UPDATE: Wenig Interesse an TWE-Reaktivierung? Technische Panne bestätigt

UPDATE: Bei der Online-Informationsveranstaltung zur TWE am Dienstagabend hat es eine technische Panne gegeben. Vielen Bürgern war es nicht gelungen, sich einzuwählen. Wer über die Webseite der Stadt ging und den dort angegebenen Link öffnete, fand den Einwahl-Code nicht. Die Stadt bestätigt den Fehler. Es habe ein technisches Problem gegeben, das während der Veranstaltung nicht erkennbar war. &bdquo;Das ist bedauerlich und zu entschuldigen.“ Ein Zugang zu dem Info-Abend sei auf direktem Weg aber immer möglich gewesen, indem man den Link kopiert und direkt über den Browser ins Netz gegangen wäre. Ein weiterer Zugang sei über eine mobile Schnell-Einwahl möglich gewesen. Wie viele Bürger vergeblich versuchten teilzunehmen, ist unklar. Bei der NW meldeten sich am Donnerstag mehrere Bürger, die ihren Ärger darüber ausließen. Einige berichteten, sie hätten es auf verschiedenen technischen Wegen versucht, ohne Erfolg. Nach Angaben der Stadt wurden in der Spitze 64 Teilnehmer registriert, &bdquo;von denen acht unmittelbar das Projekt vertraten“. Die Teilnehmerzahl blieb damit hinter den Erwartungen zurück. Gütersloh. Wenn ab Mitte Dezember 2025 die TWE-Personenzüge rollen, werden sich die Schranken auf der Verler Straße jeden Tag 36 Mal schließen. Das Gleiche passiert auf dem Stadtring Sundern, auf dem Nordring (B 61), auf der Brockhäger Straße und all den vielen Nebenstraßen. Und, interessiert das die Gütersloher Bürger? Bislang offenbar nur wenige. An einer Info-Veranstaltung zur Reaktivierung der TWE, der ersten in Gütersloh, nahmen am Dienstagabend nur 55 Menschen teil – und mindestens die Hälfte davon waren Projektbeteiligte oder Funktionsträger. Zu berücksichtigen ist: Es war eine Online-Veranstaltung. Statt Pils und andere Getränke im Saal gab es einen Einwahlcode für den Bildschirm. Allerdings war dessen Handhabe einfach, die technische Hürde insofern gering. Und angekündigt war die Veranstaltung auch, in der Zeitung und auf anderen Kanälen. Wegen fehlender Fragen ist der Abend vorzeitig beendet Diejenigen, die nicht dabei waren, verpassten einen Abend, in dem die Projektpartner das Bild einer attraktiven neuen Nahverkehrsachse zu zeichnen suchten. &bdquo;Wir sind dabei, den Zug auf die Schiene zu setzen, und ich hoffe, Sie springen auf“, sagte die städtische Planungschefin Inga Linzel. Gemeinsam mit Anja Stocksieker, Projektleiterin des Nahverkehrsverbandes Westfalen-Lippe (NWL), führte Linzel durch den Abend. Dass das, was sie präsentierten, zum Teil Werbecharakter hatte, ist mutmaßlich ihrer Begeisterung für das Projekt geschuldet. Aber von den übrigen Teilnehmern des Online-Forums, zumal den Bürgern, kam im Chat kein Gegenwind und kaum mal eine Nachfrage. Eine lebhafte Diskussion fand nicht statt, und nach eindreiviertel Stunden klang das professionell moderierte Format vorzeitig aus. Was es vorwiegend brachte? Sattsam bekannte Erkenntnisse. Die Teilnehmer hörten wenig Neues, schon gar nicht, wenn sie vor einem und vor zwei Jahren die Medienberichte über ähnliche Veranstaltungen in Verl und Harsewinkel gelesen hatten. Sämtliche Daten standen seit Anfang 2019 mehrfach in der Zeitung und sind großteils auch auf der Homepage des Projektes (mobil-in-hgv.de) zu finden. Vor Corona drängelten sich die Leute noch ins BürgerhausDass die Teilnehmerzahl an dem ersten, mehrfach verschobenen Gütersloher Info-Abend derart bescheiden ausfiel, ist gleichwohl bemerkenswert, weil der Kontrast zu den Zahlen der Zielgruppe so eklatant ist. 45.000 Menschen leben nicht weiter als einen Kilometer von der Trasse entfernt (jene Entfernung, die