
Gütersloh. Gute Nachricht für die Gütersloher Sportvereine: Die Stadt legt einen millionenschweren Investitionsfonds auf. Das haben jetzt alle Ratsfraktionen mit Ausnahme der Grünen (Enthaltung) beschlossen. Aus diesem Fonds wird die Stadt in den nächsten Jahren in die heimischen Sportstätten investieren. Dazu gehören etwa die Sanierung von Umkleiden und Sanitäranlagen oder Maßnahmen, die die Energiebilanz und die Barrierefreiheit verbessern.
Der Fonds enthält 2,5 Millionen Euro, verteilt über die nächsten fünf Jahre (von 2026 bis 2030). Hinzu kommen 900.000 Euro, die der FC Gütersloh im Vorgriff für den Bau eines neuen Jugend- und Vereinsheimes am Sportzentrum Süd erhält.

Da der Fonds die Option beinhaltet, ihn mit Zuschüssen des Landes, des Landessportbundes oder mit privatem Sponsoring zu kombinieren, kann er, sofern es gut läuft, ein X-Faches an Hebelwirkung erzielen. Den Vereinen käme das sehr gelegen. Die Stadt spricht von einem „erheblichen Sanierungsdruck“.
Stadt spart Geld beim Gütersloher Schulausbau
Eine Befragung von 72 Sportvereinen hatte ergeben, dass 31 Vereine konkreten Investitionsbedarf formulierten; in Summe beläuft er sich rund elf Millionen Euro. In der Sitzung des Sportausschusses sagte der Sozial- und Sportbeigeordnete Henning Matthes, der Fonds sei ein guter, ein wichtiger „Einstieg“. Er sende nicht nur ein starkes Signal der Wertschätzung an die Vereine, er ermögliche zugleich, die Maßnahmen zu bündeln und zu steuern.
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Gefüllt wird der Fonds mit Geld, das die Stadt beim Schulausbau spart. Der Ausbau der Grundschulen (Projekt „Zukunftsfähige Schulen“) wird laut Matthes um mindestens 2,5 Millionen Euro billiger, der Um- und Neubau der Gesamtschule an der Ahornallee um eine Million Euro. „Diese Gelegenheit sollten wir ergreifen“, so Matthes. Der Sport habe in der Vergangenheit oft zurückstecken müssen. Nun ergebe sich die Chance aufzuholen.
Warum wird der FC Gütersloh vorgezogen?
Dass die Fraktionen zugleich entschieden, den FCG vorzuziehen, hat spezielle Gründe. Zum einen: Das Projekt ist komplett durchgeplant, der Bauantrag genehmigt. Zum anderen: Der Hauptsponsor des Vereins, Thomas Hagedorn, hat schon vor Jahren zugesagt, die andere Hälfte der 1,8 Millionen Euro Baukosten zu übernehmen.
Diese Zusage gilt noch immer. Bislang scheiterte die Umsetzung allein daran, dass die Stadt ihren Teil zurückhielt. Nun, mit dem aktuellen Beschluss, liegt das Geld bereit. Die Stadt überweist ihre 900.000 Euro allerdings nicht in einem Rutsch, sondern gestreckt über vier Jahresraten.

Matthes lobte dieses private Sponsoring als gutes Beispiel für die Hebelwirkung, die der Fonds auslösen könne. Aus fachlicher Sicht sei der Bau des Jugendförderzentrums ohnehin unstrittig. Die Jugendabteilung des FCG wachse stetig, es fehle aber an Umkleiden, Sanitär- und Aufenthaltsräumen.
Die Nachwuchskicker müssen die Straße Alter Hellweg überqueren, um die Toiletten und Anlagen der Sporthalle an der Janusz-Korczak-Schule zu nutzen. Diese Doppelnutzung schafft Engpässe – für die Schule wie für den Verein. Ein eigenes, neues Jugendförderzentrum würde die Lage verbessern und Kooperationen mit der DJK und dem FSV Gütersloh erleichtern. Auch die Schule würde profitieren. Markus Kottmann (CDU) sprach gar von einem „Kattenstrother Projekt“, weil es für den ganzen Ortsteil Vorteile bringe. Thomas Hagedorn habe schon viel Positives für Gütersloh bewirkt, nun folge seine nächste gute Tat, diesmal für die Jugend.
„Warum muss das in Gütersloh immer so teuer sein?“
Auch die SPD, namentlich Jael Räker, sprach Hagedorn ihren Dank aus. Insgesamt sei der Fonds ein guter Anfang. Es sei dringend notwendig, in die Sportstätten zu investieren. Andrea Kees (BfGT) sagte, der Fonds bringe Transparenz und Fairness in das Verfahren. „Das sind keine Luxuswünsche von den Vereinen“, so Kees, es gehe vielmehr um Elementares und um Werterhalt. „Wer hier nicht handelt, verschiebt die Probleme nur.“ Die Verwaltung hatte in ihrer Sitzungsvorlage von „substanziellen Bedarfen“ etwa bei Kunstrasenplätzen und Flutlichtanlagen berichtet, von Laufbahn- und Zaunsanierungen, von der dringend notwendigen Sanierung veralteter Umkleiden.

Deutlich machte die Stadt auch, dass der Kamphof, Heimstätte der seit Jahren vertrösteten Tur Abdin und Türkgücü, keineswegs zurückgesetzt werde. Die Verwaltung arbeite daran, so Matthes. Derzeit laufe die „ergebnisoffene Prüfung“, ob am Kamphof oder anderer Stelle (z.B. LAZ Nord) neu gebaut werde.
Allein die Grünen taten sich schwer. Ihr Sprecher Marco Mantovanelli bezweifelte nicht, dass der Investitionsbedarf beim Sport riesig sei. Die Mitgliederzahlen in den Vereinen stiegen, allerorten fehle es an Hallenkapazitäten. Jedoch schaue er sich immer wieder auf Sportplätzen in anderen Kommunen um und stelle fest, dass woanders billiger gebaut werde. „In St. Vit bauen sie ein Vereinsheim für nur 700.000 Euro. Da stellt sich die Frage: Warum muss das in Gütersloh immer so teuer sein?“ Er sehe noch „Potenzial an Eigenleistungen“.
Sein Fraktionskollege Bernd Nickella (Grüne) sagte, bei der ganzen Angelegenheit „zeigt sich wieder einmal, dass der FCG eine Lobby hat, die Vereine am Kamphof aber nicht.“ Für ihn sei es ein „Unding“, dass der FCG zuerst sein Neubau bekomme. CDU-Vertreter Ischo Can konterte, die Kamphof-Vereine selbst hätten diese Sichtweise nicht, sie wüssten und könnten sicher sein, dass niemand ihr Anliegen aus dem Blick verliere. Den Vertagungsantrag der Grünen lehnten alle anderen Fraktionen ab.