Neues Innenstadt-Konzept

City-Outlet geplant: Rheda-Wiedenbrück soll zur Erlebnisstadt werden

Move stellt ein Konzept vor, mit dem die Innenstädte mit Einzelhandel und Gastronomie belebt werden sollen. Zu den Bausteinen gehört auch ein City-Outlet.

Gudrun Bauer (v.l.), Andreas Gernhold, Thomas Tehilemier, Melanie Stuhlweißenburg und Christian Kottmann stellen über den Dächern von Rheda das von Move erarbeitete Konzept der "Erlebnisstadt" vor. | © Marion Pokorra

Marion Pokorra
17.07.2025 | 17.07.2025, 11:22

Rheda-Wiedenbrück. Shoppen als Event - das soll Rheda-Wiedenbrück bieten. Angelockt durch ein City-Outlet sollen Gäste die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten erkunden, sich wohlfühlen, den ein oder anderen Euro im Einzelhandel und der Gastronomie ausgeben und sie sollen wiederkommen. Erreichen soll das die „Erlebnisstadt Rheda-Wiedenbrück“, das Konzept dafür hat Move erarbeitet.

Die Ausgangsfrage war: Wie geht es weiter in den Innenstädten, wo es der Einzelhandel immer schwerer hat. Viel wurde in den vergangenen Jahren versucht. „Die Einzelmaßnahmen haben aber nichts gebracht“, meint Andreas Gernhold. Es gebe immer mehr Leerstände, „inzwischen auch in Wiedenbrück“.

Move hat weiter und größer gedacht, hat funktionierende Outlets besucht und mit dortigen Bürgermeistern gesprochen. „Wir haben die Ideen sprudeln lassen“, berichtet Martin Hünten. Herausgekommen ist das nun präsentierte Konzept. Bei dem steht Shoppen als Erlebnis im Fokus. In den rückt Move auch die stagnierende Entwicklung an der Kolpingstraße.

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City-Outlet anstelle eines Fachmarktzentrums

Die Hamburger Firma Procom will das seit Jahren brachliegende Gelände der ehemaligen Möbelfabrik Bücker in ein modernes Wohn- und Geschäftsquartier umwandeln. Errichtet werden sollen auf 25.000 Quadratmetern sechs Baukörper für Wohnen und Einkaufen. Die Verkaufsfläche von 4.600 Quadratmetern sollen sich Rewe, ein Drogeriefachmarkt, ein Bekleidungsfachmarkt und ein Kleinkaufhaus teilen. Angekündigt worden war der Abriss der alten Hallen für Herbst 2023. Passiert ist das bislang nicht.

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Move hatte das Procom-Vorhaben stets abgelehnt, weil es die Menschen aus der Stadt herausgeführt hätte. Nun möchte die Wählergemeinschaft ein City-Outlet anstelle des Fachmarktzentrums an der Kolpingstraße etablieren. Professionell unterstützt wird die Wählergemeinschaft von Joachim Will, Firma Ecostra. „Er gilt als Outlet-Papst in Deutschland“, sagt Thomas Theilmeier. Will habe sich beide Stadtteilen intensiv angesehen. In seiner Analyse nenne er wesentliche Aspekte für das Funktionieren eines Outlets in Rheda. „Das ist kein Wolkenkuckucksheim“, betont der Move-Vorsitzende.

Erste Gespräche habe es darüber mit Procom gegeben. Dort habe man das Konzept zur Kenntnis genommen, es sei auf Interesse gestoßen und stehe nun auf der Möglichkeits-Agenda. „Eine Umsetzung scheint daher grundsätzlich möglich.“ Will nenne Bedingungen, um mehr Frequenz nach Rheda-Wiedenbrück zu bringen.

