Warum die Kartenzahlung in Lübbecke nicht überall gern gesehen ist

Lübbecke. Mit ihrer Liebe zum Bargeld stehen die Deutschen – neben Österreich und Italien – europaweit an der Spitze. Während in vielen Ländern die meisten Zahlungsvorgänge digital – über Smartphone, Debitkarten und ähnlichen mobilen Bezahlverfahren – abgewickelt werden, gilt Deutschland nach wie vor als &bdquo;Bargeld-Land“, so die Deutsche Bundesbank in ihrer jüngsten Studie. Rund die Hälfte aller Zahlvorgänge wird weiterhin mit Scheinen und Münzen erledigt. In Skandinavien sieht das ganz anders aus. In Schweden werden nur noch acht bis neun Prozent der Zahlungen bar abgewickelt, in Norwegen sind Barzahlungen inzwischen die Ausnahme. Hier liegt die Bargeldquote nur noch bei drei Prozent und sind Zahlungen mit Karte selbst bei Bagatellbeträgen gang und gäbe. Zwar wird das bargeldlose Zahlen auch im Lübbecker Land immer beliebter, doch nicht überall ist das Bezahlen mit Smartphone oder Plastikkarte willkommen – oder können die Kunden gar nicht selbst entscheiden, ob sie mit Münzen und Scheinen oder mit Geldkarte und Smartphone ihren Einkauf, die Dienstleistung oder die Rechnung im Restaurant begleichen wollen. Kosten und Gebühren für die jede Transaktion Ein jüngst eröffnetes Bistro im Lübbecker Zentrum macht schon per Info an der Eingangstür klar: &bdquo;Nur Kartenzahlung möglich“ und erinnert drinnen nochmals auf der Speisekarte daran: &bdquo;Wir bitten um Verständnis, dass wir nur Kartenzahlung akzeptieren“. Das bargeldlose Zahlen hat vor allem für Geschäfte einen Vorteil – aber auch seinen Preis. &bdquo;Ich muss abends keine Scheine und Münzen mehr zählen“, erklärt der Mitarbeiter eines Einzelhandelsgeschäftes. Doch nötig ist dafür zunächst die Anschaffung (das Mieten) eines Kartenlesegerätes. Hinzu kommen bei jeder Transaktion entsprechende Gebühren (im Cent-Bereich) und ferner ein Entgelt, abhängig vom jeweiligen Umsatz. Bei einem Umsatz von beispielsweise 100 Euro können so für Transaktions- und Umsatzgebühren etwa 30 Cent fällig werden, die der Verkäufer tragen muss. Lesen Sie auch: Rekord bei Geldgeschäften per Girocard – ist das Bargeld bald am Ende? Das dürfte auch der Grund sein, dass Kartenzahlung in manchen gastronomischen Betrieben oder von Dienstleistern unmissverständlich abgelehnt wird. Nur wenige Schritte entfernt vom Bistro mit Pflicht zur Kartenzahlung geht ein anderes kleines Restaurant diesen – und wiederum alternativlosen – Weg. Deutlich zu lesen ist an der Tür die Information: &bdquo;Nur Barzahlung möglich“. Am Wochenende wir gerne mit Karte bezahlt Und ein Geschäft in der Nähe akzeptiert zwar gleichermaßen Scheine, Münzen und Geldkarten zur Bezahlung, macht aber eine Einschränkung. Wohl mit Blick auf die Kosten beim bargeldlosen Zahlen für den Verkäufer wird bei Einkäufen unter 15 Euro und Zahlung per Karte eine Gebühr von 1,50 Euro erhoben. Und vereinzelt wird in Geschäften im Lübbecker Land generell bei allen Zahlvorgängen per Karte eine besondere Gebühr von ein oder zwei Euro kassiert. &bdquo;Das halte ich nicht für den richtigen Schritt“, sagt Arno Sebening, Leiter der Mindener Geschäftsstelle Herford-Minden des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen. &bdquo;Idealerweise sollten alle Zahlungsmöglichkeiten angeboten werden, und zwar ohne besonderen Aufschlag. Aber das ist immer eine unternehmerische Entscheidung“, so der Fachmann, der selbst erlebt hat, dass im Ausland selbst die Toilettennutzung in Autobahn-Raststätten nur mit Karte entrichtet werden kann. Lesen Sie auch: Corona-Krise beschleunigt Abschied vom Bargeld Dass Kunden und Gäste mal zum Bargeld und mal zur Plastikkarte greifen, hängt offenbar auch vom jeweiligen Tag ab. In einem Restaurant am Marktplatz ist das Bezahlen, wie in den meisten gastronomischen Betrieben, in allen Formen möglich. Während der Woche, so hat der Inhaber beobachtet, zahlen die Gäste bevorzugt Essen und Getränke meistens bar, am Wochenende komme jedoch verstärkt eine E-, Kredit- oder sonstige Geldkarte zum Einsatz. Bargeld als allgemeines Zahlungsmittel erhalten Ein anderer Gastronom in der Innenstadt, der ebenfalls Bargeld und Kartenzahlungen akzeptiert, bekennt indes seine Vorliebe für Bargeld – und nennt einen besonderen Grund: &bdquo;Ich will dazu beitragen, dass das Bargeld auch künftig als allgemeines Zahlungsmittel erhalten bleibt“, so der Restaurant-Chef. Davon ist übrigens nach eigener Aussage auch die Deutsche Bundesbank überzeugt. Zwar werde die Bargeldnutzung beim Einkauf und in der Gastronomie voraussichtlich künftig weiter sinken, aber Bargeld sei und bleibe das &bdquo;physische Kernprodukt“ im Geldverkehr des Landes, so die Meinung der Währungshüter.

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