Außergewöhnlich

Hofbesitzerin im Kreis Gütersloh feiert seltenen 100. Geburtstag

Katharina Nordemann ist 100 Jahre alt geworden. Die Jubilarin aus dem Kreis Gütersloh blickt auf ein arbeitsreiches Leben auf dem Familienhof in Harsewinkel zurück.

Die Harsewinkelerin Katharina Nordemann feiert heute ihren 100. Geburtstag. | © Robert Becker

07.02.2025 | 07.02.2025, 14:35

Harsewinkel. „Die Zeit ist so schnell vergangen und jetzt sind die 100 Jahre da“, sagt Katharina Nordemann. Am Donnerstag, 6. Februar, feierte die Jubilarin den seltenen Geburtstag zusammen mit der Familie, Nachbarn und Freunden. Es gratulieren unter anderem vier Enkel und drei Urenkel.

Zeitlebens lebt Katharina Nordemann, gebotene Krieft, auf dem elterlichen Hof „Auf den Middeln“ östlich der Steinhäger Straße. Im Jahr 1912 wurde das heutige Wohnhaus erbaut. Als jüngstes Kind der Familie musste sie den Hof übernehmen. Ihr älterer Bruder war im Zweiten Weltkrieg in Russland gefallen.

Sie hatte zwei ältere Schwestern: Maria (geboren 1913, gestorben 1994) hat im St.-Lucia-Hospital gearbeitet und gewohnt. Theresia (geboren 1922, gestorben 1996) hatte ebenfalls auf dem elterlichen Hof gewohnt und hier im Familienbetrieb mitgearbeitet.

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Ehefrau kümmert sich um drei Kinder und die Landwirtschaft

Mit 27 Jahren heiratete Katharina im Jahr 1952 Heinrich Nordemann. Während dieser in verschiedenen Firmen der Metallindustrie arbeitete, kümmerte sich Katharina Nordemann um die drei gemeinsamen Kinder und weiter um die eigene Landwirtschaft.

Bildhaft schildert sie heute, wie sie damals Kühe gemolken, Schweine und Sauen gefüttert und aufgezogen hat. Im Sommer band sie auf dem Feld das Getreide, das mit der Sense geschnitten wurde, zu Garben, machte Runkeln aus und jätete Unkraut.

„Wir haben alles mit der Hand gemacht“, erzählt sie und findet, dass heute ja vieles einfacher geworden ist. „Die fahren mit dem Traktor da durch und sind schnell fertig“, sagt sie und lacht. Wenn die Jubilarin von früher berichtet, rutscht ihre Sprache auch heute noch so schnell wie selbstverständlich ins Plattdeutsche.

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Erster Urlaub mit 75 Jahren im Sauerland

Die Schule bis zur achten Klasse hat sie einst in Harsewinkel besucht. Das Schulgebäude war der dunkelrote Backsteinbau am Krankenhaus, der heute zum Gymnasium gehört. Eine Ausbildung konnte sie anschließend allerdings nicht genießen. Ich habe gleich mit der Arbeit in der Landwirtschaft begonnen, erzählt die rüstige Frau, die sich im Haushalt noch weitgehend selbst frei bewegen kann. Täglich geht sie – sofern es das Wetter zulässt – die rund 500 Meter zur Steinhäger Straße, stets in Begleitung.

Den ersten Urlaub machte die Jubilarin im Alter von 75 Jahren – in Nordenau im Sauerland. Einmal im schon fortgeschrittenen Alter damit angefangen, gefiel den Nordemanns das Wandern in den Bergen und sie wiederholten die Sauerland-Touren bis 2016 mindestens einmal, oft mehrmals pro Jahr. „Meinem Mann tat der Besuch des Heilstollens besonders gut“, berichtet sie von den gemeinsamen Urlauben.

Im Jahr 2017 feierte das Paar die Eiserne Hochzeit nach 65 Jahren Ehe. „Heinrich wollte unbedingt noch die Gnadenhochzeit feiern“, sagt sie. Er starb im Jahr 2020 im Alter von 94 Jahren. 2021 erkrankte Katharina Nordemann selbst an Corona. Aufgrund der Quarantäne musste sie sich tagelang selbst versorgen – was ihr gelang.

Geburtstagskind schaut regelmäßig TV-Show „Wer wird Millionär?“

Nach wie vor wohnt die Jubilarin zu Hause. In der Zeitung lese sie heute noch die Überschriften. Das Lesen von Texten sei ihr allerdings nicht mehr möglich, wegen der schwächer gewordenen Augen. Politische und regionale Themen verfolgt sie über Radio Gütersloh. Gerne schaut sie Quizsendungen im Fernsehen. Bei „Gefragt, gejagt“ und bei Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“ rät sie selbst mit.

Gibt es ein Geheimnis, wie man 100 Jahre alt wird? „Ich ernähre mich gesund“, erzählt sie. Bei ihr kommen wenig bis gar keine hochverarbeiteten Lebensmittel auf den Tisch. „Und früher ging es abends nach dem Essen noch in den Garten“, berichtet sie davon, dass frische Luft – die sie heute beim täglichen Spaziergang genießt – auch ein Erfolgsfaktor gewesen sein könnte.

Mit 98 Jahren war sie das erste Mal im Krankenhaus. Allenfalls streikt der Körper mal zwischendurch: „Manchmal zucken abends im Bein die Muskeln.“ Die 100 Jahre mag sie im Rückblick eher nicht als das besonders große Ereignis sehen. Aus ihrer alten Schulklasse erreichen in diesem Jahr noch zwei weitere Frauen diese Marke. Über ihr bisheriges Leben zieht sie zufrieden ein Fazit. Katharina Nordemann: „Wir waren immer gut zufrieden. Wir kannten ja nichts anderes.“