Neue Vorfahrtsregelung im Kreis Gütersloh polarisiert: Ist die Kreuzung jetzt sicherer?

Rheda-Wiedenbrück. Seit Ende September haben Fahrradfahrer Vorrang beim Überqueren der Bielefelder Straße in Höhe von Nord- und Aegidienwall. Doch die politischen Gemüter erhitzen sich noch immer an dieser Vorfahrtssituation. Den Rückbau hat die FDP beantragt. Von der &bdquo;Absurdität der Maßnahme“ habe sich die ganze Stadt inzwischen ein Bild gemacht, sagte Patrick Büker im Stadtrat. Von einem Offenbarungseid für die Verwaltung sprach der FDP-Fraktionsvorsitzende, der die Akte eingesehen hatte. Zwar habe die Unfallkommission den Kreuzungsbereich als Unfallschwerpunkt definiert. Doch die Installation der Fahrradfurt &bdquo;kam mitnichten aus der Kommission“. Die neue Vorfahrtsregelung habe die Fachverwaltung &bdquo;einseitig festgelegt“. Das sei ihr Recht, informierte Joel Otta. Laut Straßenverkehrsordnung in Verbindung mit nordrhein-westfälischen Regelungen sei die Zuständigkeit für verkehrsrechtliche Anordnungen der Stadtverwaltung übertragen. &bdquo;Ein Weisungsrecht des Stadtrates besteht nicht und er kann diese Aufgabe auch nicht an sich ziehen“, heißt es in der Ratsvorlage. Darum rate die Fachverwaltung, von einer weitergehenden Bearbeitung des FDP-Antrages abzusehen. Unfallsituation soll im Blick behalten werden Otta räumte aber ein, dass eine Information des zuständigen Ausschusses vor der Umsetzung der neuen Vorfahrtsregelung an der Bielefelder Straße sinnvoll &bdquo;und im Hinblick auf die Auswirkungen, den Zeitpunkt der Umsetzung sowie die Akzeptanz in der Bevölkerung sachgerecht gewesen wäre“. Die Fachverwaltung schlägt darum vor, künftig Ergebnisse der Sitzungen der Unfallkommission im Ausschuss für Umwelt-, Klimaschutz und Mobilität zu präsentieren. Zugesichert wird, dass die Fachverwaltung die Unfallsituation an Bielefelder Straße, Aegidien- und Nordwall im Blick behalte, um &bdquo;die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen“. Deren Effekt zweifelt die FDP an. Statt die Sicherheit an der Stelle zu erhöhen, wo einst ein Zebrastreifen Fußgängern und abgestiegenen Fahrradfahrern das Queren der Bielefelder Straße erleichterte, habe sich die Lage verschärft, so Büker. Lesen Sie auch: Überraschende neue Regel – an dieser Straße im Kreis Gütersloh haben Radfahrer Vorrang Mülltonnen und Autos beeinträchtigen die Sicht Sein Fraktionskollege Michael zur Heiden informierte über den &bdquo;Feldversuch, der auf dem Papier gut ist“, sich aber in der Praxis ganz anders darstelle. Er sei mehrfach vor Ort gewesen. Beobachtet hat zur Heiden beispielsweise, dass der Nordwall &bdquo;selbst stadtauswärts“ schlecht einzusehen ist; dass zur freitäglichen Müllabfuhr gelbe Tonnen und graue Container die Sicht zusätzlich beeinträchtigen, ebenso wie vor dem italienischen Restaurant parkende Autos. Und in der Dunkelheit sei der Nordwall &bdquo;ein schwarzes Loch, man sieht nicht, was da kommt“. Für Elisabeth Frenser, SPD, zeigen die Ausführungen der Liberalen, dass &bdquo;die FDP nur eins will: Autos sollen immer und überall Vorfahrt haben“. Da sei mehr Sicherheit für Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur Schule oder Sport wohl nur hinderlich. Dabei gelte, was jeder in der Fahrschule grundsätzlich lerne, auch am Eingangstor zu Wiedenbrück: &bdquo;Langsam fahren, vorsichtig und rücksichtsvoll sein.“ Gefährliche Situation für Fahrradfahrer? Über &bdquo;endlich mehr Gleichberechtigung“ der Verkehrsteilnehmenden freut sich Klaus Zerbin, Bündnisgrüne. Auch er sei vor Ort gewesen, habe geguckt und mit Leuten gesprochen. &bdquo;Die Autofahrer haben sich an die neue Regelung gewöhnt, einen Rückbau will keiner.“ Sein Fraktionskollege Hans-Hermann Heller-Jordan erinnerte, dass die Politik im April das Mobilitätskonzept beschlossen habe. Das fordere mehr Fahrradvorrangrouten. Die Maßnahme der Verwaltung &bdquo;ist richtig“. Als für Fahrradfahrer sehr schwierige Verkehrssituation, schätzt Gudrun Bauer, Move, die Vorfahrtsregelung ein. Für &bdquo;sehr gefährlich“ hält sie Christina Coban, CDU. Nicht auf subjektive Meinungen setzen möchte Sergei Gorenbacher, FWG. Er wünscht eine Analyse der Situation. Fachliche Expertise forderte auch Uwe Henkenjohann, CDU. Dass jede Perspektive ihre Berechtigung habe, sagte Otta. Doch auch wenn die neue Verkehrsführung polarisiere, &bdquo;ist das gemeinsame Ziel die Verkehrssicherheit“. Sollte das indes mit der Fahrradfurt nicht erreicht werden, was ein ständiges Monitoring zeigen würde, &bdquo;dann ist auch ein Rückbau möglich“, so der Fachbereichsleiter. Das sei dann aber ein Geschäft der Verwaltung und keine politische Frage, betonte Otta. Lesen Sie auch: Cyber-Attacke löst Insolvenz bei Fahrradhersteller Prophete im Kreis Gütersloh aus Alternativen sollen jetzt geprüft werden Daraufhin modifizierte Büker den FDP-Antrag auf Rückbau der Vorfahrtssituation, &bdquo;auch wenn die breite Mehrheit in der Politik und in der Bürgerschaft die Maßnahme ablehnt“. Stattdessen entschied der Rat mit den Stimmen von CDU, Move und FDP mehrheitlich, dass die Verwaltung Alternativen in der Verkehrsführung im Kreuzungsbereich Bielefelder Straße, Nord- und Aegidienwall prüfen soll. Das könnte auch eine Ampel sein, so Henkenjohann.

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