Riesen-Windrad an A2 in Gütersloh geplant – so steht es aktuell um das Großprojekt

Gütersloh. Damals war es ein Gigant. Als Karl-Heinz Kleinebecker vor 25 Jahren erstmals den Knopf seines Windrades an der Brockhagener Straße drückte, drehten sich damit die Flügel des weltweit größten Typs einer Windenergieanlage. 123 Meter hoch,1,8 Megawatt (MW) Leistung. Doch verglichen mit heute – und verglichen mit jenen, die aktuell in Gütersloh und Umgebung geplant sind – ist das beinah kümmerlich. Marktüblich sind längst andere Größen: 3,5 bis 7,5 MW – Anlagen, die sich bis zur Spitze 260 Meter gen Himmel recken, Anlagen, die auf diese Weise ein Vielfaches an Ertrag abwerfen. &bdquo;Das sind Bauwerke, die sind wahrlich imposant“, sagt Kleinebecker. Wäre er jünger, würde auch er ein solches errichten wollen. Doch mit seinen mittlerweile 82 Jahren – und wegen des enormen Investitionsbedarfes, den solche Windräder erzeugen – tue er sich das nicht mehr an. Zumal er mit seiner Altanlage weiter bestens zufrieden sei. &bdquo;Sie läuft und läuft.“ 45 Millionen Kilowattstunden habe sie inzwischen produziert. Und erst vor ein paar Tagen problemlos die alle zwei Jahre vorgeschriebene Betriebsprüfung bestanden. So ist die aktuelle Situation der Windräder in Gütersloh Dass die Stadt Gütersloh passend zum Silberjubiläum der ersten großen Anlage auf Stadtgebiet nun eine Übersicht zum Thema Windkraft erstellt hat, ist reiner Zufall. Ihr Anliegen ist vielmehr, dass sie über die aktuelle Lage informieren will – und darüber, wie sie den Bau weiterer Anlagen zu steuern gedenkt. Selbiges hat sie für das Thema Freiflächen-Solaranlagen vorgelegt. Neun Windräder drehen sich in Gütersloh. Daran hat sich seit 2017, dem Bau der drei Anlagen im Rhedaer Forst, nichts geändert. Diese drei sind mit ihrer Höhe von 170 Metern und ihrer Leistung von jeweils 2,5 Megawatt die bislang größten in Gütersloh. Zusammen kommen die neun Anlagen auf 17,44 MW. Drei Windräder sind derzeit in Planung Die Stadt berichtet von Plänen für drei Windräder. Über alle drei ist öffentlich schon geschrieben worden. Eines soll am Brockweg nördlich der A 2-Raststätte stehen, eines in Niehorst im Bereich Bachlohde/Am Krullsbach, eines auf einem Acker südlich der Autobahn unweit der Neuenkirchener Straße. Lesen Sie auch: Riesen-Windrad an A2-Raststätte in Gütersloh geplant - Brüder äußern sich zu Projekt Sie befinden sich in unterschiedlichen Planungsstadien. Über diese drei Anlagen hinaus hat die Stadt mit Projektierern über weitere Windräder gesprochen; konkretisiert habe sich davon bislang nichts. Die einzelnen Projekte im Überblick Brockweg: Die Anlage an A2 und Brockweg wollen die drei Unternehmer-Brüder Kordtomeikel (Werner, Klaus, Josef) bauen. Der Bauantrag sei gestellt, sagt Werner. Er beinhalte eine 7,5 MW-Anlage, 160 Meter Nabenhöhe, 80 Meter Flügellänge. Mit im Boot ist die Westfalenwind GmbH, jener Marktriese, der auch nebenan für die Rhewie in Rheda-Wiedenbrück die Anlagen hochzieht. Die Stadtverwaltung befürwortet das Vorhaben. Sie will den Bau planungsrechtlich ermöglichen, indem sie den dort ohnehin schon ausgewiesenen Windkraftbereich (&bdquo;Konzentrationszone“) um einige Meter per ergänzender Sonderbaufläche erweitert. Für diesen Vorschlag sollen die Ratsfraktionen Anfang Mai ihre Zustimmung geben. Im Blick ist dabei zugleich eine Freiflächen-Photovoltaik, die die Kordtomeikels später in einem zweiten Bauabschnitt entlang der Autobahn errichten wollen (siehe weiter unten). Neuenkirchener Straße: Die andere Anlage in Spexard, jene südlich der Autobahn, will der Landwirt Friedhelm Bürenheide hochziehen. Es handelt sich um einen Ersatzbau, Fachbegriff &bdquo;Repowering“. Das dort schon stehende, vor 23 Jahren