Schornsteinfeger geht regelmäßig auf Glückstour

Schloß Holte-Stukenbrock. Der Schreibtisch ist für Ralf Heibrok Mittel zum Zweck. Zwei wesentliche Dinge sind es, die von hieraus gelenkt werden: die berufliche Tätigkeit als bevollmächtigter Schornsteinfegermeister und die humanitäre Hilfe für krebs- und schwerstkranke Kinder. Neben Regalen voller Ordnern, zwei Rechnern, drei Druckern und etlichen Ablagen haben Telefon und Handy eine zentrale Funktion, denn sie stellen den Kontakt zu Kunden und Unterstützern her. Seit 14 Jahren treten Ralf Heibrok und viele seiner Kollegen für den inzwischen eingetragenen Verein &bdquo;Glückstour“ in die Pedale. Bilder des Künstlers Herman, die im Büro an einer der Wände hängen, zeugen von den vielen Radtouren quer durch Deutschland. Seit 2011 gestaltet Herman Reichold ein individuelles Motiv zu jeder Tour. Im Mittelpunkt steht immer das pochende Herz. &bdquo;Das symbolisiert die Leidenschaft“, erläutert Ralf Heibrok. Eben diese Leidenschaft gepaart mit ganz viel Herzblut und einer natürlichen Begeisterung treiben den 58-Jährigen an. &bdquo;Wie kann ich helfen“, diese Frage stehe bei ihm im Beruf und bei den Glückstouren stets vornean, bestätigt Heibrok. Als Schornsteinfeger ist der gebürtige Oldentruper seit 1998 selbstständig. Bis vor zwei Monaten war er im geschäftsführenden Vorstand der Schornsteinfegerinnung OWL tätig, davor jahrelang Vorsitzender des Prüfungsausschusses. Irgendwann fasste er den Entschluss, seine Aktivitäten zu reduzieren, &bdquo;denn ich war nur noch unterwegs“. »Das musste ich meiner Frau versprechen« Viel daran geändert hat sich dennoch nicht, denn allein die Planung der Glückstouren bedeutet einen immensen Zeitaufwand. Wenn Heibrok auf das Bild der krebskranken und mittlerweile verstorbenen Jana schaut, wenn er den kleinen Koffer mit dem Kuschelbären öffnet, den schwerstkranke Kinder vom Verein Glückstour erhalten, die vielen kleinen Dankeschönpräsente, die fast einen ganzen Schrank ausfüllen, dann ist das der tägliche Antrieb. &bdquo;Ich hänge an jedem Teil, weil hinter jedem eine emotionale Geschichte steht.“ Die diesjährige Tour hat die Glücksfeger von Koblenz nach Rostock geführt. Auf der gut 1.000 Kilometer langen Strecke haben die Schornsteinfeger jeweils 3.000 Euro an 73 unterschiedliche Institutionen und Einrichtungen, die sich um krebs- und schwerstkranke Kinder kümmern, übergeben. Hilfe gab es von den Kollegen vor Ort. &bdquo;Teilweise sind richtige Dorffeste organisiert worden, die Stimmung war unbeschreiblich.“ Bürgermeister, Stadt- und Landräte hätten sich Zeit genommen. &bdquo;Fast überall wurden uns weitere Spenden überreicht, damit wir auch in Zukunft krebs- und schwerstkranken Kindern helfen können“, sagt Heibrok. &bdquo;Allein auf unserer diesjährigen Tour konnten wir fast 215.000 Euro einsammeln.“ Insgesamt seien über die Jahre hinweg weit mehr als zwei Millionen Euro zusammengekommen. Mittlerweile gebe es viele Gönner aus Politik, Sport, Industrie und Handel. Ralf Heibrok betont: &bdquo;Nach wie vor kommt jeder gespendete Euro ohne jeden Abzug dem guten Zweck zu Gute.“ Schornsteinfeger, die sich auf die Glückstour begeben, zahlen nicht nur alles selbst, sie spenden zudem jeweils 500 Euro. &bdquo;Begleitfahrzeuge, Taschen und andere notwendige Dinge werden uns zur kostenlos Verfügung gestellt“, bestätigt Heibrok. Nur so sei eine solche Aktion überhaupt möglich. "Dahinter tritt alles andere zurück" Zu den bewegenden Begegnungen während der Touren gehören immer wieder Treffen mit schwerstkranken Kindern und deren Familien. Diese Sorgen und Probleme seien mit nichts vergleichbar, sagt Heibrok. &bdquo;Dahinter tritt alles andere zurück.“ Getroffen haben die Schornsteinfeger in diesem Jahr beispielsweise ein Kind mit einem Tumor, dessen spezielle Art noch weitestgehend unerforscht ist. &bdquo;Wir haben uns deshalb entschlossen, die Forschung mit einem Beitrag zu unterstützen.“ Grundsatz der Glückstour sei ohnehin, betont Heibrok, &bdquo;dass wir uns immer genau beschreiben lassen, weshalb und wofür Geld benötigt wird“. Geprüft werde auch, ob das Geld wirklich verwendet werde. Die Glückstour gehört mittlerweile zu den größten Charity-Veranstaltungen Deutschlands. Weil das so ist, waren die Schornsteinfeger unter anderem beim Neujahrsempfang im Schloss Bellevue zu Gast. Ralf Heibrok hofft, dass die so erfolgreiche Hilfsaktion auf noch breitere Füße gestellt werden kann. Fast das ganze Jahr über laufen Aktionen. &bdquo;Für mich ist die Unterstützung krebs- und schwerstkranker Kinder zur Lebensaufgabe geworden“, sagt Heibrok. Weil es ihm so am Herzen liegt, anderen möglichst ohne viele Hürden zu helfen, hat er sich außerdem dem Verein &bdquo;Fortuna SHS“, in dem Bürger Bürgern helfen, angeschlossen und dort mitgewirkt. Nur einen Posten hat er dort nicht übernommen. &bdquo;Das musste ich meiner Frau versprechen.“

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