Kritik an Gütersloher Heimatverein: Wie geht es mit dem Stadtmuseum weiter?

Gütersloh. Stadt und Politik wollen sich verstärkt des Stadtmuseums annehmen. Bei einer Debatte im Kulturausschuss machten Sprecher der Fraktionen deutlich, dass sie Handlungsbedarf sehen, sowohl akut als auch perspektivisch. Einstimmig beschlossen sie, einen Arbeitskreis einzurichten, der gemeinsam mit dem Heimatverein Gütersloh ein neues Konzept für das Museum entwickelt. Der Heimatverein ist Träger des Museums. Aus vielen Äußerungen ging hervor, es sei angebracht, ihn stärker zu unterstützen, aber auch zu kontrollieren. Kulturdezernent Andreas Kimpel sagte, die Stadt habe mit dem Vereinsvorsitzenden Giesbert Nunnemann vereinbart, mindestens alle zwei Monate Bericht zu erstatten. Zudem sei zu überlegen, ob die Stadt ihren jährlichen Zuschuss auf eine Grundfinanzierung umstelle und den Rest an das Erbringen bestimmter Leistungen binde; derzeit bekommt der Verein pauschal 232.000 Euro pro Jahr. Lesen Sie auch: Zoff beim Gütersloher Heimatverein - Haustechniker klagt gegen seine Kündigung "Wir brauchen mehr Professionalität" Kimpel lobte den ehrenamtlichen Einsatz des Vorstandes. &bdquo;Gleichwohl brauchen wir zusätzliche Professionalität in Organisation und Führung." Die Stadt habe beim Westfälischen Museumsamt angefragt, um zusätzliche Expertise zu gewinnen. Denn: Für das Gütersloher Stadtmuseum stellten sich inzwischen &bdquo;grundsätzliche konzeptionelle Fragen". Die Herausforderung sei, die Museumarbeit zeitgemäßer und moderner zu gestalten, verstärkt auch in die digitale Vermittlung und Präsentation zu kommen. &bdquo;Das ist eine Herkulesaufgabe", sagte Kimpel. &bdquo;Dieses Thema wird uns die nächsten Jahre beschäftigen." Der Kulturdezernent machte deutlich, dass &bdquo;das reine Bewahren und Beharren auf den Status Quo nicht ausreicht". Es sei eine Neuausrichtung fällig. Das Stadtmuseum befinde sich in einem ständigen Spagat zwischen Tradition und Neuorientierung, &bdquo;doch aus meiner Sicht ist in nächster Zukunft zu entscheiden, in welche Richtung man will". Die Mitgliederversammlung, die der Heimatverein morgen, Donnerstag, abhält, gebe vielleicht erste Hinweise dazu. Eine Million Euro an einen "Wackelkandidaten" gegeben Auch die kulturpolitische Sprecherin der CDU, Marita Fiekas, sagte, sie gespannt, was am Donnerstag heraus komme. Fiekas spielte damit auch auf die Disharmonien im Verein an, die zuletzt und vor hinter den Kulissen deutlich geworden waren und die Kimpel jetzt als &bdquo;wenig förderlich" bezeichnete. Hinzu kommt der aktuelle personelle Engpass. Seit der Verein 2020 dem Museumsleiter gekündigt hat, wird das Haus nur kommissarisch geleitet, außerdem hat er unlängst dem Hausmeister/Techniker gekündigt. Die dritte hauptamtliche Kraft im Büro war ihrerseits gegangen. Fiekas sagte, im Museum und im Verein laufe es schon längere Zeit (&bdquo;vor Corona") nicht rund. BfGT-Sprecher Jürgen Behnke verwies darauf, dass die letzte Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahl schon fünf Jahre her sei; es dränge sich daher die Frage auf, ob der Vorstand, der längst neu hätte entlastet werden müssen, überhaupt noch legitimiert sei. Behnke: &bdquo;Das bedeutet, dass die Stadt, rechnet man die Jahre zusammen, eine schlappe Million Euro Zuschuss an einen Wackelkandidaten gegeben hat, an einen Heimatverein, den es vielleicht offiziell nicht mehr gibt." Er riet, Kimpel das dringend zu prüfen. Soll gar die Stadt die Trägerschaft übernehmen? Simone Bercht, Sprecherin der Grünen-Fraktion, warf die Frage auf, ob der Museumsbetrieb &bdquo;noch weiter ehrenamtlich geleistet werden kann". Man müsse das Museum professioneller führen und ausstatten, damit es heutigen Ansprüchen gerecht werde. Ihr Fraktionskollege Marco Mantovanelli forderte, perspektivisch über eine Trägerschaft der Stadt nachzudenken. &bdquo;Es ist zu überlegen, ob die Stadt mehr in die Verantwortung geht, damit das Museum seiner Aufgabe gerecht werden kann." SPD-Sprecherin Wiebke Heine hingegen sagte, die Stadt müsse sich eher als Kooperationspartner denn als Kontrolleur verstehen. FDP-Vertreter Anthony Masaki sagte, die Politik müsse dringend das direkte Gespräch mit dem Vorstand führen. Erschüttert äußerten sich mehrere Fraktionssprecher über den Zustand des Museums-Magazins. Untergebracht in einer alten Fabrikhalle, hatten sie vor wenigen Tagen Gelegenheit, es zu besichtigen. CDU-Sprecherin Fiekas sagte, sie schon zweimal dort gewesen und habe verzichtet: &bdquo;Ich weiß, wie furchtbar es dort aussieht." Sogar Wasser tropfe von der Decke, die klimatischen und räumlichen Bedingungen seien nicht annähernd förderlich für das Aufbewahren von Museums- und Kulturgut. Kulturdezernent nennt den Zustand des Museumsdepots "erbärmlich" Kulturdezernent Kimpel nannte den Zustand des Magazins &bdquo;erbärmlich", das sei mehr oder weniger seit seinem Amtsantritt so. Kimpel hielt dem Heimatverein vor, nicht genug dagegen getan zu haben, &bdquo;sie haben das schleifen lassen". Das Magazin in einen besseren Zustand zu überführen, habe &bdquo;akute, höchste Priorität". Da es derzeit auf überörtlicher Ebene Überlegungen gebe, ein Regional-Magazin einzurichten – federführend sei Bielefeld – habe Gütersloh vorsorglich den Finger gehoben. Vielleicht ergäben sich Optionen. Eine dringende Aufgabe des Heimatvereins sei, die &bdquo;Sammlungswürdigkeit" der Objekte zu beurteilen. &bdquo;Das ist bislang nicht erfolgt", so Kimpel. Bei Schenkungen und Erbschaften sei beim Verein bislang beliebt gewesen, immer Ja zu sagen. &bdquo;Wohin das führt, kann man jetzt sehen." Es sei zu höchste Zeit, zu &bdquo;entsammeln" - museumsdeutsch für wegwerfen.

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