errichtete Windrad mit der spärlichen Leistung von nur 750 Kilowatt will er abreißen und ein paar Meter daneben ebenfalls eine 7,5 MW-Anlage errichten. Als mutmaßlichen Investor nannte er vor einem Jahr die Firma &bdquo;Deutsche WindXperts“, ein Konzern mit Sitz in Albersdorf, Schleswig-Holstein. Einen Bauantrag hat er noch nicht gestellt. Bachlohde: Auch bei der Anlage in Niehorst, in einer Konzentrationsfläche an der Bachlohde nördlich der Lutter geplant, ist die Firma WindXperts an Bord. Ihr Geschäftsführer hatte im Dezember berichtet, es handele sich um eine 4,2 MW-Anlage, Typ Enercon R 138 EP3, Nabenhöhe 160 Meter. In der Nähe, aber schon auf Marienfelder Gebiet nahe Hühnermoors, will die Firma zwei weitere Anlagen errichten, in Greffen weitere sechs. Räumliche Steuerung Sie erfolgt über den Flächennutzungsplan. In Gütersloh sind 18 Konzentrationszonen mit insgesamt 104,45 Hektar dargestellt. Zwölf davon, überwiegend kleinere Zonen, sind bislang unbelegt. Die Stadt sieht diese Flächen weiterhin als die geeignetsten an, um neue Räder zu errichten. Lesen Sie auch: Lebensgefahr für Mensch und Pferd: Nachbarn im Kreis Gütersloh kämpfen gegen Windräder Wegen der Dimensionen der neuen Anlagen sei manche Zone nicht mehr groß genug, zumal die Rotorblätter innerhalb dieser Grenzen bleiben müssen. Allerdings werde schon jetzt, im Zuge der ersten Änderung des Regionalplans OWL, überlegt, dass die Flügel künftig darüber hinaus ragen dürfen, in Einzelfällen könne sogar ein Überstreichen von Wäldern möglich sein. Wegen dieser perspektivischen Lockerung fällt es der Stadt leichter, eine Erweiterung der Zone am Brockweg vorzuschlagen. Außerdem spricht sie sich dafür aus, Windräder,die komplett außerhalb von Zonen liegen – etwa jenes nahe Neuenkirchener Straße – beim Repowering &bdquo;positiv zu begleiten“. Freiflächen-Photovoltaik Grundsätzliches: Die Stadt blickt mit Skepsis auf das Thema. Die Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen genutzten Flächen, etwa Äckern, sei kritisch zu sehen. Dächer und Fassaden von Gebäuden, versiegelte Flächen und Deponien seien deutlich geeigneter. Auf dieser Grundlage hat sie etwa jene Anlage auf einer Altdeponie an der Avenweddere Straße und jene auf Parkplätzen der Bertelsmann-Hauptverwaltung genehmigt. Die ambitionierten, vom Bund vorgegebenen Ziele seien aber langfristig ohne die Inanspruchnahme von Freiflächen nicht zu erreichen, so die Stadt. Daher bereite sie nun eine stadtweite &bdquo;Potenzialflächenanalyse“ vor. Potenzial-Analyse: Sie soll die geeignetsten Flächen ermitteln – als Grundlage, um danach fundierter über Baurecht entscheiden zu können. Wo ist es am ehesten landschaftsverträglich, wie sehen die Anschlussmöglichkeiten ans Netz aus, wo spielt auch der Aspekt der Wirtschaftsförderung eine Rolle? Solche Fragen seien zu klären. Vorrang: Bis die Analyse vorliegt, kann es dauern. Ohnehin hält die Stadt es für ratsam, sich zunächst auf die sogenannten &bdquo;privilegierten Bereiche“ zu fokussieren: Damit sind die vorbelasteten Streifen längs der Autobahn und der Bahnstrecken gemeint. Seit zwei Jahren ist es gesetzlich erlaubt, in einem Abstand von 200 Metern Freiflächen-Solar aufzustellen, ohne eine aufwendige Bauleitplanung durchlaufen zu müssen. Die Gebrüder Kordtomeikel wollen sich genau das, mit Zustimmung der Stadt, zunutze machen. Ihre Anlage soll eine Kapazität von 3,5 MW haben, sagt Werner Kordtomeikel. Perspektive: Deren Vorhaben scheint nicht das einzige zu sein. Die Stadt schreibt: &bdquo;In Gütersloh werden entsprechende Vorhaben im Bereich entlang der Autobahn projektiert, die sich allerdings in unterschiedlichen Stadien der Konkretisierung befinden.“

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