Café in der Gütersloher Innenstadt schlägt seinen Kunden künftig das Trinkgeld vor

Gütersloh. Ein Trinkgeld im Restaurant oder Café zu geben, wird meist als Zeichen der Wertschätzung für die Mitarbeiter in der Gastronomie verstanden. In Zeiten des immer beliebteren bargeldlosen Zahlens geht das &bdquo;grown coffee“ (ehemals Miner’s) bei diesem Thema neue Wege: Das Café am Kolbeplatz schlägt seinen Kunden künftig bei Zahlung mit einer EC-Karte vor, ein Trinkgeld zu geben. Dazu verpflichtet ist allerdings niemand, die Kunden können sich auch dagegen entscheiden. Sollte nichts dazwischen kommen, wird die neue Möglichkeit in den nächsten vier bis acht Wochen für die Kunden zur Verfügung stehen, vermutet Betreiber Niklas Lukarsch. Er habe sich dafür mit seinem entsprechenden Dienstleister bereits in Verbindung gesetzt. Welche Trinkgelder künftig auf dem Kartenlesegerät vorgeschlagen werden, ist aktuell noch unklar. &bdquo;Eine faire Sache“ fände Lukarsch persönlich Beträge zwischen fünf bis zehn Prozent. Erste Erfahrungswerte mit diesem Modell, das in den USA längst populär ist, hat man bereits in der Nachbarstadt Bielefeld gesammelt. Dort sind die neuen Kartenlesegeräte unter anderem bei der &bdquo;L’Osteria“, &bdquo;The Good Hood“ und auch bei &bdquo;Deppe & Co“ im Einsatz. Niklas Lukarsch sieht den Vorschlag eher als eine Art der Erinnerung Café-Betreiber Axel Deppe - bei dem man seit vergangenem Sommer fünf, zehn oder 15 Prozent Trinkgeld geben kann, sofern man denn möchte - berichtet davon, dass die breite Masse die Änderung gut fände. Es gebe allerdings auch Kritik. Er spricht von Kunden, die sich fragen würden, warum sie in einem Laden mit Self-Service-Konzept Trinkgeld geben sollten. Er entgegnet: &bdquo;Auch dahinter stecken Menschen, die super Arbeit machen.“ Deppes Gütersloher Kollege Niklas Lukarsch äußert sich ähnlich - und blickt etwaigen Diskussionen relativ gelassen entgegen. &bdquo;Ich weiß von meinen Mitarbeitern, wie sehr alle bemüht sind, einen guten Job zu machen. Und wenn man das wertschätzt, finde ich das völlig in Ordnung“, sagt Lukarsch. Das vorgeschlagene Trinkgeld sei aus seiner Sicht eher als eine Art Erinnerung zu verstehen, schildert der Café-Betreiber. &bdquo;Es kommt ja manchmal vor, dass man vergisst Trinkgeld zu geben, obwohl man es ursprünglich vorhatte. Das kann in dem Fall nicht mehr passieren.“ Mitarbeiter teilen das Trinkgeld meist untereinander auf Einfluss auf den Schritt von Lukarsch hatte aber vor allem auch die sich verändernde Art des Bezahlens am Kolbeplatz. Seit ihrer Einführung kurz vor der Corona-Pandemie habe sich die Kartenzahlung in dem Café &bdquo;extrem entwickelt“, sagt Lukarsch. 60 Prozent seiner Kunden würden inzwischen bargeldlos bezahlen. Tendenz weiter steigend. Lesen Sie auch: Wie viel Trinkgeld ist angebracht? Das sagen Gütersloher Kellnerinnen Das führte gleichzeitig aber auch dazu, dass das Trinkgeld für die Mitarbeiter - das beim &bdquo;grown coffee“ derzeit noch ausschließlich bar gesammelt wird - zuletzt weniger wurde. Das habe er schade gefunden, sagt Lukarsch. Mit der bevorstehenden Neuerung reagiert er auf diese Entwicklung. Dass Gastronomen das Trinkgeld vielerorts noch immer in bar bevorzugen, liegt nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) unter anderem auch daran, dass bei Kartenzahlungen Transaktionsgebühren auf den Gesamtumsatz - inklusive Trinkgeld - erhoben werden. Bei Trinkgeld vom Chef ist Vorsicht geboten, sagt die Gewerkschaft In vielen Betrieben ist es außerdem Standard, dass die Mitarbeiter das eingenommene Trinkgeld verteilen. So ist es auch beim &bdquo;grown coffee“, wie Niklas Lukarsch betont - er selbst habe damit nichts zu tun. Mittels eines Verteilungsschlüssels werde das Trinkgeld unter den Beschäftigten ausgeschüttet. &bdquo;Es ist auch ein Zeichen des Vertrauens, dass die Mitarbeiter sich das aufteilen können.“ Aber nicht nur das: Trinkgelder, die vom Arbeitgeber ausgeschüttet und verteilt werden, sind laut Thorsten Kleile, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) in OWL, keine Leistung von Dritten an die Beschäftigten. Nur das aber führe letztlich zur Steuer- und Sozialabgabenfreiheit. Setzt das neue System Kunden womöglich unter Druck? Wie eine Nachfrage in einem anderen Café zeigt, findet die Idee eines vorgeschlagenen Trinkgelds aber nicht überall in Gütersloh Anklang. Ina Bunnemann von &bdquo;Bunnmanns Café-Bar und Tralala“ an der Blessenstätte sieht Kunden dadurch unter Druck gesetzt. In ihrem Café werde sie das System deshalb definitiv nicht einführen. Eine echte Notwendigkeit dafür scheint es auch nicht zu geben. Anders als im &bdquo;grown coffee“ werde noch überwiegend mit Bargeld bezahlt, die Menge des Trinkgelds sei entsprechend unverändert geblieben, schildert Betreiberin Bunnemann. Auch Andreas Kerkhoff vom Hotel Appelbaum ist nach eigenem Bekunden &bdquo;kein Freund“ eines solchen Trinkgeld-Vorschlags. &bdquo;Der Kunde sollte selbst entscheiden können, wie viel er geben möchte“, sagt der Chef des Dehoga-Kreisverbands und plädiert gleichzeitig für konkrete Beträge anstatt Prozentangaben.

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