Neue Abstandsregeln

Neues Windrad im Kreis Gütersloh soll 285 Meter hoch werden - das wäre neuer Rekord

Der Kreis Gütersloh hat 2025 schon 18 neue Anlagen genehmigt, deutlich mehr als noch im vergangenen Jahr. Eine davon soll eine neue Rekordhöhe aufweisen.

Mächtig: Die Flügel der modernen Anlagen sind oft mehr als 80 Meter lang. In der Pixeler Heide ist nun ein Windrad beantragt, dessen Gesamthöhe bei 285 Meter liegen soll. | © Ludger Osterkamp

Ludger Osterkamp
28.09.2025 | 28.09.2025, 11:00

Gütersloh. Die Zahl der Windräder im Kreis Gütersloh wird in nächster Zeit beträchtlich steigen. Der Kreis hat in diesem Jahr bereits 18 neue Anlagen genehmigt, im vergangenen Jahr waren es vier. Die meisten davon werden in Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz stehen, die anderen verteilen sich auf Rheda-Wiedenbrück, Langenberg und Gütersloh. Weitere 29 Windräder sind beantragt.

Aktuell drehen sich im Kreisgebiet 34 Windräder. Diese Zahl wird sich demnach mehr als verdoppeln. Allein die Deutsche WindXperts GmbH, ein Unternehmen mit Sitz in Schleswig-Holstein (Albersdorf) und Regionalniederlassung in Büren, zieht 13 Anlagen hoch und hat dafür nun die Genehmigungen in der Tasche. „Wir haben uns auf diese Region ziemlich fokussiert“, sagt Geschäftsführer Lars Behrends.

Die WindXperts investiere rund hundert Millionen Euro, sagt Behrends. Geplant sei, dass alle Anlagen spätestens Ende 2027 in Betrieb gehen, bei einer Bauzeit von etwa einem Dreivierteljahr. Sie sind an der Flügelspitze entweder 229 oder 249,5 Meter hoch, je nach Typ, je nach Abständen. Errichtet werden sie ausschließlich in den Zonen, die die Kommunen dafür ausgewiesen haben; das gilt auch für die anderen Investoren.

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Windrad-Boom im Kreis Gütersloh dank neuer Abstandsregeln

Der Boom erklärt sich durch die neuen Abstandsregeln in NRW. Waren früher pauschal 1.000 Meter vorgegeben, gilt nun die 2H-Regel: Windräder dürfen bis zu doppelt so hoch sein wie der Abstand zum nächsten Haus. Das machen sich Firmen wie WindXperts zunutze. Sie hat sich früh für alle 13 Anlagen die Grundstücke gesichert, Behrends: „Sonst hätten wir gar nicht die Anträge gestellt.“

Das alte Windrad hinten ist schon 23 Jahre alt: Es steht in der Nähe des Tierheims Gütersloh und weicht spätestens 2027 einer neuen Anlage. - © Ludger Osterkamp
Das alte Windrad hinten ist schon 23 Jahre alt: Es steht in der Nähe des Tierheims Gütersloh und weicht spätestens 2027 einer neuen Anlage. | © Ludger Osterkamp

Die mit Abstand meisten Windräder werden sich in Harsewinkel, Herzebrock-Clarholz und Rheda-Wiedenbrück drehen. Zusätzlich zu den schon vorhandenen und den nun genehmigten sind dort jeweils weitere rund zehn Anlagen beantragt. Gänzlich windradfrei bleiben hingegen Steinhagen und Schloß Holte-Stukenbrock, andere Orte wie Verl, Halle und Werther bleiben vorerst ohne Zuwachs.

Zehn ihrer 13 Windräder baut die WindXperts in Harsewinkel - sieben in Greffen, drei in Marienfeld. Stets handelt es sich um Neu-Standorte. Bei den beiden Rädern in Langenberg und dem in Gütersloh hingegen betreibt sie ein Repowering: Die alten Räder weichen, neue kommen. Bei diesen drei Neu- bzw. Ersatzbauten greift die Firma zum Modell Enercon E-175: Nabenhöhe 162 Meter, Gesamthöhe 249,5 Meter. Dasselbe Modell wählt sie bei drei der neuen Standorte, die anderen sieben werden eine Nummer kleiner. Ebenfalls die E-175 errichtet der andere Bauherr in Greffen, die Wind2B GmbH aus Münster; auch ihre beiden Anträge sind genehmigt.

