Verkehrsversuch in Gütersloh beendet: Wie geht es mit diesem Dorfplatz jetzt weiter?

Gütersloh. Die mobilen Hochbeete auf dem Kirchplatz sind wieder abgebaut. &bdquo;Das haben wir bereits am 31. Oktober gemacht“, erzählt Hans-Heinrich Hölscher, Abteilungsleiter Dorfentwicklung beim Dorf- und Heimatverein Isselhorst (DHVI). Damit endet der am 1. Mai begonnene Verkehrsversuch des Heimatvereins. Ein halbes Jahr lang war der Kirchplatz ein Dorfmittelpunkt mit Aufenthaltsqualität - mit Bänken, Hochbeeten und ohne Autos. Der Verkehrsversuch auf dem Kirchplatz in Isselhorst sei fristgerecht ausgelaufen, bestätigt Albrecht Pförtner, Dezernent für Bauen, Mobilität und Umwelt. &bdquo;Im Verlauf der nächsten Tage wird die verbliebene Beschilderung im Bereich des Kirchplatzes abgebaut. Der Kirchplatz steht sodann wieder für die Bevölkerung als Parkraum zur Verfügung“, sagt er. Es sei die Idee der Stadtverwaltung gewesen, zu schauen, wie sich die Sperrung des Kirchplatzes auf das Verkehrsverhalten der Menschen in Isselhorst auswirke, berichtet Hölscher. &bdquo;Der Heimatverein hat das im Auftrag der Stadt durchgeführt.“ Anfang des Jahres - von Mitte Januar bis Ende Februar - habe man auch eine Verkehrszählung auf der 800 Quadratmeter großen Teilfläche, die nun sechs Monate gesperrt war, durchgeführt. Im Schnitt zehn Autos hätten dort geparkt. &bdquo;Höchstens waren wir bei 15“, so Hölscher. Parkprobleme vor Restaurant und Supermarkt Mit einem Fragebogen hat der Heimatverein die Meinung der Isselhorster zu dem Verkehrsversuch abgefragt, alle anonymen Feedbacks sind auch auf seiner Homepage nachzulesen. Es habe sowohl zustimmende als auch kritische Rückmeldungen gegeben, sagt Albrecht Pförtner. &bdquo;Angenehme beruhigte Situation auf dem Kirchplatz, auch optisch - ästhetisch ein Gewinn. So oder so ähnlich könnte ein schöner Dorfmittelpunkt entstehen, auch ein lebendiger Treffpunkt für alle - nicht nur zur Zeit des Marktes am Freitag“, schreibt eine Frau, die ihr Alter mit &bdquo;über 70“ angibt. Eine andere Frau, &bdquo;51 bis 60“ Jahre alt, kritisiert, dass bei der Maßnahme die Arbeitnehmer vergessen worden seien. &bdquo;Wenn ich einen Bereich, der (...) als Parkraum genutzt wird, in einen Erholungsraum umwidmen möchte, muss ich Parkraum anbieten, zum Beispiel am Ortseingang mit Pendelshuttle, oder alternative Angebote - Leihräder oder Scooter bis zum Arbeitgeber“, schreibt sie. Auch an das Restaurant &bdquo;Die Linde“ wird gedacht, da würden die Besucher sicher nicht entfernt an der Grundschule parken, sondern gleich nach Gütersloh oder Bielefeld fahren, heißt es in einem Einwand. Kritisch angemerkt wurde auch, dass Kunden von Dreesbeimdieke keine Parkplätze mehr finden könnten, weil diese dann von im Ortskern arbeitenden Arbeitnehmern belegt seien. Lesen Sie auch: Ungewöhnlicher Vorstoß in Gütersloh: Gibt es hier bald KI-Ampeln? Unternehmer Temming: &bdquo;Konzept ohne die Direktbetroffenen gemacht“ &bdquo;Eine Auswertung der Stellungnahmen zeigt, dass dem Wunsch einer Erhöhung der Aufenthaltsqualität sowie der Ausgestaltung eines Treffpunktes die Belange - die Bereitstellung von Parkmöglichkeiten für Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeitenden - der Gewerbetreibenden gegenüberstehen“, fasst Albrecht Pförtner zusammen. &bdquo;Man hat das Konzept ohne die Direktbetroffenen gemacht“, sagt Brillen-Unternehmer Markus Temming. Er denke dabei nicht nur an seine Mitarbeiter - &bdquo;von denen parken die wenigsten auf dem Kirchplatz“. &bdquo;Aber was ist denn beispielsweise bei Beerdigungen, wenn die Trauergemeinde - meist alte Leute - nicht an der Kirche parken kann?