Welche Haltestellen für die neue S-Bahn im Kreis Gütersloh geplant sind

Gütersloh. Wenn nach aktuellem Stand 2025 der Betrieb auf der TWE-Strecke zwischen Harsewinkel und Verl reaktiviert wird, könnte das längst nicht den Endpunkt dieser Entwicklung bedeuten, sondern die erste Vorstufe und Teil eines S-Bahn-Verkehrskonzepts für ganz OWL sein. Detlev Kahmen, Sprecher der CDU im Mobilitätsausschuss, sieht darin einen wichtigen Baustein der Verkehrswende in Gütersloh, der sogar Einfluss auf die Wohnbaupolitik der Stadt haben könnte. &bdquo;Ziel ist es, ein S-Bahn-System zu entwickeln, das mittelfristig eine tragende Rolle für ein nachhaltig mobiles OWL einnimmt", heißt es im Konzept, das der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) angestoßen hat. Das beinhaltet zehn verschiedene Streckenabschnitte, Korridore genannt. Einer davon ist die TWE-Strecke. Die Realisierung des Zielkonzepts ist auf das Jahr 2040 ausgerichtet. Zwei Vorstufen werden bis dahin in der Planung genannt. Konkrete Daten für die Realisierung der zweiten Vorstufe sind bislang nicht bekannt. Der Stadtbus als Teil eines umfassenden Verkehrskonzepts Allerdings ist es für Detlev Kahmen klar, dass bereits jetzt die Vorbereitungen in den Kommunen getroffen werden müssen, um den Busverkehr passgenau auf den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) abstimmen zu können. &bdquo;Spätestens mit dem Neustart der TWE-Strecke muss auch das neue Stadtbuskonzept stehen", so Kahmen. Dieses müsse als Teil eines umfassenden Verkehrskonzepts gedacht werden. &bdquo;Wenn wir dadurch den Zuwachs an Autoverkehr in der Stadt verhindern, wäre das schon ein Erfolg." Die erste Vorstufe des Konzepts beinhaltet die Reaktivierung der TWE-Strecke zwischen Harsewinkel und Verl in einstündiger Taktung als Regionalbahn-Linie 76. Sieben Haltestellen sind zwischen den Endpunkten zunächst geplant. Ab 2027 werden batteriebetriebene BEMU-Fahrzeuge auf dieser nicht elektrifizierten Strecke eingesetzt, um Dieselloks zu ersetzen. In Hövelhof ist der Umstieg zur Regionalbahn nach Paderborn möglich Als zweite Vorstufe ist die Ausweitung der Strecke nördlich von Harsewinkel bis Versmold und südöstlich bis Hövelhof vorgesehen. Zusätzliche Haltepunkte sind in Gütersloh bei Arvato und in Verl, Bornholte und Kaunitz geplant. In Hövelhof soll ein drittes Bahnsteiggleis entstehen. Dort wäre der Umstieg auf die Schnellbahnlinie S74 möglich, die halbstündlich zwischen Bielefeld und Paderborn verkehrt. Laut Prognose des Gutachtens würde sich damit die Fahrtzeit von Gütersloh nach Paderborn, bisher mindestens 69 Minuten, um 15 Minuten verkürzen. Damit könnte die Verbindung eine attraktive Alternative zum Auto darstellen. Stufe drei, das Zielkonzept, ist die Realisierung eines Halbstundentakts auf der TWE-Strecke, die auf zwei Halbstrecken aufgeteilt wird: Zwischen Harsewinkel und Gütersloh entsteht die Linie S78, zwischen Gütersloh und Hövelhof die Linie S76. Die Absicht des Verler Bürgermeisters Michael Esken, auf dieser Strecke mit &bdquo;FutureRail OWL" autonomes Fahren auf die Schiene zu bringen, dürfte damit passé sein. Da die Strecke eingleisig ist, muss der Ausbau von Begegnungsabschnitten erfolgen. Diese sind nördlich von Harsewinkel, südlich von Blankenhagen und am Halt Gütersloh Welle geplant. ZOB und Bahnhofsvorplatz wird zum Dreh- und Angelpunkt Für Detlev Kahmen ist der Ausbau des S-Bahn-Verkehrs eingebettet in ein mobiles Gesamtkonzept, das die enge Verzahnung mit dem Busverkehr zur Voraussetzung hat. &bdquo;Die Bahnfahrer sollten an den jeweiligen Haltestationen schnell und bequem in einen Bus umsteigen können, um schnellstmöglich ans Ziel zu gelangen", so sein Wunsch. Die Haltestellen, Mobilstationen genannt, sollen mit entsprechender Infrastruktur ausgestattet werden: Parkplätze für die Autos der Pendler und für Carsharing, Unterstellplätze oder Parkhäuser für