Exklusive Einblicke in Gütersloher Villa: Außergewöhnliches Inventar wird versteigert

Gütersloh. Das Haus an der Lindenstraße 11 in Gütersloh hat eine beachtliche Wandlung hingelegt. Es war einmal ein Hühnerstall. Also zumindest wurde das Urgebäude im Jahr 1875 als solcher errichtet. Kaum vorstellbar, wenn man heutzutage die denkmalgeschützte Immobilie von außen betrachtet. Ein Turm thront über dem mondänen Eingangsportal der Villa, die bereits den Beinamen &bdquo;Kleines Schloss“ verpasst bekommen hat. &bdquo;Innen gibt es auch einige Dinge“, sagt Detlef Jentsch, &bdquo;die sieht man nicht jeden Tag.“ Davon kann man sich sogar selbst überzeugen, denn am Samstag, 27. September, lädt der Auktionator zu einer besonderen Haushaltsauflösung in das Anwesen ein. Der ehemalige Bewohner des ersten Obergeschosses ist mit 89 Jahren verstorben. Seine Familie betrieb früher eine Tabakwaren-Großhandlung in Gütersloh. Einige Jahre gehörte ihr das kleine Schloss, ehe es verkauft wurde, er jedoch als Mieter dort wohnen blieb. Heutiger Eigentümer ist ein Gütersloher Handwerker. &bdquo;Eine Angehörige des Verstorbenen, Universitätsprofessorin aus den USA, hat mich kontaktiert“, erzählt Detlef Jentsch: &bdquo;Sie war 14 Tage hier in Gütersloh. Jetzt kümmere ich mich um das Vermächtnis.“ &bdquo;Dass haben sie in einem Gütersloher Haus noch nie gesehen“ Das tut der gebürtige Stettiner mit dem gewohnten Feuereifer, den er mit seinen 83 Jahren und nach 483 Auktionen immer noch an den Tag legt. Klappern gehört zum Handwerk. Seinen Satz &bdquo;Das ist etwas ganz Besonderes“ sagt Detlef Jentsch nicht nur einmal. Beim Blick auf das alte bemalte Wagenrad im Flur schätzte der Experte: &bdquo;Das stammt vermutlich aus Spanien.“ Gleich daneben steht die gut erhaltene Eichenholz-Standuhr mit drei Gewichten, die ebenfalls unter den Hammer kommt. Vorrangig gilt das Interesse allerdings dem Haushalt der kompletten ersten Etage. Lesen Sie auch: TV-Dreh in Gütersloh: Seltener Nachlass von Unternehmer-Paar unterm Hammer In die geschätzt 160 Quadratmeter große Wohnung gelangt man über eine imposante Eichentreppe voller Verzierungen, die mit rotem Teppich ausgeschmückt ist. An deren Ende gibt ein bleiverglastes Jugendstil-Fenster den Blick in den parkähnlichen Garten frei. Vorbei geht es an Schränken mit Schnitzarbeiten und Bleiverglasung, die um die Jahrhundertwende entstanden sind. &bdquo;Was werden die bringen? Vielleicht 400 bis 500 Euro“, schätzte Detlef Jentsch. Vor zehn Jahren hätte er vermutlich das Zehnfache eingenommen. &bdquo;Möbel laufen gerade schwer.“ Dann greift der einzige vereidigte Versteigerer Ostwestfalens zum Schlüssel und ruft: &bdquo;Jetzt zeige ich ihnen etwas, dass haben sie in einem Gütersloher Haus noch nie gesehen.“ Die Tür öffnet sich zu einer fest integrierten Bibliothek mit Schränken nebst kleiner Holzleiter, Fächern, Möbeln und Hunderten von Büchern. &bdquo;Die verbauten Möbel, der Tisch und die Stühle bleiben“, betont Jentsch, &bdquo;alles andere muss raus.“ Neben Druckwerken sind das Antiquitäten, Bilder, Porzellan, Lampen, Hausrat, eine Schreibmaschine oder das alte Transistorradio &bdquo;Canzonetta automatic“ von Graetz. Teppich soll mal 20.000 Euro wert gewesen sein Insgesamt 14 Zimmer mit drei Metern Deckenhöhe sind aus dem einstigen Hühnerstall hervorgegangen. Bereits 1882 wurde er zum Wohnhaus umgebaut, im Jahr 1912 erhielt er seine heutige Erscheinung. Wilhelm Wolf, Mitbegründer der Gütersloher Gurtweberei Güth und Wolf, veranlasste den Umbau zum kleinen Schloss, daher der Name Villa Wolf. Dort wandelt man heute im ersten Stock über zahlreiche Perserteppiche. &bdquo;Acht echte, alte Orientbrücken“, zählt Detlef Jentsch. Der wertvollste ist ein Seidenteppich. &bdquo;Der dürfte mal 20.000 Euro wert gewesen sein.“ Rund 150 Positionen, so schätzt der Gütersloher Versteigerer, gehen in die Auktion. Dazu zählen auch die Sitzgruppe des Rheda-Wiedenbrücker Möbelherstellers COR im Wohnzimmer oder Waschmaschine, Trockner und andere Geräte aus dem grün gefliesten Badezimmer mit rosafarbener Wanne und Waschbecken. Einen guten Preis erhofft sich Detlef Jentsch auch beim Bild zweier Knaben in mittelalterlichen Gewändern, das laut Restaurator aus dem 16. Jahrhundert stammen soll. &bdquo;Wie wertvoll es ist, müssen wir noch erforschen.“ Allein die Einblicke in das herrschaftliche Gütersloher Wohnhaus dürfte ein Besuch der Nachlassauflösung wert sein. Diese findet am Sonntag, 27. September, von 10 bis 17 Uhr in der Lindenstraße 11 statt.

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