Wie Bielefelder Grundschüler ihre Schulstraße zurückerobern

Bielefeld. Vor der Grundschule Sudbrack drängen sich an diesem Morgen die Grundschüler auf der engen, beidseitig beparkten Klarhorststraße. Hier stauen sich normalerweise um diese Zeit die Elterntaxis, lassen den Nachwuchs heraus, fahren wieder los und gefährden so andere Kinder, die sich zwischen den Autos zur Schule schlängeln. Heute aber sind Pkw hier unerwünscht, die Polizei hat die Einmündung an der Sudbrackstraße abgesperrt. &bdquo;Wem soll die Straße gehören?“, ruft Tobias Hagenbäumer vom Verein Denkfabrik Megaschön ins Megafon. &bdquo;Uns!“, schallt es aus unzähligen Kinderkehlen mit Nachdruck zurück. Die Aktion vor der Sudbrackschule ist der Abschluss der &bdquo;Schulstraßen“-Probewoche. Die Eltern waren extra noch mal gebeten worden, während dieser Zeit die Elternhaltestellen an der Bündnerstraße und am Abenteuerspielplatz zu nutzen. &bdquo;Das hat ganz gut geklappt“, zeigt sich Hagenbäumer zufrieden. &bdquo;Viele Kinder kommen ja auch zu Fuß oder mit dem Rad und müssen sich dann zwischen den Elternautos durchzwängen.“ Die sind jetzt nirgends zu sehen, Autos wären in der großen, herumwuselnden Kinderschar auch kaum vorwärtsgekommen. Lesen Sie auch: Warum Mütter und Väter im Bielefelder Westen Elterntaxi sein müssen Jeden Freitag sind &bdquo;Fahrradbusse“ in Schildesche unterwegs An den Elternhaltestellen hatten die Organisatoren der Denkfabrik &bdquo;Laufbusse“ eingerichtet, in denen sich die Kleinen sammeln und gemeinsam zur Schule laufen konnten. An diesem Morgen traf zudem ein extra organisierter großer &bdquo;Fahrradbus“ mit rund 100 Teilnehmern, darunter Eltern, Kinder und der Schildescher Bezirksbürgermeister Gerd-Peter Grün, vor der Grundschule ein. Die Radler wurden mit großem Hallo und La-Ola-Wellen empfangen. Jeden Freitag gebe es solche Schüler-Radfahrgruppen an der Sudbrackschule, erzählt Hagenbäumer. Diese führen auf drei festen Routen durch den Stadtbezirk. Das Mitfahren sei stets mit Murmeln belohnt worden, die wiederum in Klassengläsern gesammelt und jetzt ausgezählt worden waren. Die Klassen mit den meisten kleinen Glaskugeln bekamen eine besondere Auszeichnung. Mit 85 Murmeln war die 3a ganz weit vorn, die Kinder jubelten begeistert über ihren goldenen Pokal. &bdquo;Wir hatten schon im vergangenen Schuljahr solche Fahrradbusse“, berichtet Hagenbäumer. &bdquo;Aber jetzt, mit dem Pokal, haben sich die Teilnehmerzahlen verdreifacht.“ Mehr zum Thema: Jeder vierte Schüler wird gefahren: Kritik an Eltern-Taxis Unfallrisiko auf dem Schulweg soll eingedämmt werden Mit der Probewoche wolle man die Politik daran erinnern, dass jeder Tag ohne &bdquo;Schulstraße“ – die morgens zum Schulbeginn und mittags zum Ende für den Verkehr gesperrt wird – ein hohes Risiko für die Kinder auf dem Schulweg bedeute, betont der Aktionsorganisator. Zumindest das letzte Stück sei dann sicher. Das Engagement aller Beteiligten inklusive vieler Eltern hat schon erste Erfolge gezeigt: Die Sudbrackschule ist für das Schulstraßenprojekt als Pilotschule für Schildesche nominiert. Gadderbaum hat sich auf die Martin-Grundschule als Piloteinrichtung festgelegt. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Derzeit wird in der Bielefelder Stadtverwaltung an einem Umsetzungskonzept gearbeitet. Untersucht wird etwa, wie sich der Verkehr durch die Absperrung zweimal am Tag neu verteile, sagt Hagenbäumer. Geklärt werden muss auch, wer die Straßensperrung übernimmt. &bdquo;Das muss ja jemand mit entsprechenden Befugnissen sein“, meint Bezirksvertreterin Ruth Wegner, die als Fraktionsvorsitzende für die Grünen im Bezirksparlament sitzt. Lesen Sie auch: Schulweg in Bielefeld: 15 Tipps für Eltern von Schulanfängern Auslöser für das Projekt war ein Elternantrag, dem die Politik zustimmte. &bdquo;Ich finde die Eltern hier unglaublich“, sagt Schulleiterin Ulrike Stukemeier. &bdquo;Es ist ganz wichtig, sie mit einzubinden. Ohne die Eltern wäre so etwas nicht möglich.“

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