
Gütersloh. Immer wenn Julian Brinkmeier aus Rheda-Wiedenbrück am Gütersloher Busbahnhof ankommt oder einsteigt, schaut er auf die digitale Anzeige am Haltepunkt und sieht: nichts. „Bitte Ausgangsfahrplan beachten“, steht dann dort. Keine Buslinie, keine Abfahrtszeit, erst recht keine Verspätung. „Das betrifft nur die Buslinien der Arbeitsgemeinschaft ÖPNV - die Informationen der Stadtbusse werden angezeigt“, sagt der 22-Jährige und ärgert sich.
Anfang des Jahres hatte die Teutoburger Wald Verkehr (TWV) alle Buslinien im Kreis Gütersloh an die Arbeitsgemeinschaft ÖPNV Gütersloh abgegeben. Der Verkehrsverbund OWL (VVOWL) musste die 96 Buslinien mit rund 6,3 Millionen Fahrplankilometern pro Jahr im Auftrag des Kreises Gütersloh neu ausschreiben, da die bisherigen Verkehrsverträge aufgrund gestiegener Kosten nicht mehr eingehalten werden konnten.
Bei der Bietergemeinschaft, die den Zuschlag erhielt, handelt es sich um einen Zusammenschluss der Go.on Gesellschaft für Bus- und Schienenverkehr mbH mit Sitz in Bielefeld und mehrerer mittelständischer regionaler Busunternehmen.
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Schwierige Recherche für den 22-Jährigen
„Seit Anfang des Jahres funktionieren die digitalen Anzeigetafeln am Busbahnhof schon nicht“, moniert Brinkmeier. Vorher sei wenigstens die Linie und die im Fahrplan vorgesehene Abfahrtszeit angezeigt worden - jetzt noch nicht einmal mehr das. Ihn störe vor allem, dass sich niemand für das Problem der defekten Anzeigentafeln zuständig fühle. „Das Bürgermeisterbüro der Stadt Gütersloh verweist auf Stadtbus Gütersloh. Stadtbus Gütersloh verweist auf den Verkehrsverbund OWL.
Der VOWL verweist auf die Stadtwerke Gütersloh. Der Kreis Gütersloh verweist wieder auf den VVOWL, Landrat Sven-Georg Adenauer schreibt, er habe das Anliegen an den Mitarbeiter in der Kreisverwaltung weitergeleitet. Diese verweisen auf den VVOWL und den Mobilitätsausschuss. Und die neue Landrätin Ina Laukötter möchte sich erst ab ihrem offiziellen Amtsantritt im November damit auseinandersetzen“, zählt er auf, wo er überall mit dem Problem vorstellig geworden ist.
Für den jungen Mann, der sich in seiner Heimatstadt Rheda-Wiedenbrück bei den Grünen engagiert, eine unbefriedigende Situation. „So verärgert man die Fahrgäste im Kreis Gütersloh unnötig“, findet er. Dirk Hänsgen, Geschäftsführer bei Go.on. kann den Frust verstehen. Das Thema sei jedoch komplex. „Gerade heute erst hatte ich wieder eine einstündige Videokonferenz mit dem Systemanbieter“, sagt er.
Wann die ZOB-Anzeige wieder funktionieren soll
Auch bei den Gütersloher Stadtwerken versucht man zu erklären: „Die dynamischen Fahrgastinformationsanzeigen (DFIs) am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) werden von der Stadtbus Gütersloh GmbH betrieben. Auf den DFIs werden nicht nur Daten der Stadtbuslinien, sondern auch die der Regionalbuslinien ausgespielt“, sagt Sprecherin Isabell Rüschoff. Die Daten der Stadtbus-Linien würden korrekt angezeigt. „Um die Informationen anderer Linien korrekt ausgeben zu können, werden diese dem Stadtbus von den Betreibern zur Verfügung gestellt.“ Und bei der Anlieferung der Daten gebe es aktuell Probleme.

Man sei aber mit der Arbeitsgemeinschaft ÖPNV im Austausch. „Um die Fahrgäste dennoch mit relevanten Informationen zu den Fahrzeiten versorgen zu können, wird aktuell auf die gedruckten Fahrpläne der Verkehrsunternehmen verwiesen“, so Rüschoff. Dirk Hänsgen ist optimistisch, dass die Anzeige am Busbahnhof in der kommenden Woche läuft. „Das ist alles wirklich sehr unangenehm.“ Der Teufel steckt dabei offenbar im Detail. „Eine Mitarbeiterin war zwei Wochen lang nur damit beschäftigt, die Geodaten der Haltestellen in das System einzupflegen.“
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Wenn am ZOB sauber angezeigt wird, wann welche Busse wohin abfahren und ob sie möglicherweise verspätet sind, dann soll dieses auch an anderen Haltestellen angezeigt werden und zukünftig auch in den Nahverkehrs-Apps der Kunden auftauchen. Julian Brinkmeier ist gespannt, ob es denn nun wirklich so kommt. Und er erinnert an die Fahrgastrechte, wonach jeder Fahrgast im Linienbusverkehr ein Anrecht auf „angemessene Informationen während der gesamten Fahrt“ habe. Er habe schon das Eisenbahnbundesamt als Aufsichtsbehörde wegen der fehlenden Informationen kontaktiert. „Aber da habe ich auch noch keine Rückmeldung.“