“, fragt er. Die Idee, den Verkehr im Ort zu reduzieren, sei gut, nur die Vorgehensweise sei unglücklich. &bdquo;Erst die Autos zu verdrängen und dann zu überlegen, wo sie hin sollen, ist die falsche Reihenfolge.“ Das Dorf solle schließlich für alle lebenswert sein. Und dafür brauche es nun mal auch Gewerbe, sagt der Eigentümer des Elmendorf-Areals. 100 Interessenten bei Bürgerversammlung &bdquo;Der Konsens ist uns ganz wichtig“, betont Hans-Heinrich Hölscher. Aus diesem Grund hat der Dorf- und Heimatverein Isselhorst für Freitagabend in die Festhalle Isselhorst zur Bürgerversammlung eingeladen. &bdquo;Wir wollen uns mit den Bürgerinnen und Bürgern, politischen Vertretern und Anrainern über die Ergebnisse des Verkehrsversuches austauschen“, sagt der DHVI-Vorsitzender Henner Schröder im Vorfeld. 100 Interessenten folgen der Einladung. Nachdem das Ergebnis der Umfrage vorgestellt wurde, wird lebhaft diskutiert. Wie soll es mit dem Isselhorster Kirchplatz weitergehen? Rainer Bethlehem hält beispielsweise schattenspendende neue Bäume für notwendig, jemand anderes schlägt als Kompromiss vor: Parkplatz im Winter, Rollrasen im Sommer. Ex-Grünen-Ratsherr Hans-Peter Rosenthal weist auf die Ästhetik eines Kirchplatzes hin, zu der heutzutage Autos nicht mehr passten. Georg Hanneforth (CDU) erinnert an die &bdquo;Multifunktion“ des Platzes bei größeren Anlässen, man solle vorsichtig vorgehen. Siegfried Kornfeld betont, das Areal sei baurechtlich kein Parkplatz. Als Vertreter der Werbegemeinschaft sagte Felix Krull, Stellflächen seien zwar wichtig. Doch sei zu bedenken, dass Isselhorst ein Dorf sei, &bdquo;nach dem sich viele im Umkreis sehnen.“ Man möge das Engagement &bdquo;nicht verpuffen lassen“, rät Siegfried Bethlehem (SPD). Eine kleine Gruppe solle einen Konsens finden &bdquo;und damit auf die Stadt zugehen.“ Henner Schröder kündigt an, auch in Anbetracht der seitens der Stadt verlangten 20 alternativen Parkplätze, weiter nach einer Kompromisslösung zu suchen. Rad-Aktive möchten Sperrung des Kirchplatzes beibehalten &bdquo;Der Dorf- und Heimatverein Isselhorst als Initiator, ist nun gefordert, eine Lösung für zentrumsnahen Ersatz der Stellplätze zu finden“, heißt es diesbezüglich nämlich bereits vor der Versammlung von der Stadt. Hierbei befinde sich dieser im engen Austausch mit der Stadtverwaltung, die unterstützend tätig werde. &bdquo;Ob und wann das Projekt zur Gestaltung des Kirchplatzes erfolgen kann, hängt maßgeblich davon ab, ob eine zukunftsfähige Lösung erarbeitet werden kann“, so Albrecht Pförtner. Norbert Grüneberg von der Isselhorster Initiative &bdquo;Fahr-Rad-Aktive“ sieht den Verkehrsversuch durchweg positiv. Es sei schön zu sehen gewesen, dass sogar Jugendliche sich auf den Bänken im Dorfkern eingefunden hätten. &bdquo;Das Dorf hat seine Mitverantwortung für die Umwelt gezeigt und sowohl für die Älteren als auch für die Jugend ein Zeichen für eine lebenswerte Zukunft gesetzt“, sagt er gegenüber der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Für ihn ist schwer nachzuvollziehen, warum man trotz eines weltweiten Rekordhochs an Treibhausgasen bei der Stadt Gütersloh auf Ausgleichsparkplätze bestehe. &bdquo;Mit der Schaffung von Ausgleichsparkplätzen lässt sich keine CO2-Reduktion erreichen“, stellt er fest. Aus einer Sicht ist es zwingend notwendig, den öffentlichen Personen-Nahverkehr zu verbessern. Auch die Möglichkeit von abschließbaren Fahrradboxen auf dem Parkplatz gegenüber der Grundschule, um von dort aus mit dem Rad in das Ortsinnere pendeln zu können, schlägt er vor. &bdquo;Wir werden auf jeden Fall am Freitag in der Festhalle sein und mitdiskutieren“, sagt er.

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