Gütersloher TWE-Reaktivierung erst 2029 – Züge werden am Hauptbahnhof halten

Gütersloh. Die Reaktivierung der TWE-Strecke im Kreis Gütersloh wird sich um mindestens zwei Jahre verzögern. Das teilte Baudezernent Albrecht Pförtner in der aktuellen Sitzung am mit. Aus dem Plan, dass Ende 2027 bereits die ersten Züge über die Strecke rollen könnten, wird definitiv nichts. Wirklich überrascht hat diese Nachricht kaum noch jemanden: Die TWE, sie fährt frühestens ab 2029 wieder. Was da am Freitagabend bekannt wurde, eine Verzögerung um weitere zwei Jahre, damit hatten Beteiligte und Beobachter schon länger gerechnet: Zu komplex das verkehrsrechtliche Verfahren, zu umfassend die bauliche Umsetzung, als dass tatsächlich Ende 2027 schon Personenzüge hätten fahren können. Dass die Geschäftsführer von RDC Deutschland, seit einem Jahr Eigentümer der TWE, dennoch unverdrossen am Projekt festhalten, machten sie am Samstag bei einem Aktionstag klar. &bdquo;Wir stehen zu diesem Projekt“, sagte Marcus Ebert. RDC treibe es mit Elan voran und gehe mit Millionen-Investitionen aus eigener Tasche in Vorleistung. Von hoher Bedeutung sei auch der andere Teil der Nachricht von Freitag: Dass die Deutsche Bahn der TWE grünes Licht erteilt hat, den Bahnsteig und Gleis 1 im Hauptbahnhof nutzen zu dürfen. Dahinter hatte zuletzt ein fettes Fragezeichen gestanden; die Bahn war in Sorge gewesen, dass die TWE ihren Fahrplan zerschießt. Das Okay der Bahn setzt voraus, dass die TWE nur stündlich fährt &bdquo;Mit der Zustimmung der Bahn haben wir nun Klarheit, das ist wichtig“, sagte Ebert. Es schaffe die Grundlage, fokussiert nach vorne zu gehen. Auch für das Investoren-Duo am Postgelände, Hagedorn/Borchard, ist die Nachricht erfreulich: Die Alternative &bdquo;Postgleis“ hat sich damit erledigt. Sie haben nun freiere Hand. Ein Dreivierteljahr hatte die Bahn für ihre verkehrlich-technische Prüfung gebraucht. Das positive Ergebnis fußt allerdings auf zwei Grundbedingungen. Erstens: Die TWE fährt nur im Stundentakt. Zweitens: Sie richtet auf ihrem Gelände in Gütersloh-Nord einen Notbahnsteig ein. Beides ist folgenschwer. Denn bislang war stets die Rede davon, dass die TWE zwar mit einem Stundentakt starten, aber alsbald auf einen Halbstundentakt wechseln wolle. Das ist nun Zukunftsmusik. Auch das Herrichten eines Notbahnsteiges ist keineswegs trivial. Die Verzögerung begründet RDC damit, dass das Planfeststellungsverfahren länger dauert. 550 Einwendungen seien eingegangen, berichtet Ebert, davon rund 80 Prozent von Trägern öffentlicher Belange. &bdquo;Die Bezirksregierung hat den Tisch voll“, so Ebert. All das sei zu sichten und zu bewerten. RDC habe einen Teil seiner Unterlagen schon angepasst, sie würden nun (in Form eines Deckblattverfahrens) erneut ausgelegt. Das dauere. Das weitere Planrechtsverfahren und auch die ersten Projektphasen verzögerten sich dadurch. Ebert: &bdquo;Aktuell hoffen wir auf einen Planfeststellungsbeschluss im ersten Quartal 2026.“ Ein solcher Beschluss ist gleichbedeutend mit Baurecht. Die Neu-Bewertung der Strecke liegt vor - sie gibt grünes Licht für Zuschüsse Die Förderanträge – 90 Prozent der Investitionskosten zahlt der Bund, fünf Prozent das Land, fünf Prozent die TWE – können erst anschließend konkretisiert werden. Beziffert sind diese Kosten mit 110 Millionen Euro, ohne Züge, ohne Haltestellen. Eine neue Berechnung gebe es bislang nicht, sagte Ebert. &bdquo;Wir gehen weiterhin davon aus, dass wir diesem Budget auskommen.“ Um an das Geld von Bund und Land zu kommen, muss das Projekt gemäß Gemeindefinanzierungsgesetz (GFG) nachweisen, dass es volkswirtschaftlich sinnvoll ist. Das erfolgt durch eine &bdquo;standardisierte Bewertung“, eine Art Kosten-Nutzen-Analyse. Die alte Analyse stammte aus dem Jahr 2018, das Ergebnis einer neuen, aktualisierten liegt laut Ebert seit Kurzem vor. Kommentar: Zukunft der TWE-Strecke in Gütersloh: Ist das Ende des Millionen-Projekts nah? Die Strecke werde positiv bewertet, sagte er, &bdquo;mit einer Note von knapp unter 2,0.“ Das wäre eine Verbesserung gegenüber 2016, als die Note bei 1,6 lag. Allerdings haben sich die Bemessungskriterien verändert: Auch Aspekte wie CO2-Minderung fließen nun ein. Als förderfähig gilt alles, was über 1,0 liegt. Ebert sagte, die Grunddaten für die Neubewertung seien unverändert geblieben; das gelte auch für die Prognose der Fahrgastzahlen. 2017 nahm ein Gutachter an, dass sich werktags 3.100 Fahrgäste in den Zug setzen. Samstags schätzte er die Zahl auf 2.500, sonntags auf 1.000. Die TWE überlegt, wo sie schon Maßnahmen vorziehen kann Ebert und Henrik Wilkening, Geschäftsführer der TWE, kündigten beim Aktionstag am Samstag an, dass der Zug möglicherweise schon vor dem neuen Zieldatum ins Rollen komme. &bdquo;Wir arbeiten parallel an Maßnahmen zur Beschleunigung“, sagte Wilkening. &bdquo;Wir ziehen beispielsweise die Planung der Bauausführung vor und haben damit bereits ein Ingenieurbüro beauftragt“, sagte Wilkening. Unter anderem gehe es dabei um das Thema Schrankenschließzeiten. Der RDC werde eine Reihe von Maßnahmen schon angehen, so Ebert. Das Unternehmen nehme dafür mehr als fünf Millionen Euro in die Hand, das entspreche etwa einem Zehntel des Jahresumsatzes der Firmengruppe. Ebert: &bdquo;Das zeigt, mit welchem Commitment wir hier zu Werke gehen.“ Er unterhalte sich nun mit den Kommunen &bdquo;über Spielmöglichkeiten.“ Wo lässt schon arbeiten, wo etwas herrichten, wo bauen? Vielleicht lasse sich die eine oder andere Richtung priorisieren, die Strecke nach Verl oder die nach Harsewinkel. &bdquo;Auch an unserem eigenen Bahnhof können wir schon früher loslegen.“ RDC verdiene nur Geld, wenn Züge fahren. Daher sei er parallel bemüht, den Güterverkehr auf der Trasse zu stärken. Gespräche laufen.

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