Nicht mehr zu retten: 200 Jahre alte Eiche im Kreis Gütersloh von Unbekannten zerstört

Schloß Holte-Stukenbrock. Stolze 25 Meter ragt die rund 200 Jahre alte Eiche im Gewerbegebiet Helleforthstraße empor. Doch lange wird sie dort nicht mehr stehen. Unbekannte haben den Baum so stark beschädigt, dass er in den kommenden Monaten absterben wird – und es ist nicht der Einzige. Die Stadt hat bereits Strafanzeige erstattet – doch bislang tappen Polizei und Verwaltung im Dunkeln. Was ist passiert? Bereits im Frühjahr hatte ein Anwohner die Stadt auf die Eiche am Brinkeweg 18 aufmerksam gemacht. Daraufhin überprüfte ein von der Stadt beauftragter Forstwirt den Baum. &bdquo;Vor Ort konnte keine Erkrankung festgestellt werden. Er war vital und zeigte keinerlei Auffälligkeiten“, berichtet Michael Ottenstroer, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Umwelt. Lesen Sie auch: Ärger über Pläne für die Gütersloher Innenstadt – 50 neue Wohnungen sollen entstehen Im September fiel der Schaden schließlich bei einer Routinekontrolle durch Mitarbeiter der Stadtverwaltung auf. &bdquo;Schon auf den ersten Blick war eine großflächige und tiefgehende Abschälung der Rinde rund um den gesamten Stamm zu erkennen“, erklärt Ottenstroer jetzt bei einem Rundgang mit Pressevertretern. &bdquo;Es sieht aus, als hätte sich jemand mutwillig mit einer Motorsäge an dem Baum zu schaffen gemacht.“ Geschütze Eiche mit Kupfernägeln und Bohrlöchern beschädigt Bei einer genaueren Untersuchung wurden weitere Schäden entdeckt, unter anderem Kupfernägel und Bohrlöcher, die offenbar mit einer Flüssigkeit behandelt worden waren. &bdquo;Das hat dazu geführt, dass die Eiche irreparabel ist – sie kann nicht mehr gerettet werden“, so Ottenstroer. Die Stadt erstattete daraufhin Strafanzeige wegen schwerer Sachbeschädigung. Die Eiche steht im Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 24 &bdquo;Helleforthstraße“ und ist dort als geschützter Baum ausgewiesen. &bdquo;Aufgrund ihrer Lage am Gehölzrand hat sie nicht nur eine landschaftsprägende und raumbildende Funktion, sondern ist als Lebensraum für Vögel, Insekten und Fledermäuse auch ökologisch von hoher Bedeutung“, erläutert Klimaschutzmanagerin Lena Linne. Weiße Kügelchen mit starkem Benzingeruch entdeckt Da der Baum mittelfristig eine Gefahr für die Verkehrssicherheit darstellt, muss er bis spätestens März 2026 gefällt werden. &bdquo;Aufgrund des schwer zugänglichen Geländes wird die Fällung voraussichtlich nur mithilfe von Baumkletterern möglich sein“, weiß Ottenstroer. Die Stadt schätzt den Holzwert auf maximal 3.000 Euro, die Fällkosten hingegen liegen zwischen 4.000 und 6.000 Euro. Möglicherweise soll ein Teil des Stamms als sogenannter Spechtbaum erhalten bleiben, der Lebensraum für Fledermäuse und Vögel bietet. Eine Ersatzpflanzung sei bisher nicht geplant. Lesen Sie auch: Absichtlich zum Absterben gebracht? Baum in Löhner Waldstück stark beschädigt Während des Rundgangs fiel den Mitarbeitern ein weiterer Baum auf, nur wenige Meter von der alten Eiche entfernt, der abgestorben wirkt. An der Wurzel, versteckt unter Laub, entdeckten sie kleine weiße Kügelchen, die Grillanzünder ähneln und einen starken Benzingeruch verströmen. Pascal Lideck, Leiter des Umweltamtes, nahm eine Probe mit. Weitere beschädigte Eiche an der Kaunitzer Straße entdeckt Über das Motiv hinter den Taten lasse sich nur spekulieren. Vielleicht störe sich jemand an herunterfallendem Laub, Eicheln auf der Garage oder am Schatten der Bäume. Doch das bleibe laut Stadtverwaltung reine Vermutung. &bdquo;Aber selbst wenn dem so wäre, sind das keine Gründe, einen derartigen Umweltfrevel zu begehen“, sagt Ottenstroer. Aber vieles deute darauf hin, dass jemand gezielt am Werk war. Die Stadt reagiert auf den Vorfall und überprüft nun alle wertvollen Altbäume im Stadtgebiet noch intensiver. Erste Ergebnisse zeigen, dass an der Kaunitzer Straße – zwischen einer Kfz-Werkstatt und der Flüchtlingsunterkunft am Buschkrug – eine weitere alte Eiche mutmaßlich beschädigt und inzwischen abgestorben ist. Sie weist ähnliche Spuren auf: mehrere Bohrlöcher, teils mit Holz oder einem ähnlichen Material ausgestopft. &bdquo;Offenbar, um sie zu verbergen“, sagen Ottenstroer und Lideck und zucken dabei die Schultern. Stadt befürchtet Grundwasserbelastung und bittet um Hinweise An den Wurzeln wurden ebenfalls Bohrlöcher entdeckt, möglicherweise wieder mit Flüssigkeiten behandelt – auch hier war ein deutlicher Benzingeruch wahrnehmbar. Dadurch könnten Schadstoffe ins Grundwasser gelangt sein, sagt die Klimaschutzmanagerin. Aus Sicherheitsgründen würden in den nächsten Tagen Bodenproben entnommen, um festzustellen, ob eine Sanierung oder weitere Aufbereitungsmaßnahmen notwendig sei. Auch diese Eiche muss in naher Zukunft weichen. Ein entsprechendes Verfahren wurde bereits eingeleitet. &bdquo;Jeder dieser Bäume ist ein Stück Natur- und Stadtgeschichte“, sagt Ottenstroer. Neben dem finanziellen Schaden sei der Verlust sowohl ökologisch als auch ideell kaum zu ersetzen. Lesen Sie auch: Unternehmen Hagedorn lässt mächtigen Baum in Gütersloh fällen – Anwohner sind bestürzt Polizeisprecher Mark Kohnert bestätigt, dass Strafanzeige gestellt wurde und die Stadt als Geschädigte auftritt. Bisher konnte kein Täter ermittelt werden. Der Fall liegt nun bei der Staatsanwaltschaft. Hinweise nimmt Klimaschutzmanagerin Lena Linne unter Tel. 05207 8905 5143 oder per E-Mail an l.linne@stadt-shs.de entgegen. Auch Bürger, die beim Spaziergang beschädigte Bäume bemerken, können sich an die Stadtverwaltung wenden. Aktuelle News erhalten Sie täglich über den Whatsapp-Kanal der NW Gütersloh

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