Flora-Express pendelt zwischen den Stadtteilen

Erforderlich sei die zusätzliche Kaufkraft von außerhalb, um die problematische Situation des Einzelhandels lösen zu können. Weil das Outlet das alleine nicht schaffe, brauche es ein gesamtstädtisches Konzept. Sichergestellt werden müsse, dass eine positive Entwicklung in Rheda sich nicht negativ auf Wiedenbrück auswirke. Gäste müssten beide Innenstädte gleichberechtigt erreichen können. Mitwirken müssten alle Akteure.

Attraktionen in der Stadt sind für Move in Rheda das Schloss und die Altstadt, „die der Wiedenbrücker vergleichbar ist“, so Theilmeier. Auch der „herrliche Flora-Park“ gehört dazu. Für Wiedenbrück werden das neue Quartier „Auf der Schanze“, für das Move ein Konzept erstellt hat (die NW berichtete), die Altstadt und das ehemalige Kloster genannt.

Ein elektrisch betriebener Flora-Express soll Auswärtige, die mit Bahn oder Auto anreisen, über die Erlebnislinie zu den Attraktionen fahren. „Die Bimmelbahn“, so Theilmeier würde die oft geforderte innerstädtische Verbindung im ÖPNV übernehmen und generiere für Einheimische einen Zusatznutzen.

Wohnungen für Studenten sind denkbar

Damit Gäste aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern den Weg vom Outlet in die Innenstädte finden, soll es an der Kolpingstraße keine Gastronomie geben. Wer durstig oder hungrig ist, soll nach Rheda gehen oder nach Wiedenbrück fahren. Und dort gerne noch Buch, Jacke oder Schuhe kaufen. „Wir wollen den heimischen Einzelhandel durch das Outlet nicht kaputt machen, sondern neue Besucher in die Stadt holen“, sagt Theilmeier.

Auch neue Einwohner könnten kommen. Je nach Konzeptionierung des Outlets könnten an der Kolpingstraße Wohnungen entstehen. Move erinnert an seinen damaligen Favoriten von studentischem Wohnen mit Top-Anbindung durch die Bahn. Junge Leute fänden zudem Jobs im Outlet und „werden hoffentlich wieder ein Stück Kneipenkultur in die Stadt zurückbringen und zu einem anderen Bevölkerungsmix im Ortskern führen“.

Auf der Erlebnislinie soll der Flora-Express durch die Stadt pendeln. Er bring Gäste zu Kultur (hellgrün), Gastronomie (blau), Geschäften (rosa), Events (violett) und Natur (dunkelgrün). - © Move
Auf der Erlebnislinie soll der Flora-Express durch die Stadt pendeln. Er bring Gäste zu Kultur (hellgrün), Gastronomie (blau), Geschäften (rosa), Events (violett) und Natur (dunkelgrün). | © Move

Eingebunden werden sollen das Fürstenhaus, die Gastronomen, die Klostergenossenschaft sowie der Gewerbeverein Wiedenbrück und die Initiative Rheda. Letztere hätten bislang „zurückhaltend reagiert, wir sind aber auch nicht gesteinigt worden“, so Theilmeier. Die Flora Westfalica werde als Key-Player ihren Teil beitragen müssen, „damit die Erlebnisstadt ein Erfolg wird“.

Move nennt das Konzept eine „Riesen-Chance für unsere schöne Stadt bei einem sehr überschaubaren Risiko“. Das Gebiet sei überplant. Geklärt werden müsse, wer den Flora-Express zahlt und die Marke der „Erlebnisstadt Rheda-Wiedenbrück“ müsse aufgebaut werden - etwa durch das jüngst von der Politik genehmigte Citymanagement.

Das Outlet solle auf keinen Fall „der letzte Todesstoß für Rheda werden“, betont Theilmeier. Hünten hofft, dass die Ideen in Politik und Verwaltung wohlwollend aufgenommen und weiterentwickelt werden. Theilmeier wird deutlicher. Er nennt das Move-Konzept die letzte Chance. „Entweder, wir kriegen das hin oder das war’s.“