Wo im Kreis Gütersloh weitere Windräder entstehen sollen

In Herzebrock-Clarholz sind drei neue Windräder genehmigt, eines davon erst vergangene Woche. Sie entstehen im Gebiet „Weißes Venn“, nordöstlich von Clarholz. Als Investoren treten hier die Stawag Energie GmbH aus Aachen (ein Rad) sowie die Erneuerbare Energie Weißes Venn KG aus Herzebrock-Clarholz (zwei Räder) auf. Für weitere vier Räder läuft das Genehmigungsverfahren; für diese vier hat die HellwegWind GmbH aus Paderborn die Anträge gestellt. Sie würden in der Pixeler Heide stehen, unweit der Ems, unweit des ehemaligen Flughafens.

Zwei wären 180 Meter hoch, ein weiteres 244 Meter und der potenzielle neue Rekordhalter 285 Meter. Ein derart hohes Windrad (Modell: Vesta V172) gibt es im Kreis Gütersloh bislang nicht. In Rheda-Wiedenbrück, im Windpark Aurea nahe der A 2, tritt die dortige Windenergie zur Marburg Dienstleistungs GmbH als Bauherr für zwei Anlagen auf. Sie hatte schon vor einem Jahr die Genehmigung bekommen, wechselt dann aber das Modell: Statt einer Nordes 163 baut sie nun zwei Enercon E-160, Gesamthöhe 246,6 Meter. Auch die sind nun genehmigt. Für eine Fülle weiterer Anlagen, vor allem in Pixel, liegen Anträge vor, unter anderem von Genossenschaften.

Um bei gesunkener Einspeisevergütung wirtschaftlich zu sein, sei es im eher windschwachen Kreis Gütersloh erforderlich, die Maximalhöhen auszuschöpfen, sagt WindXperts-Chef Behrends. Daher habe er für das Repowering-Rad in Spexard, südlich der Autobahn zwischen Neuenkirchener Straße und Tierheim gelegen, das Modell gewechselt und sei auf die Enercon E-175 umgeschwenkt. Seit ein paar Tagen ist sie genehmigt. Behrends kalkuliert für die Spexarder Anlage mit Investitionskosten von elf Millionen Euro; sie ersetzt die alte, vor 23 Jahren von Landwirt Friedhelm Bürenheide errichtete Anlage.

Investoren müssen sich mit Bürgern und Kommunen einigen

In den elf Millionen Euro seien, wie bei allen Rädern, auch die Kosten für die Kabeltrasse zum Umspannwerk enthalten, in diesem Fall das an der Bogenstraße neben der Weberei. In Harsewinkel, nördlich des Gewerbegebietes Marienfeld, werde WindXperts ein zusätzliches, neues Umspannwerk bauen, so Behrends. Rund sieben Millionen Euro werde das kosten. Es sei wichtig, um den eigenen Windstrom und den von anderen Betreibern einspeisen zu können, außerdem helfe es, den Bedarf des Gewerbegebietes abzudecken. Das andere Umspannwerk in Harsewinkel, an dem auch Claas hänge, sei nahezu ausgereizt.

Die Windrad-Investoren sind verpflichtet (Bürgerenergiegesetz NRW), Bürger und Kommunen zu beteiligen. Behrends kündigte an, darüber jetzt die Gespräche zu suchen. Darin geht es etwa um das Angebot an die Kommunen und an die Bürger im Umkreis von jeweils 2,5 Kilometern, Gesellschaftsanteile an den Windrädern kaufen zu können. Auch kann über vergünstigte lokale Stromtarife oder über Pauschalzahlungen an öffentliche Einrichtungen wie Kitas, Feuerwehr oder Stiftungen verhandelt werden.

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All das ist vorgeschrieben. Sollten sich die Investoren nicht fristgerecht mit Bürgern und Kommune einigen, haben sie alternativ Nachrangdarlehen anzubieten und zwanzig Jahre lang zwei Cent pro Kilowattstunde ins Stadtsäckel zu überweisen. Ohnehin festgesetzt ist eine Entschädigung für den Eingriff in das Landschaftsbild, auch das ist Teil des Gesetzes. Diese Regelung hat NRW getroffen, um die Akzeptanz von Windrädern zu fördern. Für die Anlage in Spexard beispielsweise hat die WindXperts ein „Ersatzgeld“ in Höhe von 30.700 Euro in die Kasse des Kreises zu zahlen.