Hingucker in Güterslohs Innenstadt: Wer ist das Mädchen, das alle Blicke auf sich zieht?

Gütersloh. Hoch über den Köpfen von Besuchern der Gütersloher Innenstadt hängen seit einigen Tagen großformatige Schwarz-Weiß-Fotos eines einzelnen Mädchens. Befestigt an Drahtseilen flattern ihre Porträts aufgereiht wie an einer Perlenkette zwischen den Häuserzeilen der Fußgängerzone in der Berliner Straße. Ist der Wind zu stark, verwickeln sich die Transparente. Doch Wolf-Dieter Tabbert schaut fast täglich mit der Leiter vorbei, um alles wieder zu entzerren. Er ist der Schöpfer dieses ungewöhnlichen Foto-Projektes, bei dem man einem Gütersloher Mädchen beim Erwachsenwerden zusehen kann. Der 50-Jährige verrät, was es mit der Aktion auf sich hat und wer sich hinter seinem Fotomodell verbirgt. Eines vorweg: Der Name des Mädchens bleibt ein Geheimnis. So viel steht fest. &bdquo;Sie möchte für die Öffentlichkeit weitestgehend anonym bleiben, denn sie will keinen Rummel um ihre Person“, begründet Wolf-Dieter Tabbert, weshalb er die Identität des Mädchens nicht preisgeben möchte. &bdquo;Das haben wir schon damals zum Start des Projektes so vereinbart.“ Ursprung der besonderen Fotoaktion liegt im Jahr 2011 Der Fotograf nennt sie Gütersloher Menschenkind, denn diesen Namen trägt das Projekt, das er in Kooperation mit dem Fachbereich Kultur der Stadt Gütersloh öffentlich präsentiert. Es ist Teil des Programms zum 200-jährigen Stadtjubiläum und hat seinen Ursprung im Jahr 2011. Im Sommer jener Zeit hat der Fotograf aus dem Gütersloher Stadtteil Avenwedde damit angefangen, jedes Jahr einmal das gleiche Foto von dem Mädchen zu machen. &bdquo;Zu Beginn war sie sechs Jahre alt. Sie ist eine Freundin meiner Tochter und die ganze Aktion hing mit der Einschulung zusammen. Die Idee war damals, die Entwicklung eines Menschen anhand von jährlich aufgenommenen Fotos festzuhalten. Daraus wurde das Projekt“, erzählt der zweifache Familienvater. Rund 20 Kinder hat er damals porträtiert – und in einigen Fällen auch über Jahre hinweg begleitet. Lesen Sie auch: Besondere Hingucker in der Gütersloher Innenstadt ziehen gerade alle Blicke auf sich Der Kontakt zur Freundin seiner Tochter ist bis heute geblieben und das jährliche Fotodate zur Tradition geworden. Jeden Sommer packt Wolf-Dieter Tabbert seine Mittelformat-Kamera vom Hersteller Hasselblad ein und besucht die Gütersloherin zum Fotoshooting. Seine Bilder sind analog erstellt und in Schwarz-Weiß gehalten. &bdquo;Ich fotografiere sie stets in der gleichen Haltung, mit dem neutralen Gesichtsausdruck, bei möglichst dem gleichen Licht und Hintergrund“, schildert Wolf-Dieter Tabbert. Nur so werde die Entwicklung sichtbar. Gütersloherin sei sich selber &bdquo;extrem treu geblieben“ Die Fotos zeigen das Gütersloher Menschenkind auf seinem Weg vom Grundschulkind mit Ohrsteckern und Zopf über die Pubertierende bis hin zur Frau mit erwachsenen Gesichtszügen und offenen Haaren. &bdquo;Im Unterschied zu den anderen Kindern, die ich porträtiert habe, ist sie sich selber extrem treu geblieben“, erzählt Wolf-Dieter Tabbert. Seine Protagonistin lebt mit ihrer Familie in der Dalkestadt. &bdquo;Ab Oktober wird sie studieren. Es geht ins Pädagogische.“ Sie sei naturverbunden und eine leidenschaftliche Reiterin. Das große Hobby des Güterslohers Wolf-Dieter Tabbert ist die Analog-Fotografie. Der gelernte Schriftsetzer und Diplomingenieur für Kommunikationstechnologie hat daheim in Avenwedde sogar eine eigene Dunkelkammer, in der er auch die Negativfilme vom Gütersloher Menschenkind mit Entwickler und Fixierer behandelt. &bdquo;Wir machen jedes Mal drei Aufnahmen. Ich scanne die Abzüge ein und schicke sie ihr später per E-Mail zu“, erzählt der Künstler. Hingucker-Aktion noch bis Ende Oktober in der Innenstadt zu sehen Als die Stadt Gütersloh vor zwei Jahren anlässlich ihres 200-jährigen Jubiläums zu einer Ideensammlung aufrief, brachte Wolf-Dieter Tabbert sein Projekt ins Spiel. &bdquo;Es sollte mit Gütersloh zu tun haben und Entwicklung und Veränderungen zeigen“, erzählt der Fotograf: &bdquo;Das passt doch gut.“ Jetzt hängen seine berührenden Fotos vom Großwerden im Zeitraffer seit dem 15. September als zwei Mal zwei Meter große Transparente mit den charakteristischen schwarzen Negativrahmen über der Gütersloher Fußgängerzone. Lesen Sie auch: Ungewöhnlicher Feuerwehr-Einsatz in der Gütersloher Innenstadt: &bdquo;Erlebt man selten“ Geht man vom Gütersloher Rathaus in Richtung Berliner Platz, zeigt sich das Kind auf dem Weg zum Erwachsenen. Umgekehrt betrachtet man den Prozess der Verjüngung. In jedem Fall ein echter Hingucker. Die Fotoaktion in Fußgängerzone läuft bis zum 31. Oktober. Und wie lange möchte Wolf-Dieter Tabbert sein Gütersloher Menschenkind noch begleiten und Jahr für Jahr fotografieren? &bdquo;Solange wir Lust darauf haben und uns nicht aus den Augen verlieren.“

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