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Kostenloses Angebot im Kreis Gütersloh - deutlich weniger Elterntaxis unterwegs

Eine Elterninitiative hat den begleiteten Schulweg in Marienfeld wiederbelebt. Gleich zwei Gruppen sind morgens unter Aufsicht unterwegs. Der Service ist eine gesunde Alternative zu den Elterntaxis.

Jennifer Prante, Hendrik Leege und Irene Schuler (v. l.) übergeben an „Tausendfüßlerbus-Fahrer“ Michael Rutte mit Anton, Adrian, Medina, Anna, Mara, Laurenz und Paul. | © Robert Becker

25.09.2024 | 25.09.2024, 10:57

Marienfeld. Um den morgendlichen Verkehr an der Grundschule Marienfeld einzudämmen, haucht eine Elterninitiative den beiden schon länger bestehenden Fußgruppen auf dem morgendlichen Schulweg neues Leben ein. „Neulich waren wir bereits 22 Kinder“, berichtet Michael Rutte begeistert, als er am Montagmorgen wieder zum Fußmarsch mit den Schulkindern von der Abt-Bernhard-Straße aus startet.

Das Projekt Tausendfüßler, wie die beiden Schulweggruppen getauft wurden, ist nicht neu. Die beiden Fußbusse hatte Burkhard Kirchner, der damalige Schulleiter, vor 17 Jahren ins Leben gerufen. Rutte rief Kirchner nun an und die Geschichte nahm Fahrt auf, wie sich an diesem Morgen unschwer erkennen lässt.

Um 7.25 Uhr geht es am Ortsrand auf dem Gehweg mit Abstand zur vielbefahrenen Adenauerstraße los. Etwas mehr als einen Kilometer beträgt die Länge des Weges bis zur Marienschule. 20 Minuten später erreichen die Kinder den Schulhof. Die sind vom kurzen Marsch jetzt hellwach und haben eine ordentliche Portion frischer Luft getankt, bevor es in die Klassenräume geht. Auf 22 Mitläufer kommt Rutte an diesem Morgen nicht, sondern immerhin auf 16 Mädchen und Jungen, die so einen sicheren und gesunden Weg zur Schule nehmen.

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Sicheres Überqueren von Kreuzungen und Einmündungen

Die Kinder treffen dort den zweiten „Schulbus“, den Carola Eversmann betreut. Dieses Fähnlein trifft sich morgens an der Wadenhardstraße und nimmt von dort eine andere Route durchs Dorf zum „Kreuzteich“. Einige Minuten haben die Kinder noch draußen auf dem Schulhof zum Spielen, ehe der Unterricht pünktlich um 8 Uhr beginnt.

Michael Rutte hat die Route über die Adenauerstraße organisatorisch übernommen. Seine Frau ist im Förderverein der Schule als Zweite Vorsitzende engagiert. Sie wollte etwas tun, um das morgendliche Ein- und Auspark-Wirrwarr vor der Schule zu entwirren, und ergriff vor einigen Wochen die Initiative.

Die begleitenden Eltern sorgen bei ihren Einsätzen für das sichere Überqueren von Kreuzungen und Einmündungen und das pünktliche Erreichen der Grundschule. Über diese wurden Formulare an die Erziehungsberechtigten ausgegeben. „Jede Begleiterin und jeder Begleiter übernimmt die Aufsichtspflicht, als wären es die eigenen Kinder“, erklärt Rutte. Auch über versicherungsrechtliche Fragen haben sich Ideengeber und ihre „Kunden“ ausgetauscht. Die Grundschule ist an dieser Stelle im Boot. Ansonsten sei der Tausendfüßlerbus „ein Elternprojekt“, erklärt Rutte.

Austausch läuft über Whatsapp-Gruppe

Die beiden Tausendfüßlerbusse haben sie intensiv beworben, als kürzlich die Erstklässler eingeschult wurden. Sie sprachen Eltern gezielt an, ihre Sprösslinge begleitet zur Schule gehen zu lassen. Über eine Whatsapp-Gruppe läuft der Austausch. Michael Rutte, der die Montagsfrühschicht übernimmt, ist nur einer von vielen Erziehungsberechtigten, die die Verantwortung übernehmen. „Wir haben einen Einsatzplan, danach ist jeder Tag besetzt und niemand muss zweimal gehen“, erklärt der Familienvater, der sich über die Resonanz und Unterstützung freut. Es habe schon andere Zeiten gegeben, als manche Eltern mehrfach in der Woche den Schulweg begleiteten, sagt er.

Die Schilder, die als „Einstiegsstellen“ die morgendlichen Treffpunkte markieren, haben die Tausendfüßler-Eltern farbig neu gestaltet und wieder angebracht. Die wenigen hundert Meter von zu Hause zu diesen Treffs absolviert jedes Kind allein oder mit den Eltern. Das spart für alle morgens wertvolle Zeit.

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Dann geht es in der Gruppe weiter. Entlang der Adenauerstraße haben die Initiatoren den Einstieg um 300 Meter weiter Richtung Ortsausgang bis hinaus zur Abt-Bernhard-Straße verlängert. Zahlreiche Kinder der nächsten Elterngeneration wohnen in dem Gebiet, das vor mehr als 40 Jahren entstanden ist. Die Älteren haben hier teils Häuser verkauft, die junge Generation mit Nachwuchs hat längst Wohnungen und Immobilien übernommen.

Schulweg zu Fuß hat positiven Effekt auf die Kinder

„Wenn das Wetter schlechter wird, werden Kinder, die jetzt noch mit dem Rad fahren, auch mitgehen“, sagt Rutte. Er ist optimistisch, dass gerade während der Wintermonate das Angebot in der Gruppe zu gehen, noch stärker angenommen werde.

Rutte stellt die morgendliche Bewegung an der frischen Luft als besonders positiven Aspekt heraus. „Ausgezappelt und leergequatscht erreichen die Kinder die Schule“, sagt der Vater des kleinen Paul. Diese positiven Effekte bestätigten ihm auch die Lehrer. Der Fußbus funktioniert ohne An- oder Abmeldung und ist kostenlos. Wer an der entsprechenden Route zur angegebenen Zeit erscheint, geht einfach mit. Allerdings wartet der Tausendfüßler auch nicht. An den beiden Routen sind somit feste „Abfahrtszeiten“ vermerkt. So wissen die Kinder, wann sie „zusteigen“ können.

Rutte und seine Mitstreiter hoffen auf den langfristigen Effekt. An diesem Montag sind tatsächlich deutlich weniger Elterntaxis vor der Schule anzutreffen. „Die Polizei hat auch schon wieder nach dem Rechten geschaut“, erzählt Michael Rutte, als sich die Kinder vor dem Schulgebäude zum Gruppenfoto aufstellen. Parken im Halteverbot oder das Ein- und Ausparken an unübersichtlichen Stellen sei hier ein häufig zu beobachtendes Phänomen. Viele Eltern begleiten ihre Kinder an diesem Tag auch mit dem Rad. Das Fußbus-Angebot gilt allein für den Hinweg. Den Rückweg organisieren die Eltern aufgrund der unterschiedlichen Endzeiten dann doch wieder selbst.