrie- und Gewerbegebietes beteiligten Kommunen Herzebrock-Clarholz, Harsewinkel und Gütersloh sowie den Kreis Gütersloh über die Entscheidung zum Widerspruch informiert, ebenso den Regionalrat. Mit Blick auf die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Entwicklung und Bereitstellung von Wirtschaftsflächen in der Teilregion ist die Bezirksregierung Detmold mit den betroffenen Kommunen und dem Kreis Gütersloh in einem Austausch. Man wolle diesen Prozess im Dialog eng begleiten und beraten. &bdquo;Der Sicherheit unserer Bevölkerung hat sich alles unterzuordnen, sogar die Entwicklung von Gewerbe- und Naturschutzgebieten oder mögliche zukünftige Windkraftanlagen“, erklärt Sven-Georg Adenauer abschließend. Lesen Sie auch: Gütersloher Flughafen: Forderung nach Position gegen Re-Militarisierung ist gescheitert &bdquo;Mit einer militärischen Nutzung des Flughafens können wir hier in der Region auch einen kleinen Beitrag in Bezug auf Abschreckung leisten.“ Eine finale Entscheidung gebe es aber noch nicht. &bdquo;Wir werden und müssen uns dennoch auf die Suche nach Standortalternativen machen.“

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