Rheda-Wiedenbrück Innenstadt bald für Autos gesperrt? Antrag sorgt für heftige Diskussionen

Rheda-Wiedenbrück. Auf Zustimmung stieß der Antrag "L(i)ebenswere Innenstädte - autofrei unbeschwert shoppen und genießen" der Bündnisgrünen. Sie wollen, dass an zwei, drei Samstagen im Sommer die Innenstädte von Rheda und Wiedenbrück für den Kfz-Verkehr gesperrt werden. Doch es gab auch deutliche Kritik. Der Antrag sei eine Einladung an die Bürger. Wer am autofreien Tag komme, sei ein potenzieller Kunde und könne für Umsatz in den Geschäften sorgen. Das führe vielleicht zu einem Umdenken "des scheinbar in Stein gemeißelten Credos: Je mehr Autos, umso mehr Kunden", sagte Andreas Hahn im Haupt- und Finanzausschuss. Der Bündnisgrüne nannte die autofreien Tage ein Experiment, um zu erfahren, wie es ist, "wenn es mehr Platz für Fahrradfahrer und Fußgänger gibt". Mit einem bunten Programm könnten dort der aus dem Flora-Park verbannte Flohmarkt wiederbelebt oder das internationale Kulturfest integriert werden. Die "Wums-Samstage" könnten zeigen, dass "die Innenstädte mit weniger Autos an Attraktivität gewinnen", so Hahn. "Einfach mal machen" Das sei auf den ersten Blick ganz nett, meinte Lisa Elbracht, CDU. Doch weil die Samstage wegen der Wochenmärkte bereits für belebte Innenstädte sorgten, fragte sie: "Warum nicht an einem Sonntag?" Sie hätte sich vorab zudem ein Gespräch mit dem Gewerbeverein Wiedenbrück und der Initiative Rheda gewünscht. "Ich habe da keine Begeisterung gehört." Die Gewerbetreibenden einzubeziehen nannte Martin Hünten, Move, richtig. Sonst aber "sind wir fürs Ausprobieren, einfach mal machen". Neues auszuprobieren findet Simon Gerhard, FDP, gut. "Aber wir verbieten hier den motorisierten Verkehr". Dabei habe in Rheda die Bürgerinitiative "Kein Klotz" jüngst wegen der kurzen Wege für Kunden den Erhalt von Parkplätzen durchgesetzt - und einen geplanten Neubau an der Bleichstraße verhindert. Patrick Büker, FDP, sieht im Antrag der Grünen einen "Kulturkampf gegen Autos in unserer Stadt." Die Händler lebten vom Leben in den Zentren. "Wir lehnen den Antrag ab, dann muss sich die Verwaltung nicht auch noch darum kümmern", verwies Büker auf die im Antrag vorgeschlagenen Aktivitäten wie Hüpfburg, Karussell, Straßenmusik und Foodtruck."Das geht nicht so einfach" Über die Haltung der Liberalen war Dirk Kursim, SPD, "entsetzt". Alle seien sich im interfraktionellen Arbeitskreis Klimaschutz einig gewesen, den Autoverkehr reduzieren zu wollen. Da seien drei, vier testweise gesperrte Straßen an zwei, drei Tagen ein erster Schritt. "Zumal der Park- und Schleichverkehr an den Samstagen nicht ohne ist." Seltsam nannte Sonja von Zons, Offene Liste, Bükers Statement. Sie war ganz bei den Grünen, die "nicht meckern, sondern machen". In Berlin und Bielefeld habe das auch geklappt. Es sei "klasse, da über die Straße zu gehen, ohne überfahren zu werden". Laut Bürgermeister Theo Mettenborg geht die Ausarbeitung der autofreien Samstage an die "kreative Keimzelle" Flora Westfalica. Er schob aus der "Führung des Rathauses ein kleines Achtung" noch nach, dass es im neuen Stadtrat einen großen Reigen an Themen gebe. "Aber das alles muss auch einer machen, das geht nicht so einfach." Dennoch stimmte die Mehrheit dafür, dass die Verwaltung den Antrag weiter bearbeitet.

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