Lebensgefahr für Mensch und Pferd: Nachbarn im Kreis Gütersloh kämpfen gegen Windräder

Rheda-Wiedenbrück. Die &bdquo;Bürgerinitiative für erneuerbare Energien mit Augenmaß“, die sich für eine Reduzierung der geplanten Windrad-Standorte in Lintel starkmacht, hat für ihr Anliegen einen politischen Unterstützer gewonnen: die Wählergemeinschaft Move. Die stellt sich voll und ganz hinter das Anliegen. In einem Brief an Bürgermeister Theo Mettenborg, dessen Inhalt sie bei einem Ortstermin auf dem Gestüt Ravensberg vorstellte, führt sie umfangreiche Berechnungen zum Strombedarf in Rheda-Wiedenbrück an. Und Move formuliert einen Antrag mit zwei Kernbotschaften. Drei der zehn geplanten Windräder sollen wegen ihrer problembehafteten Lage ersatzlos von der Liste gestrichen werden. Und: Von den dann verbleibenden sieben Standorten sollen lediglich drei oder vier realisiert werden, weil der nach Move-Berechnungen ermittelte Gesamt-Strombedarf der Stadt damit problemlos zu decken sei. Lesen Sie auch: Zwölf neue Windräder im Kreis Gütersloh geplant: Hier sollen sie stehen Windrad-Pläne im Kreis Gütersloh verärgern die Anwohner Jörg Greweling wohnt am Postdamm in Lintel. Würden die lokalen Pläne der Rheda-Wiedenbrücker Energiegenossenschaft (Rhewie) zum Ausbau der Windkraft wahr und würde er dann aus dem Fenster im Obergeschoss seines Hauses Richtung Norden schauen, sähe er gleich mehrere gewaltige Windräder. Diese Aussicht und noch ein paar Gründe mehr haben ihn zu einem Gegner des Rhewie-Vorhabens und zu einem Mitbegründer der &bdquo;Bürgerinitiative Rheda-Wiedenbrück für erneuerbare Energien mit Augenmaß“ gemacht. Es war im Sommerurlaub 2024, als Greweling diese Frage durch den Kopf schoss: &bdquo;Was ist eigentlich mit der geplanten Windenergieanlage 10 (WEA), deren Standort sich in unmittelbarer Nähe zu dem auf Gütersloher Stadtgebiet liegenden Gestüt Ravensberg befindet?“ Der Linteler suchte das Gespräch mit Gestüt-Pächter Andreas Wöhler. Der hatte bis dato so gut wie nichts von den Plänen in Rheda-Wiedenbrück mitbekommen. Es sei ihm nicht bewusst gewesen, dass eine der geplanten Anlagen in direkter Nachbarschaft zu seinem Gestüt errichtet werden sollte. Wöhler, Chef eines Wirtschaftsbetriebs mit 22 Beschäftigten und zahlreichen Zulieferunternehmen, zeigte sich alarmiert. Erst suchte er das Gespräch mit der Stadt Gütersloh, sei dort aber mehr oder weniger abgeblitzt. Unternehmer aus Kreis Gütersloh sieht große Gefahren Dann nahm er sich einen Rechtsbeistand und wurde einer von 168 Einreichern eines Einwands gegen die Rheda-Wiedenbrücker Ausbaupläne. Was Wöhler Sorgenfalten auf die Stirn treibt: Der Standort für die geplante WEA10 ist nur 230 Meter von der Trainingsrennbahn für seine 65 Pferde entfernt. Dort herrscht an sieben Tagen in der Woche Trainingsbetrieb. &bdquo;Wir haben hochgezüchtete Pferde, die mit Tempo 60 über die Bahn rasen. Sie können durch Geräusche oder Schattenwurf des Windrads erschreckt werden. Dann besteht Lebensgefahr für Ross und Reiter“, so Wöhler. Der Gestütsleiter hält den nahen Standort für die kritischste Fläche überhaupt und ist dankbar, dass sich neben der Bürgerinitiative jetzt auch Move gegen die WEA10 ausgesprochen hat.&bdquo;Wir halten es hier nicht mit dem St. Florian-Prinzip à la zünd nicht mein Haus, sondern das des Nachbarn an“, betont Ratsherr Andreas Gernhold. Vielmehr gehe es Move darum, &bdquo;die Standorte mit den wenigsten Beeinträchtigungen auszuwählen.“ Als besonders kritisch werden auch WEA7 und WEA11 angesehen. Beide zählen nicht zu den sieben laut Move &bdquo;weitgehend akzeptierten“ Standorten. Die Wählervereinigung hält nach derzeitigem Stand allenfalls den Bau von drei Anlagen für erforderlich. Ihre Rechnung: Der 2030 in der Stadt zu erreichende Zielwert für Strom aus erneuerbaren Energien liegt bei 287 Gigawattstunden. Das entspricht 80 Prozent des Stromverbrauchs von 2023. Lesen Sie auch: Großer neuer Windpark im Kreis Gütersloh? Infoveranstaltung läuft aus dem Ruder Anzahl neuer Windräder im Kreis Gütersloh wird diskutiert Im selben Jahr wurden bereits 205 Gigastunden Ökostrom produziert. Demnach ist zur Zielerreichung noch eine Menge von 82 Gigastunden nötig. Gehen die PV-Anlage in St. Vit und die geplante Rhewie-WEA im Gewerbegebiet Aurea ans Netz, bleibt ein Bedarf von 41 Gigastunden. Um diesen Strom aus erneuerbarer Energie bereitzustellen, würde laut Move &bdquo;die Errichtung von vier weiteren WEA mit Reserven mehr als deutlich ausreichen“. Dafür will Move jetzt bei den anderen Fraktionen im Rat werben. Greweling fragt sich, warum man in der Stadt Rheda-Wiedenbrück die Klimaziele &bdquo;mit der Brechstange durchdrücken will“. Er spricht sich für eine &bdquo;Tempobremse“ aus und schlägt vor, als kommunale Zielerreichung nicht das Jahr 2030, sondern das Jahr 2045 ins Auge zu fassen.

Meistgelesen