der NWL &bdquo;fußläufig“ nennt), 26.000 Arbeitnehmer verdienen in den großen Firmen nahe der Strecke ihre Brötchen – und von diesen beiden Zahlen dürfte ein erheblicher Teil aus Gütersloh stammen. Wie schwer sich pandemiebedingte Online-Formate tun, Bürgerbeteiligung zu organisieren, erkennt man daran, dass Anfang 2020, kurz vor Corona, der erste Info-Abend in Marienfeld noch in Präsenz stattfand: Damals drängten sich 120 Menschen ins Bürgerhaus. Der Neuigkeitswert beschränkte sich am Dienstag hauptsächlich auf den Zeitplan für den weiteren Ablauf (siehe Info-Kasten) und auf die sogenannten Mobilstationen (Haltestellen). Gütersloh, so zeigte sich, muss noch einiges tun, um die Grundstücke für die Mobilstationen metergenau zu verorten, sie herzurichten und auszustatten – um sie dann, nächster Punkt auf der To-do-Liste, ans Busnetz anzubinden. Bei den Haltestellen ist noch vieles unklarKonkret: Das Grundstück für die Mobilstation in Blankenhagen scheint noch gar nicht exakt ausgewiesen - auf den Plänen ist es jedenfalls nicht zu sehen. Jenes an der Carl-Miele-Straße, Ecke Stadtring, ist zwar in städtischem Besitz, aber möglicherweise zu mickrig – tritt Miele also einen Teil seines Grundstückes, seiner Parkflächen ab? Die nächste Mobilstation in Sundern an der &bdquo;Welle“ soll genau auf dem Besucherparkplatz stehen – bleibt dann noch genug Parkfläche für die Spaßbadler? Beim Grundstück in Spexard, nächstes in der Reihe, ist ebenfalls einiges zu klären: Kürzlich hat der Besitzer gewechselt, er will das Areal rund um Spexarder Krug neu bebauen - wie viel Platz will er der TWE wohl lassen?Nächster Punkt: Was ist mit der Anbindung von Firmen? Die Unternehmen seien sehr interessiert, berichtet Daniel Brinckmann vom Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL). Miele, Arvato, Nobilia, Claas, Beckhoff: Ob deren Beschäftigte in die TWE einsteigen, werde &bdquo;großen Einfluss auf die Inanspruchnahme“ haben, sagt Brinckmann. Die Projektpartner seien zuversichtlich: Das neue Jobticket ab August sei Wasser auf die Mühlen. Allerdings, das machte Brinckmann klar, werde viel von der Busanbindung abhängen - können die Busse eine Schleife fahren, wie oft kommen sie, wo halten sie? All das werden sich stark auf die Fahrpläne auswirken, so Brinckmann. Es werde daher nicht nur ein Linienkonzept ausgearbeitet, sondern mehrere. Vieles kommt gar nicht zur Sprache Weiteres komplexes Thema: Die Einbindung des Hauptbahnhofes und dessen Gleis 1. Mit der DB Netz sei für 2024 ein Bauslot vereinbart, ein Zeitfenster, berichtet TWE-Geschäftsführer Henrik Wilkening. Eine neue Kostenschätzung nannte er dagegen nicht – die 34,5 Millionen Euro, im Jahr 2017 geschätzt, dürften längst überholt sein. Auch manches andere kam nicht zur Sprache: Ist die Annahme, dass sich werktags täglich 3.100 Fahrgäste in die Bahn setzen, nicht allzu optimistisch? Wie gesichert ist die zweite Ausbaustufe, die die Strecke weiter bis Hövelhof führt und zusätzliche Haltepunkte bringen soll? - darunter einen in Höhe Arvato? Was bedeutet die Aussage von Projektleiterin Stocksieker, die Stationen würden &bdquo;abhängig von ihrem Potenzial und den Fahrgastzahlen“ ausgestattet und später womöglich aufgewertet? Und schließlich: Wann erreicht die TWE-Strecke ihren finalen Stand, sprich den Anschluss an ein überregionales S-Bahn-Netz? Eine Antwort darauf wäre schon deswegen interessant gewesen, weil das vermutlich gleichbedeutend mit der Umstellung vom Stunden- auf einen Halbstundentakt ist. Die Schranken schlössen sich dann jeden Tag 72 Mal. Übliche Schließzeit: 40 Sekunden bis eine Minute, je nach Zuggeschwindigkeit und Bahnhofsnähe.

Meistgelesen