Ärger über abrissreifes Gebäude in Gütersloh: „Die Zustände sind unzumutbar“

Gütersloh. Bei den Vereinen am Sportplatz Kamphof in Gütersloh wächst der Unmut. &bdquo;Die Zustände hier sind mittlerweile unzumutbar. Wir erwarten eine Lösung, die uns weiterhilft, und zwar möglichst rasch“, sagt Robert Gök, Vorstandsmitglied von Tur Abdin. Die beiden anderen Nutzer des Sportplatzes, Türkgücü und FSV Gütersloh, unterstützen den Appell. &bdquo;Wir sind lange genug hingehalten worden“, sagt Dogukan Senel, Vertreter von Türkgücü. Die Vereine reagieren auf den Beschluss der Ratsfraktionen im Sportausschuss, wonach die Stadt in den nächsten Jahren bis 2030 viel Geld in Sportstätten investieren wird. Sie legt dafür erstens einen &bdquo;Investitionsfonds Sport“ mit 2,5 Millionen Euro auf und bewilligt zweitens im Vorgriff darauf und zusätzlich zu diesen 2,5 Millionen dem FC Gütersloh 900.000 Euro für den Bau eines Jugend- und Vereinsheimes am Sportzentrum Süd. Sämtliche Ratsfraktionen, bis auf die Grünen, trugen diesen Beschluss mit. Umkleiden-Sanierung seit zehn Jahren aufgeschoben Tur Abdin und Türkgücü sind indes in Sorge, erneut ins Hintertreffen zu geraten. &bdquo;Unsere Geduld ist erschöpft. Hier muss dringend was passieren“, sagt Gök. Seit mehr als zehn Jahren schiebe die Stadt die Sanierung der Kamphof-Umkleiden vor sich hin. &bdquo;Wir fragen uns, warum unsere Bedürfnisse nicht berücksichtigt werden, während andere Vereine offensichtlich bevorzugt werden“, so Gök. &bdquo;Wir glauben, dass eine faire Verteilung der Mittel wichtig ist, um die Sportlandschaft in Gütersloh zu stärken.“ Notfalls werde man dafür vor dem Rathaus demonstrieren. Gök und Senel fordern mehr Transparenz beim Verteilen der Gelder. Die Informationen durch die Stadt flössen spärlich, vieles bleibe unklar. Auch zur Politik gebe es kaum Kontakt. Den Kamphof aufzugeben und den Sportbetrieb zu verlegen, etwa zum LAZ Nord, lehnt Robert Gök ab. &bdquo;Für uns, Tur Abdin, kommt ein Umzug nicht in Frage. Das ist ein No-Go. 80 Prozent unserer Spieler kommen aus der Nähe, die können nicht einfach nach Nord wechseln.“ Vor allem für die Kinder und Jugendlichen gelte das. Rund 350 Mitglieder zähle Tur Abdin, davon die Hälfte minderjährig. Türkgücü zählt etwa 150 Mitglieder, der Frauenfußballverein FSV circa 170. Lesen Sie auch: Überraschende Millionensummen für Gütersloher Vereine – das steckt dahinter Gebäude gilt seit Langem als abrissreif Die Kamphof-Umkleide, 1951 errichtet, gilt seit Langem als abrissreif. Doch Politik und Verwaltung schoben einen Neubau stets nach hinten, vor allem weil sie auf Fördermittel von Bund oder Land hofften. Vier Anläufe unternahm die Stadt, alle scheiterten. Nun, auf Vorstoß der CDU, prüft die Verwaltung, ob man am Kamphof neu baut oder stattdessen neue Sportflächen etwa am LAZ Nord schafft. Das Kamphof-Areal könnte sie in diesem Fall als Wohngebiet verkaufen und den Erlös für die Sportstättenverlagerung verwenden. Gök und Senel können dieser Idee jedoch wenig abgewinnen. &bdquo;Der Kamphof ist unsere Heimstatt, hier wollen wir bleiben.“ Tur Abdin, 1979 gegründet, nahm 1983 dort seinen Spielbetrieb auf, Türkgücü war sogar schon vorher da. Über all die Jahre sei Erhebliches an Eigenmitteln in die Sportstätte geflossen, auch das sei zu berücksichtigen. Das LAZ Nord sei abgelegen und verkehrstechnisch schlecht angebunden. Strafzahlungen wegen der desolaten Schiedsrichter-Kabine geleistet Mittlerweile sei der Zustand des Kamphof-Gebäudes derart schlecht, dass man sich schämen müsse. &bdquo;Die Kabinen, die Sanitäranlagen, die Duschen, das ist alles kaum noch zu ertragen“, sagt Gök. Manche Gastvereine reisten inzwischen in Trikots an, nur um nicht die Umkleiden nutzen zu müssen. &bdquo;Eltern melden ihre Kinder ab, weil sie ihre Kinder hier nicht duschen lassen wollen.“ An den Wänden blühe der Schimmel. Die Schiedsrichter-Kabine sei derart desolat, dass mancher Schiri einen Sonderbericht verfasst habe. &bdquo;Wir haben deswegen schon Strafen an den Verband zahlen müssen“, sagt Senel. Derweil betont die Stadt explizit, dass sie an einer Lösung für den Kamphof arbeite. Durch den &bdquo;Investitionsfonds Sport“ gerate das nicht ins Hintertreffen. Möglicherweise ist sogar das Gegenteil der Fall: In einem Schreiben, das der Sport-Beigeordnete Henning Matthes am Mittwoch den Sportvereinen schickte, heißt es, die Stadt hoffe, dass die Euros aus dem Investitionsfonds Hebelwirkung entfalten. Die Logik sei dieselbe wie beim FC Gütersloh und dessen Jugendförderzentrum, wo ein Verein durch Eigenleistung und Sponsoring die Wirkung des städtischen Zuschusses erhöhe. Bis spätestens Oktober soll ein Vorschlag vorliegen Matthes macht in dem Schreiben deutlich, dass die Stadt ein &bdquo;transparentes Vergabeverfahren“ anstrebt. Gemeinsam mit dem Sportverband werde der Fachbereich Sport bis spätestens Oktober einen Vorschlag für die Förderrichtlinien erarbeiten, &bdquo;mit klaren Kriterien wie Dringlichkeit, Nachhaltigkeit, Förderquote und finanziellem Eigenanteil“. Dieser Vorschlag werde den Fraktionen vorgelegt, damit sie dann darüber beschließen könnten. Ziel sei, dass die Vereine ab dem Haushalt 2026 förderfähige Anträge stellen könnten. Die 2,5 Millionen Euro sollen, über die Jahre verteilt, bis 2030 abfließen. In Gang bringen will Matthes dieses Verfahren mit neuem Personal. Der Fachbereichsleiter Sport, Heiko Gottwald, der erst vor dreieinhalb Jahren die Nachfolge von Wilhelm Kottmann angetreten hatte, ist seit 1. Juli nicht mehr bei der Stadt Gütersloh beschäftigt. Die Leitung werde zeitnah ausgeschrieben, so Matthes. Auch der langjährige Stellvertreter Matthias Laumeier ist nicht mehr in dem Fachbereich tätig, seine Aufgaben übernimmt Sören Linnmann.

Meistgelesen