Fahrräder, die auch Ladestationen für E-Bikes vorhalten, WLAN inklusive. Eine besondere Bedeutung kommt in Kahmens Überlegungen dem ZOB als Dreh- und Angelpunkt zu. Zurzeit wird seitens der Stadt geprüft, ob und wie sich die Fläche der ehemaligen Post dafür nutzen lässt. Diese gehört dem Unternehmen Hagedorn, die Stadt hat aber ein Vorkaufsrecht bis Ende dieses Jahres. Aufgrund personeller Engpässe im Bereich Verkehrsplanung konnte das Projekt Neugestaltung des Bahnhofsumfelds im vergangenen Jahr nicht so intensiv bearbeitet werden wie geplant, teilt die Stadt zum Stand der Dinge mit. &bdquo;Inzwischen sind jedoch neue Kollegen und Kolleginnen gewonnen worden, die in den kommenden Monaten ihre Tätigkeit aufnehmen und das Projekt voranbringen werden", so Stadtsprecherin Susanne Zimmermann. Das derzeitige Stadtbussystem hat ausgedient Ist die Nutzung der Postfläche möglich, wäre nicht nur ein komfortablerer Umstieg gesichert. Auch der Durchgang zum Kolbeplatz und in die Innenstadt könnte durch den völligen oder teilweisen Wegfall der bisherigen ZOB-Fläche zwischen Kino und C&A attraktiver gestaltet werden. Der Hauptbahnhof und der Bahnhofsplatz würden so zum &bdquo;Eintrittstor in unsere Stadt". Mit dieser Ansicht weiß der CDU-Mann die Mehrheit der Politik nach eigener Auskunft hinter sich. Detlev Kahmen macht keinen Hehl daraus, dass für ihn das bestehende Rendezvous-System, bei dem alle Busse zur gleichen Zeit sternförmig den ZOB verlassen, auf den Prüfstand gehört. &bdquo;Dieses System frisst viel Fläche, weil es zurzeit alle halbe Stunde gleichzeitig viele Busse aufnehmen muss und ansonsten kaum genutzt wird." Zudem sei es wenig tauglich, die Außenbereiche der Stadt sinnvoll erschließen zu lassen. Damit ist Kahmen beim Thema Wohnbaupolitik angelangt. &bdquo;Eine Stadt muss sich weiterentwickeln, um attraktiv zu sein. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit Wachstum." Da weiterer Wohnraum benötigt werde, hält er es für angebracht, innerhalb der Stadt dort zu verdichten, wo es machbar und sinnvoll sei. &bdquo;Natürlich sind auch Frischluftkorridore und Grünzüge zu beachten, aber mit Augenmaß", so Kahmen. Für ihn ist die Verdichtung einer Ausdehnung in die Fläche vorzuziehen. Kommt der Nahverkehr zu den Menschen, besteht kein Druck, in die Stadt zu ziehen Sollte das S-Bahn-Konzept verwirklicht und mit einem effektiven, eng getakteten Busverkehr verbunden werden, sieht Kahmen einen Vorteil für Kommunen, die noch nicht so gut am ÖPNV angeschlossen sind. &bdquo;Der Druck, aus Mobilitätsgründen beispielsweise von Versmold oder aus Blankenhagen in die Gütersloher Innenstadt zu ziehen, ist dann nicht mehr so hoch", sagt Kahmen. Doch wie realistisch ist tatsächlich die Umsetzung des S-Bahn-Konzepts? Bislang wurde von den Zweckverbänden beschlossen, das Konzept im Rahmen der Aufstellung des neuen NWL-Nahverkehrsplans zu berücksichtigen und die nächsten Projektbausteine in Abstimmung mit dem NRW-Verkehrsministerium, der Region OWL, den Eisenbahninfrastruktureigentümern und weiteren Partnern vorzustellen und abzustimmen. Zudem steht das Ganze unter dem Vorbehalt der Finanzierung sowohl der zusätzlichen Betriebsleistungen als auch der Infrastrukturmaßnahmen, wie es in der Vorlage für die Zweckverbandsversammlung des NWL heißt. "Die Kommunen stehen dem Projekt äußerst positiv gegenüber" Das klingt noch nach ferner Zukunftsmusik. Doch das ist es für den NWL-Pressesprecher nicht. &bdquo;Die Kommunen stehen dem Projekt äußerst positiv gegenüber", sagt Uli Beele. Das Projekt habe bereits eine vierstufige Machbarkeitsstudie durchlaufen, wobei auch dessen Wirtschaftlichkeit festgestellt worden sei. Im vergangenen Jahr sei das S-Bahn-Konzept von der Landesregierung ins Verkehrsprogramm aufgenommen worden. Das sei die Voraussetzung für die Generierung von Fördergeldern.

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