Abschied

Schluss nach fast 20 Jahren: Beliebte Fotospots im Kreis Gütersloh verschwinden

Die Alltagsmenschen der Künstlerin Christel Lechner waren jahrelang beliebte Fotomotive für Innenstadt-Besucher. Aber sie wurden auf häufig zerstört. Jetzt steht fest: Die großen Figuren bleiben im Depot.

Die Alltagsmenschen der Künstlerin Christel Lechner waren jahrelang beliebte Fotomotive für Innenstadt-Besucher. | © Marion Pokorra

Marion Pokorra
22.03.2025 | 22.03.2025, 17:37

Rheda-Wiedenbrück. Wer sich ab 1. April nach den Alltagsmenschen im Stadtteil Wiedenbrück umschaut, wird sich verdutzt die Augen reiben. Denn sie werden nicht mehr kommen, die Figuren der Wittener Künstlerin Christel Lechner. Dabei gehörten sie schon zum sommerlichen Stadtbild.

Jetzt nicht mehr. Das bestätigt Dörte Sonnabend, Projektkoordinatorin der Ausstellung. Die hatte die Burckhard-Kramer-Stiftung vor 19 Jahren erstmals realisiert. 2005 hatte Burckhard Kramer Alltagsmenschen in Rietberg gesehen, war von ihnen begeistert und holte 70 Figuren nach Wiedenbrück, damals noch in Kooperation mit dem Gewerbeverein Wiedenbrück.

Rückblick: Christel Lechner und Burckhard Kramer eröffneten 2015 die Ausstellung der Alltagsmenschen mit der damals neuesten Inszenierung der Gruppe „Himmelwärts“. - © waltraud leskovsek
Rückblick: Christel Lechner und Burckhard Kramer eröffneten 2015 die Ausstellung der Alltagsmenschen mit der damals neuesten Inszenierung der Gruppe „Himmelwärts“. | © waltraud leskovsek

Seither konnten sich die Rheda-Wiedenbrücker und viele Auswärtige darauf verlassen, dass die 80 bis 100 Kilogramm schweren Figuren mit dem Frühling in Wiedenbrück Einzug hielten. Sie sollten den Menschen Freude bereiten.

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Alltagsmenschen im Kreis Gütersloh geköpft: 30.000 Euro Schaden

Doch waren sie in den 19 Ausstellungen auch immer wieder das Ziel von Vandalen. Unbekannte rissen die Alltagsmenschen aus ihren Fundamenten und beschädigten sie. Im vergangenen August waren zwei Figuren der Fotografengruppe umgekippt und zerstört worden. Bereits im April waren zwei Alltagsmenschen regelrecht geköpft worden. Die Rede war von 30.000 Euro Sachschaden.

Ob das der Grund ist, dass die 90 Alltagsmenschen, die die Burckhard-Kramer-Stiftung in den vergangenen Jahren erworben hat, nun in ihrem Winterquartier bleiben? Das war auf Anfrage von Kramer nicht zu erfahren. Unbeantwortet blieb auch die Frage, was nun aus den 90 Skulpturen wird. Sonnabend teilt lediglich mit: „Alles hat seine Zeit.“

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Frequenzbringer für die Geschäftsleute in der Innenstadt

Ortsheimatpflegerin Christina Sasse findet den Verlust der Freilicht-Ausstellung schade. Dass Initiator und Finanzier Burckhard Kramer in diesem Jahr ohne vorherige Ankündigung die Figuren im Depot belässt, nannte Sasse bei der Jahreshauptversammlung des Heimatvereins Wiedenbrück-Reckenberg überaus bedauerlich. „Wenn man von dem Vorhaben gewusst hätte, hätte sich vielleicht eine gemeinsame Lösung gefunden.“

Die Gruppe „Das große Fressen“ war 2019 auf der Landzunge im Emssee inszeniert worden. - © Marion Pokorra
Die Gruppe „Das große Fressen“ war 2019 auf der Landzunge im Emssee inszeniert worden. | © Marion Pokorra

„Schade, dass die Alltagsmenschen nicht mehr kommen“, meint auch Nicole Kirschner, Vorstandsmitglied des Gewerbevereins Wiedenbrück. Der freue sich über jede Attraktion, „die unsere Innenstadt schöner macht“. Für die Geschäftsleute waren die Skulpturen ein Frequenzbringer.

Kirschner berichtet von Kunden in ihrem Geschäft „Neue Zeiten“, die jedes Jahr nach Wiedenbrück kamen, um ihren Lieblings-Alltagsmensch zu suchen, an seinem neuen Standort zu fotografieren und die den Ausflug gleich für einen Einkaufsbummel genutzt haben. „Wir sind dankbar, dass Burckhard Kramer 20 Jahre lang kostenlos die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat.“

Im Sommer sei die Standardfrage der Touristen gewesen: „Sind sie wieder da?“, so Kerstin Bruchmann-Schön, Sprecherin der Flora. Auch der städtischen Tochter seien „die gemütlichen Figuren ans Herz gewachsen“. Sie hätten Wiedenbrücks Altstadt bereichert und auch am Emssee und damit im Flora-Park Leute entspannt. „Sie haben oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert“, dankt die Flora für „die gemeinsame schöne Zeit“.